Noch ein paar unappetitliche Reformen
Mit der denkbar knappen Mehrheit von 152 von 300 Stimmen hat das griechische Parlament ein neues “Reformprogramm” verabschiedet, das die Troika gefordert hatte.
Nach Angaben der “FAZ” enthält es unappetitliche Regeln – etwa, das Frischmilch künftig zehn Tage alt sein darf. Angeblich wird so das “Monopol” lokaler Erzeuger “gebrochen”.
Vermutlich geht es eher darum, Milch-Konzernen das Geschäft zu erleichtern. Auch die Möglichkeit, Medikamente künftig im Supermarkt zu verkaufen, nützt dem Großhandel und schadet dem Mittelstand.
Dennoch dürften die Euro-Finanzminister diese und andere “Reformen” als “Durchbruch” feiern und neue Milliardenhilfen freigeben. Sie treffen sich am Dienstag ausgerechnet in Athen…– Mehr hier
Peter Nemschak
1. April 2014 @ 09:19
@Marcel Fairerweise muss man den Entscheidungsprozess der EU mit den nationalen Entscheidungsprozessen vergleichen. Da sehe ich wenig Unterschied, was den Einfluss der Bürger auf den Entscheidungsprozess betrifft. Viele Themen auf nationaler Ebene sind einfach zu komplex, um direktdemokratisch entschieden zu werden. Am ehesten funktioniert die direkte Demokratie auf kommunaler und regionaler Ebene, wo die Themen für den Bürger griffiger sind. Beim Thema Freihandelsabkommen brauchen Sie viel Zeit und wahrscheinlich eine Lesehilfe, um die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen zu können. Polemiken dafür oder dagegen sind zum Verständnis wenig hilfreich.
Claus
31. März 2014 @ 12:41
Dies gibt uns einen Einblick, wer und was die EU vertritt. Der Bürger explicid der kleine Einzelhändler ist es jedenfalls nicht.
Peter Nemschak
31. März 2014 @ 13:11
Kleine Einzelhändler, die auch Catering und Mittagsbuffets anbieten, gibt es nach wie vor. Allerdings bedarf es unternehmerischer Phantasie, um zu überleben.
Marcel
31. März 2014 @ 11:27
Der Liberalismus ist seit der Industrialisierung nutzlos, genau wie die FDP. Die EU soll den Bürger einen Gefallen tun und einfach verschwinden. In den Mülleimer der Geschichte mit der Europäische Union.
Peter Nemschak
31. März 2014 @ 11:59
Ihr nicht sehr aufschlussreicher Kommentar lässt tiefsitzende Ressentiments vermuten. Können Sie Ihre Meinung schlüssig begründen ?
Marcel
31. März 2014 @ 19:42
@Peter Nemschak,
Nehmen Sie sich mal vor wofür Liberalismus und Industrialisierung stehen und vergleichen sie mal die beiden Begriffe. Dann nehmen Sie sich das Parteiprogramm der FDP vor und versuchen das mal 1:1 in der heutigen Welt umzusetzen. Mehr als Traumdenken kommt nicht heraus. Was die EU angeht, schauen Sie sich doch mal das Gebilde an. Von Demokratie kann keine Rede mehr sein. EUdSSR wäre der bessere Name gewesen. Da entscheiden ein paar Leute über das Schicksal von Millionen Menschen und kriegen nichts hin. Selbst der Versuch ist bei den selbsternannten Demokraten nicht zu sehen. Die einzigen die sich anstrengen sind die EU-Gegner und das schon aus Eigeninteresse. Entweder die EU will die Bürger bevormunden und jede Kleinigkeit vorschreiben lassen oder die Bürger wird bei wirklichen wichtigen Entscheidungen gar nicht gefragt, z.B. das freihandelsabkommen. Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun, sondern eher mit Kommunismus. Und genau darauf steuert man drauf.
Peter Nemschak
31. März 2014 @ 11:23
Man wird sehen, ob die Maßnahmen zu einer Verbilligung der Milch und der Medikamente führen werden. Ultraerhitzte Frischmilch ist länger haltbar und schmeckt besser als Haltbarmilch. Entscheidend ist, dass der Konsument Wahlmöglichkeiten hat und der Wettbewerb unter den Produzenten funktioniert. Voraussichtlich wird es zu Fusionen bei den Molkereien kommen, einer Entwicklung, die in den weiter entwickelten Staaten Europas längst stattgefunden hat und keineswegs unappetitlich war, wie antiliberale Fundis gerne behaupten. Dass Apotheken in einem geschützten Markt wahre Goldgruben auf Kosten der Patienten sind, muss der Vollständigkeit halber erwähnt werden.
Hyperlokal
31. März 2014 @ 12:49
Wenn ich “Frischmilch” haben will, dann will ich Frischmilch haben. Wenn ich “ultraerhitzte Frischmilch” haben will, dann kann die nehmen, falls sie mir besser schmeckt und als solche gekennzeichnet ist.
Die Lösung kann also nur lauten: Klare Kennzeichnungspflicht des Unterschieds,
und nicht “Etikettenschwindel zugunsten der Großen”.
Vielfalt bei der Auswahl bedeutet, dass ich beides haben kann. Dann würde ich nämlich auch die “Kleinen” erhalten, die zudem eher für eine “ökologische Produktionsweise” stehen.
Peter Nemschak
31. März 2014 @ 13:08
Stimme ihnen voll zu. Produktkennzeichnung ist ein absolutes Muss. Vielfalt und Wahlmöglichkeit müssen erhalten bleiben. Offenbar ist ebo ein Skeptiker der Marktwirtschaft. Bei BILLA (REWE) in Österreich hat er Wahlmöglichkeiten, auch eine reichhaltige Auswahl an lokalen Produkten. Warum soll das in Griechenland nicht funktionieren? Es funktioniert auch in Italien, Slowenien und Kroatien, um ein paar Beispiele zu nennen.