Neues vom Wirtschaftskrieg (206) – BDI fordert schwarze Liste
Die russische Ölproduktion wird trotz der westlichen Sanktionen nahezu stabil bleiben. Russische Milliardäre steigern ihr Vermögen auf über eine halbe Billion Dollar. Und der BDI fordert eine schwarze Liste, um EU-Sanktionen durchzusetzen.
- BDI fordert schwarze Liste. Russlands Angriff auf die Ukraine ist ein dreister Verstoß gegen das Völkerrecht und darf nicht hingenommen werden. Wir unterstützen daher die Sanktionen. Leider stößt deren unternehmensbasierte Durchsetzung an Grenzen, weil viele Staaten Russland nicht sanktionieren. Die deutsche Industrie fordert daher gemeinsam mit dem Ost-Ausschuss eine schwarze Liste, um die russische Beschaffung sanktionierter europäischer Güter aus dem Nicht-EU-Ausland zu unterbinden. (BDI) Das ist ein Aufruf zu Sekundär-Sanktionen – ausgerechnet aus der deutschen Wirtschaft, die diese bisher immer abgelehnt hat! Der BDI spielt hier mit dem Feuer…
- Russische Milliardäre steigern ihr Vermögen auf über eine halbe Billion Dollar. Laut „Forbes Russia“ haben die reichsten Menschen Russlands im vergangenen Jahr ihr Vermögen trotz der westlichen Sanktionen im Ukraine-Krieg um 152 Milliarden Dollar erhöht. Dies ist auf die hohen Rohstoffpreise und die Erholung von den enormen Vermögensverlusten zurückzuführen, die sie kurz nach Beginn des Krieges erlitten haben. Die russische Ausgabe von Forbes listet 110 offizielle Milliardäre in ihrem Ranking auf, was 22 mehr sind als im letzten Jahr. Das Gesamtvermögen dieser Milliardäre ist von 353 Milliarden Dollar im Jahr 2022 auf 505 Milliarden Dollar im Jahr 2023 gestiegen. (Business Insider)
- Die russische Ölproduktion wird trotz der westlichen Sanktionen in diesem Jahr Moskauer Regierungskreisen zufolge nahezu stabil bleiben. Sie dürfte bei 480 Millionen Tonnen oder etwa 9,6 Millionen Barrel pro Tag liegen, sagte ein mit den Daten vertrauter russischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Wird noch Gaskondensat hinzugefügt, dürfte die Gesamtproduktion mit etwa 520 Millionen Tonnen nur etwas unter den im vergangenen Jahr erreichten 535 Millionen Tonnen liegen. Die bisherigen offiziellen Prognosen gehen nur von 490 bis 500 Millionen Tonnen aus. Das russische Energieministerium reagierte nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme. “Die russische Ölnachfrage hat sich nach dem anfänglichen Schock zu Beginn des Krieges weitgehend stabilisiert”, so die Analysten der US-Bank JP Morgan in einer Analyse. “Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage fast wieder das Vorkriegsniveau erreicht hat.” (Reuters)
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P.S. Nach einem Bericht der “FT” sind die USA in der G-7 mit dem Versuch gescheitert, alle Exporte nach Russland zu stoppen und zu sanktionieren. Offenbar ist das Ende der Fahnenstange erreicht…
european
27. April 2023 @ 13:09
Follow the money!
Man sollte sich mal die Muehe machen und die Liste der BDI-Unternehmen bzw die der Landesverbaende untersuchen um festzustellen, wo die Hauptaktionaere sitzen. Nur weil BDI draufsteht, heisst es nicht, dass die Unternehmen von ihrer Aktionaersstruktur tatsaechlich deutsch sind.
Ist wie mit dem DAX. Nur weil eine AG in D boersennotiert ist, heisst das nicht, dass die Aktionaere ueberwiegend deutsch sind. Siehe BMW. Die Hauptaktionaere sitzen in China, Katar und den Vereinigten Emiraten soweit mir bekannt.
Monika
25. April 2023 @ 18:24
Liebe Leute beim BDI, wenn jeder “dreiste Verstoß gegen das Völkerrecht” von Westwärts nach ähnlichen Kriterien eingeordnet und behandelt würde… mit welchen Ländern dürften wir nach welchem “Recht” dann überhaupt noch Handel treiben? Oder ist das ganze “den USA in den Allerwertesten-Gekrieche” nur der Ausdruck von panischer Angst vor unserem “Partner”, der uns wie ein durchgeknallter Mafia-Pate” “komplett in der Hand” hat? Macht euch endlich ehrlich Leute vom BDI, brecht die verordnete Omerta, stellt euch auf die Hinterfüsse, unser Pate nimmt nämlich seit geraumer Zeit schon keinerlei Rücksichten auf seine Gefolgsleute mehr. Für uns schauts finster aus, so oder so. Und ab diesem Zeitpunkt würde ich gegen den Paten aufbegehren…Ein Rest von Ehrgefühl und Selbstachtung bitte!
KK
25. April 2023 @ 13:09
Was haben die beim BDI für Drogen genommen?
Arthur Dent
25. April 2023 @ 10:55
Alle Sanktionen sind völkerrechtlich bedenklich, man höhlt selbst das Völkerrecht aus, auf das man sich stets beruft.
Ob Gesellschaftssysteme, technische Systeme, Öko-Systeme – alle Systemen haben die charakteristische Eigenschaft, dass sie nicht linear (aus a folgt b) funktionieren sondern in vielfach rückgekoppelten, wechselwirkenden Netzwerken. Deshalb schießt man sich häufig selbst ins Knie.
european
25. April 2023 @ 13:11
Seit letzter Woche verstossen Sanktionen gegen die UN Charta. Es hat eine Abstimmung gegeben, eingebracht von Aserbaidschan, in der mit 33 zu 13 Stimmen Sanktionen als Verstoss gegen die UN Charta gewertet wurden.
„UN-Menschenrechtsrat fordert Ende der Sanktionspolitik westlicher Staaten“https://amerika21.de/2023/04/263482/un-menschenrechtsrat-gegen-sanktionen
„Sanktionen führten zu „schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte der betroffenen Bevölkerungsgruppen“, mit „besonderen Konsequenzen für Frauen, Kinder, sowie Jugendliche, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen“.“
Helmut Höft
25. April 2023 @ 10:40
Da sagt der eingeborene Hesse:
„Die hammer abber rischtisch sankzjoniert, gelle!“ aka: die, die es treffen soll trifft’s nicht, die einfache russische Mattka muß es ausbaden. Aber der BDI, der zeigt Zähne … und fordert wenigstens eine schwarze Liste. Na, geht doch!
Tja, unsere Oligarchen verdienen an Sanktionen, Krieg und Krisen – warum sull das in Russland anders sein!