Neues vom Wirtschaftskrieg (117): “Nie wieder Energie aus Russland”
Der Wirtschaftskrieg gegen Russland zieht immer weitere Kreise. Deutschland will “nie wieder” Energie aus Moskau, jedenfalls nicht über die Gaspipeline Nord Stream 2. Die Sanktionen treffen auch die Schwellenländer. Und die Grünen wollen die Türkei bestrafen.
- Die Erdgaspipeline Nord Stream 2 ist fertig gebaut, nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte die Bundesregierung die Inbetriebnahme aber ausgeschlossen. Auch nach einem Ende der Ära von Präsident Wladimir Putin wird durch Nord Stream 2 nach Ansicht von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil nie Gas von Russland nach Deutschland fließen. »Der Vertrauensverlust ist so fundamental, dass es nie wieder eine Situation geben wird, in der eine deutsche Bundesregierung auf Energie aus Russland setzen kann«, sagte der SPD-Politiker der Nachrichtenagentur dpa. Er sei sehr sicher: »Nord Stream 2 wird nie in Betrieb gehen.« – Nord Stream 2 ist verloren, der Rest ist Wahlkampf-Rhetorik. Denn natürlich setzt Deutschland auf Energie aus Russland – es fließt weiter Öl, auch Uran wird gebraucht.
- Schwellenländern droht Zahlungsunfähigkeit: Erst der Krieg in der Ukraine, jetzt die Zinswende in den USA: Länder wie Sri Lanka und Argentinien drohen, in die Zahlungsunfähigkeit zu rutschen. Jetzt ziehen auch noch Investoren im Rekordtempo ihr Geld ab. – Der Wirtschaftskrieg trifft den globalen Süden mit voller Wucht. Es geht eben nicht nur um Nahrungsmittel für Afrika und Energie (LNG) für Asien, sondern auch um Zinsen und Investitionen etwa in Lateinamerika. Deshalb schließen sich die meisten Länder den westlichen Sanktionen nicht an – sie fürchten um das eigene Wohl.
- Trittin fordert Türkei-Sanktionen. Präsident Erdogan will das Nato-Mitglied Türkei in das Staatenbündnis SCO um China und Russland führen – ein Gegengewicht zu westlichen Bündnissen. In der Ampel-Koalition werden Rufe nach harten Konsequenzen für die Türkei laut. – “Es ist Zeit für eine robustere Türkei-Politik“, forderte der Grünen-Politiker Trittin. „Da niemand aus der Nato ausgeschlossen werden kann, muss über wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen gegen die Türkei nachgedacht werden.“ – Nicht nur die Nato, auch die EU hat sich von der Türkei abhängig gemacht. Am Umgang mit Erdogan und dessen neo-osmanischer Politik zeigt sich die Verlogenheit des Westens.
Mehr zum Wirtschaftskrieg hier (Live-Blog)
KK
20. September 2022 @ 13:54
»Der Vertrauensverlust ist so fundamental, dass es nie wieder eine Situation geben wird, in der eine deutsche Bundesregierung auf Energie aus Russland setzen kann«
Bei uns in Schilda.
Exekutiert von dementem Kanzler, einem Anti-Erhard als Abwirtschaftsminister und einer kriegstreibenden Propagandaministerin des Äussersten sowie einem Lindnerwurm, der das Gold der Reichen bewacht.
Und als Oppositionsführer einer, der das alles in Personalunion alleine könnte…
Holly01
20. September 2022 @ 07:59
Schau an, es gibt eben nicht nur Idioten:
” Und dann ist eben ein Transformationsgeld nötig. Das ist die richtige Antwort. Das Energiegeld ist viel zu kurz gegriffen. Denn im Zuge des Umbaus zur Klimaneutralität wird sich nicht allein die Energie verteuern, sondern im Grunde anteilmäßig jedes Produkt. Alles, wo Energie drinsteckt, wird teurer werden. Die global gestörten Lieferketten wirken darüber hinaus ebenfalls preiserhöhend. ”
aus
” https://www.klimareporter.de/deutschland/die-fdp-scheint-marktwirtschaft-komplett-vergessen-zu-haben ”
Lesenswert, auch und gerade unter dem Aspekt der “Zinsanhebungen” der EZB, die die Transformation gefährden. Da sind BAFIN und EZB bis zu den Einzelbanken alle schon gebündelt und aktiv.
Robby
19. September 2022 @ 19:54
Wie schaut es da eigentlich mit Entschädigungszahlungen für Gazprom aus? Für deren Investitionen und deren entgangene Gewinne für die Projektdauer der Pipeline ? Das müssten ja ein paar Hundert Milliarden sein. Ein Fall für Schiedsgerichte?
european
19. September 2022 @ 13:54
“Deindustrialisierung in Deutschland” – ein aktueller Artikel auf business-leaders.net
Einer mittellangen Einfuehrung folgen Aufzaehlungen von Unternehmen, die abwandern, nach Asien verkauft werden, den Betrieb einstellen, gefaehrdet sind uvm. Zahlen ueber gefaehrdete Arbeitsplaetze werden auch genannt. Ich bin nicht sicher ob die Bundesregierung aktuell sowas liest, es wuerde sie in ihrer Realitiaetsverweigerung stoeren 😉
https://www.business-leaders.net/deindustrialisierung-in-deutschland-angriff-auf-die-substanz-der-deutschen-industrie/
Der Exportweltmeister, -europameister oder was auch immer, is gone for good.
european
19. September 2022 @ 13:27
“Nie wieder Energie aus Russland”?
Mal sehen, wie lange sich das noch halten laesst, denn dazu muss jetzt auch noch kommen “Nie wieder Rohstoffe aus Russland”
https://www.heise.de/tp/features/Auf-Metalle-aus-Russland-verzichten-7268213.html
Man wird sehen, wieviel selbstvernichtender Unfug noch aus Berlin und Bruessel kommen wird. Kreislaufwirtschaft fuer Exportnationen?
Watch this space 😉
Arthur Dent
19. September 2022 @ 12:58
Warum hatten andere EU-Länder Einwände gegen NS2? Weil sie Einnahmen aus Transitgebühren verloren hätten und weil Deutschlands Wirtschaftskraft durch mehr billige Energie noch weiter gewachsen wäre. Die USA waren dagegen, um endlich ihr Flüssiggas nach Europa exportieren zu können (Gasdeal Juncker- Trump 2017). Aber freiwillig hätte es ihnen niemand abgekauft. Der Zugang zu billiger Energie ist die Grundlage für volkswirtschaftlichen Wohlstand – davon hat sich Deutschland für immer verabschiedet. Kampfpanzer, sowie alle anderen Waffen, die Deutschland der Ukraine zu Verfügung stellt, bezahlt der deutsche Steuerzahler. Wer heute eine Violine kauft, kann morgen noch lange nicht bei den Berliner Philharmonikern mitspielen. Wie bei einem Orchester müssen auch beim Militär die verschiedenen Waffengattungen miteinander “harmonieren”, sonst nützen sie gar nichts. Bei allem Verständnis für die Unterstützung der Ukraine, ein blühendes Land war sie auch vor dem Krieg nicht. Von einer Demokratie nach westlichem Vorbild kann auch nicht die Rede sein, siehe auch Korruptionsindex von Transparency international. Und niemand ist gezwungen sich bis zur Selbstaufgabe aufzuopfern, um die Ukraine mit Geld und Waffen zu unterstützen.
Armin Christ
19. September 2022 @ 10:51
Am 7,2. sagte dieser Biden dem Scholz, daß er verhindern werde, daß Nordstream2 in Betrieb geht. Am 22.2. verkündete eben dieser Scholz daß Nordstream 2 nicht in Betrieb geht, und dann erst am 24.2. überfiel “Putin” die Ukraine. Also bitte die Chronologie einhalten.
Kleopatra
19. September 2022 @ 13:17
Sie übersehen den Unterschied zwischen einem (zeitweiligen) Stopp des Projekts, das danach hätte wieder aufgenommen werden können, am 22.2., und der Festlegung, dass NS 2 nie in Betrieb gehen wird.
Armin Christ
20. September 2022 @ 08:23
Werte Kleopatra Ihnen ist wohl jede Verdrehung recht um diese BRD REgierungspolitik, sowie EU und NATO zu rechtfertigen.
Kleopatra
19. September 2022 @ 09:33
Gaslieferung durch Pipelines setzt wirklich eine langfristige Vertrauensbeziehung mit Perspektive für Jahrzehnte voraus, da es unter Umständern schwierig ist, den Lieferanten rasch zu wechseln. Bei einer Lieferung als Flüssiggas sieht die Sache umgekehrt aus, da hier leicht gewechselt werden kann.
Russland hat sich am 24.2. aus der Gruppe der Staaten, mit denen eine Handelsbeziehung über Pipelines denkbar ist, herauskatapultiert und wird daher an westliche Staaten Erdgas nur noch lose, d.h. als LNG, verkaufen können. Den geringeren Gewinn hat es sich selbst zuzuschreiben. Wenn es sich hingegen von China als Hauptkunden abhängig machen will, dann viel Spaß.
ebo
19. September 2022 @ 10:00
Sorry, aber daran ist nun so gut wie alles falsch.
Deutschland und die EU beziehen weiter Gas und Öl über Pipelines aus Russland, auch heute noch.
Selbst das Ölembargo, das Ende des Jahres in Kraft tritt, wird daran nichts ändern – mehrere osteuropäische Länder werden weiter Öl über Druschba bekommen. Das hätte Deutschland auch machen können.
Ein Gasembargo gibt es nicht und wird es wohl auch nie geben.
Selbst der Preisdeckel für Gas aus Russland, den die EU-Kommission vorgeschlagen hat, fand keine Mehrheit.
Mit ihrer chaotischen Sanktionspolitik haben die EUropäer den Russen HÖHERE Einnahmen beschert als zuvor, denn der Gaspreis schoß in die Höhe.
Ganz ähnlich verhält es sich beim Öl – deshalb will die G-7 nun wenigstens dort einen Preisdeckel durchsetzen…
Kleopatra
19. September 2022 @ 11:11
Wie ich schon gesagt hatte: ein Erdölembargo der EU ohne Teilnahme Deutschlands als der größten einzelnen Volkswirtschaft der EU wäre keines mehr. Deshalb besteht die Möglichkeit einer Ausnahme für Deutschland nur theoretisch. Außerdem hat sich Deutschland durch sein rücksichtsloses Verhalten beim Bau von Nord Stream 2 gegen alle Einwände anderer EU-Mitglieder bereits ziemlich angreifbar gemacht und war deshalb diplomatisch in einer schlechten Position, um die von Ihnen angesprochene Ausnahme durchzusetzen.
Zur Frage, ob man von Russland auch in Zukunft Gas kaufen können wird, habe ich die Meinung vertreten, dass das durchaus der Fall ist, allerdings nur unter technischen Voraussetzungen, die einen raschen Wechsel des Lieferanten möglich machen (d.h. eben als LNG). Für Erdöl würde dasselbe gelten.
Persönlich halte ich allerdings die Lieferung von Kampfpanzern an die ukrainische Armee vor der Hand für noch dringender als Boykottmaßnahmen gegen die russische Volkswirtschaft. Aber das wird die Bereitschaft der Russen, uns Energieträger zu verkaufen, auch nicht fördern …
Holly01
19. September 2022 @ 09:32
Ich höre nur: ” Wir folgen den USA weiter in den Untergang.”
Wir sanktionieren alle Alle die irgendwie nicht den USA zu Kreuze kriechen?
Viel Spaß, das wird eine sehr lange Liste.
Um das ganz ganz klar zu sagen:
Die Welt außerhalb der 40 Staaten die den USA sklavisch und gegen ihre eigenen Interessen folgen formiert sich ganz neu.
Das ist kein sowohl als auch.
Das ist ein entweder oder.
Das wird passieren:
Ein Land wird im US Bereich zahlungsunfähig.
Dieses Land wird von den üblichen Verdächtigen abgestraft, also Wall Street, IWF, Weltbank pipapo.
Dieses Land wird mit der “Wertegemeinschaft” keinen Handel mehr treiben.
Die “Wertegemeinschaft” muss die Schulden abschreiben.
Der Rest der Welt wird darauf überhaupt nicht reagieren.
Dieses runtergewertete Land kann mit seiner Währung im Rest der Welt weiter handeln. Es kann seine Waren weiter anbieten und handeln und tauschen.
Ein Zahlungsausfall in der “Wertegemeinschaft” hat für das Land gar keine Folgen mehr.
Die Zeiten, wo der Weltpolizist USA überall herumgerannt ist und alles und jedes beschlagnahmt hat, ist vorbei.
Im Gegenteil muss die “Wertegemeinschaft” damit rechnen das andere Länder ihrerseits Enteignungen vornehmen. Steilvorlagen sind das Pariser Klimaabkommen und Kononialfolgen.
Daraus lässt sich prima eine Strick drehen.
Die “Wertegemeinschaft” muss also nicht nur immense Abschreibungen verkraften, sondern auch Eigentumsverluste.
Wer den USA in den Untergang hinterher laufen mag soll das tun.
Eine Mehrheit in Deutschland wird das nicht finden.
Deutschland wird nicht für die Interessen der superreichen Amis untergehen.
Da wird unsere Führungsfreudige Elite an der Heimatfront ganz neue Verhältnisse vorfinden.
Da wird es auch keine Strukturen geben die man unterwandern könnte.
Da wird es keinen offenen Widerstand geben.
Das ist dann alles eine Abwandlung von “don’t tell, don’t ask”.
Ich habe keine Lust jeden Tag zu schauen was die selbst ernannten “Freiheitskämpfer” ausgeheckt und angestellt haben.
Mir reicht XR mit dieser verschrobenen und fehlgeleiteten Aggressivität.
Es ist sowieso erstaunlich wer sich in Deutschland alles einbildet ein “Recht” auf Unsinn und Gewalt zu haben ….