Neue Schulden für den Krieg, neue Hoffnung auf Frieden – und Grüne für RT-Zensur
Die Watchlist EUropa vom 10. März 2022 –
Soll sich die EU für den Krieg in der Ukraine neu verschulden? Oder reicht es, wenn jedes Land für sich aufrüstet – wie Deutschland, wo mal eben 100 Mrd. Euro für die Bundeswehr aus dem Hut gezaubert werden? Diese Frage dürfte den ersten Tag des Sondergipfels dominieren, der am Donnerstag und Freitag in Versailles tagt. Gastgeber Macron wünscht sich einen 200 Mrd. Euro schweren Verteidigungsfonds, um die EU aufzurüsten.
Als Vorbild soll der schuldenfinanzierte Corona-Aufbaufonds dienen. Dafür hat die EU 750 Mrd. Euro in den Finanzmärkten aufgenommen. Doch die Wirkung droht schon wieder zu verpuffen – nicht zuletzt “dank” der Sanktionen gegen Russland.
Die treffen nämlich nicht nur russische Banken und Oligarchen, sondern auch die europäische Wirtschaft. Der Handel mit Russland bricht ein, Öl und Gas werden teurer, sogar Weizen und Lebensmittel erleben einen Preisschub.
Sanktionen führen in die Stagflation
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Das dürfte das ohnehin schwache Wachstum abwürgen, Experten warnen schon vor einer “Stagflation”, also Stagnation plus Inflation. Frankreichs Finanzminister Le Maire vergleicht die Lage mit der Ölkrise 1973.
Normalerweise würde man nun mit einem Konjunkturprogramm gegensteuern. Die EU-Kommission hat auch mal Finanzspritzen für besonders gebeutelte Branchen und Länder angedeutet.
Doch nun dreht sich alles um Krieg und Aufrüstung. Die ist auch ein Konjunkturprogramm – für die Rüstungsindustrie. Und da ja ganz EUropa bedroht sei, könne man dafür auch gemeinsame Schulden aufnehmen, so Macron.
Wozu soll die Aufrüstung gut sein?
Dabei will Russland, soweit bekannt, kein EU-Land angreifen. Und die EU-Mitglieder trauen sich, wenigstens bisher, nicht, militärisch in der Ukraine einzugreifen. Wofür soll die Aufrüstung also gut sein? Für Atomwaffen?
Dies ist ebenso unklar wie die Finanzierung. Denn Macron stößt auf erbitterten Widerstand – diesmal auch in Deutschland. Anders als beim Corona-Wiederaufbaufonds ist das größte EU-Land diesmal nicht an Bord.
Der Gipfel im Schloß von Versailles könnte deshalb im Streit enden. Auf jeden Fall dürfte er aber der guten alten Friedensunion EU den Garaus machen. Über Diplomatie und Friedenspläne will man beim Kriegsgipfel erst gar nicht reden…
Siehe auch “Mit der neuen EU ist (so schnell) kein Frieden zu machen”
Watchlist
Kann die Türkei Frieden stiften? Am Donnerstag finden in Antalya die ersten direkten Gespräche zwischen den Außenministern der Ukraine und Russlands seit dem Kriegsbeginn fest. Allein schon, dass sie stattfinden, ist ein Erfolg für Sultan Erdogan. Er hat sein Land immer weiter von Europa weggeführt – und darf nun für Europa den Vermittler spielen. Was für eine bittere Ironie der Geschichte…
Was fehlt
Zensur im Europaparlament. Bei einer Abstimmung über die umstrittene Sperrung von RT und Sputnik stimmten Konservative und Grüne geschlossen für die Zensurmaßnahme, die AfD enthielt sich, nur bei den Sozialdemokraten gab es viele Nein-Stimmen. Das Wahlverhalten der Grünen ist auf den ersten Blick überraschend, schließlich waren sie ja mal eine alternative Partei. Doch heute sind sie die größten Fans der Ukraine…
european
10. März 2022 @ 13:38
Die Experten von der WELT sind auch schon ganz hysterisch. Deutschland ist so schwach wegen dem russischen Gas und nun übernehmen die Franzosen und die Italiener das Ruder. Der Herr stehe uns bei 😉
https://www.welt.de/politik/ausland/plus237425473/Gas-Abhaengigkeit-Deutschland-ploetzlich-schwach-muessen-wir-jetzt-die-Schuldenunion-akzeptieren.html
Für solche Artikel fehlen hier noch ein paar nette emojis.
El Zorro
10. März 2022 @ 11:13
Ecce Austria!
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat sich zur Neutralität Österreichs bekannt: „Österreich war neutral, Österreich ist neutral, Österreich wird auch neutral bleiben […] Die österreichische Neutralität hat Gute Dienste geleistet und leistet Gute Dienste“. Für ihn sei die Diskussion damit beendet, so der Bundeskanzler, der mit dieser Klarstellung auch auf Forderungen aus seiner eigenen Partei nach einem NATO-Beitritt Österreichs reagiert.
Holly01
10. März 2022 @ 12:29
Vielleicht könnte sich Deutschland an Österreich anschließen, den Rechtsrahmen übernehmen und so auch neutral werden.
Wir übernehmen auch “Wienerisch” als Amtssprache und lösen die Bundeswehr komplett auf (aber erst geben wir die 100 Mrd. aus).
OMG, damit wären das EEG und die Rentenreform hinfällig, ich stimme dafür das österreichische Rentensystem zu übernehmen.
european
10. März 2022 @ 10:18
Ein m.E. hochinteressanter und wirklich sehr gut geschriebener Kommentar zur jüngsten Rede unserer Außenministerin vor der UNO. Es passt zur grünen – und durchaus auch andersfarbigen – Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Absolut lesenswert. Da sitzt jedes Wort.
https://www.heise.de/tp/features/Baerbock-vor-UNO-Friedensrede-fuer-mehr-Krieg-6543949.html