Misstrauen und Verzweiflung

Wiedersehen macht Freude, oder nicht?

Das deutsch-französische Führungsduo für den Euro flößt kein Vertrauen mehr ein. Pünktlich zum ersten „Merkozy“-Treffen dieses Jahres parken die Banken der Eurozone neue Rekordsummen bei der EZB – die FTD wertet dies als Zeichen der schieren Angst. Derweil macht sich in der griechischen Regierung Verzeiflung breit: „Wir haben keine Zeit mehr“, warnt Regierungssprecher Kapsis im Fernsehen. Athen müsse noch härter sparen.

Schade, eigentlich wollte ich dieses Jahr optimistischer in die Zukunft blicken. Kurz vor Weihnachten hatte sich ja so etwas wie Hoffnung breit gemacht – zwar nicht auf ein Ende der Eurokrise, aber immerhin darauf, dass der Höhepunkt überschritten wäre. 

Doch es geht immer noch schlimmer, wie man jetzt sieht.

Heute kommt es wirklich knüppeldick: Wie der „Spiegel“ meldet, hat der IWF den Glauben an das laufende „Reform“programm in Griechenland verloren. Wenige Tage vor dem nächsten Besuch der „Troika“ in Athen steht damit mal wieder das Schicksal des Landes auf dem Spiel. Neben dem notleidenden „Reform“programm, das in Wahrheit ein Kahlschlagprogramm ist, bereitet auch der geplante Schuldenschnitt Probleme. Athen hofft, bis Mitte Januar eine Einigung mit Banken und Versicherungen zu finden, doch noch sind längst nicht alle privaten Gläubiger im Boot.

Einen guten Überblick über die verzweifelte Lage gibt keeptalkinggreece.

Finster sieht es auch am Geldmarkt aus. Die “Vorsichtskasse” der Banken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist am Montag zum zweiten Mal in Folge auf den höchsten Stand seit der Einführung des Euro im Jahr 1999 gestiegen, meldet die FTD. Die Einlagen über Nacht lägen bei 463,57 Mrd. Euro, teilte die EZB am Montag in Frankfurt mit. Erst am Freitag hatten sie den bisherigen Rekord von 455,3 Mrd. Euro erreicht.

Der Einlagerekord ist nicht nur ein Zeichen der Angst. Er belegt auch, dass die jüngste Feuerwehraktion der EZB, die die Banken kurz vor Weihnachten mit fast 500 Mrd. Euro zum Vorzugspreis versorgte, gescheitert ist. Statt das Geld an Kreditkunden weiterzureichen oder gar Staatsanleihen zu kaufen, parken die Geldinstitute es lieber in Frankfurt.

Noch ein Alarmsignal gefällig? In Italien schießen die Renditen für Staatsanleihen wieder in die Höhe. Der Spread liegt jetzt nur noch knapp hinter dem Höchststand Anfang November, meldet Zerohedge. Ob es daran lag, dass die Zinsen für Bundesanleihen heute in den Negativbereich gingen, Deutschland also Geld geschenkt bekam? (mehr dazu auf “Der Markt widerlegt Merkel”).

Merkozy wollten sich mit diesen akuten Problemen aber nicht lange aufhalten. Bei ihrem Treffen in Berlin beugten sie sich wieder über ihre „Fiskalunion“ und versprachen, sich – endlich – um das Wachstum in der Eurozone zu kümmern. Wobei natürlich erst das Sparen kommt (so will es die „Fiskalunion“), dann das Wachstum. Man darf gespannt sein, wie diese Quadratur des Kreises gelöst werden soll…

 

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