Linke: Rackete wird es in Brüssel schwer haben

Die Linke zieht mit der Aktivistin Carola Rackete in die Europawahl. Sie dürfte es in Brüssel schwer haben – die EU-Genossen haben in der Klima- und Flüchtlingspolitik andere Prioritäten.

Rackete hat sich 2019 als Kapitänin des Seenotrettungsschiffs “Sea-Watch” europaweit einen Namen gemacht. Sie will sich jedoch nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch fürs Klima einsetzen.

“Ich kandidiere für die Linke, weil sie die soziale Frage nicht gegen die ökologische ausspielt”, sagte Rackete auf dem Parteitag in Augsburg. “Die größte soziale Krise dieser Zeit ist die Klimakrise, sie betrifft jeden Aspekt des menschlichen Lebens, sie macht jedes soziale Problem noch schlimmer”.

Das dürfte auch in der europäischen Linken konsensfähig sein. Allerdings haben sich die Genossen in den Niederlanden, Frankreich oder Spanien nicht von FFF-Aktivistin G. Thunberg abgesetzt – wie die meisten deutschen Politiker.

Auch beim Linken-Parteitag gab es Streit über Thunberg und ihre Solidarität mit den Palästinensern. Ex-Parteichef Bernd Riexinger und Parteivorstand Luigi Pantisano stellten sich hinter sie, während Jan Korte von “antisemitischen Doppelstandards” sprach.

Wie hältst Du es mit Greta? Diese Frage dürfte Rackete gestellt werden, wenn sie in Brüssel bzw. Straßburg ankommt. Mit Gegenwind muß sie auch in der Flüchtlingspolitik rechnen.

Die Genossen aus Frankreich und Spanien haben große Vorbehalte gegenüber der deutschen Art der Seenotrettung. In Spanien waren zuletzt wieder hunderte Boat People angekommen, auf den Kanaren wurde ein Rekord gebrochen..

Last but not least kommt auch noch Gegenwind von Wagenknecht & Co. Wenn der Wagenknecht-Verein wie geplant bei der Europawahl antritt, könnte die alte deutsche Linke massiv Federn lassen.

Rackete allein wird den Negativ-Trend wohl kaum stoppen…

P.S. Aus Brüsseler Sicht fällt auf, dass sich die Linke kaum noch gegen den Krieg in der Ukraine ausspricht und auch in der Nahost-Politik “low profile” wählt. Will man sich so von Wagenknecht absetzen – oder den Grünen und vielleicht sogar der SPD annähern?