Le Pens Maskerade

Kurz vor der Stichwahl gibt sich die französische Nationalisten-Führerin Le Pen betont bürgerlich. Sie nominiert einen biederen Premier, dämpft die Anti-Euro-Rhetorik und kupfert beim Republikaner Fillon ab.

Le Pen übernahm ganze Passagen aus einer Fillon-Rede zur Lage der Nation. In den deutschen Medien wird das als “”Panne” und “Plagiat” gewertet. Es könnte jedoch auch eine bewußte Taktik sein.

Die Nationalistin setzt eine bürgerliche Maske auf, um ihren Gegner Macron besser schlagen zu können. Zudem wirbt sie ganz gezielt um Anhänger der Republikaner. Sie könnten die Wahl entscheiden.

Demgegenüber werden die Anhänger von Linken, Grünen und Sozialisten allein gelassen. “Die extreme Rechte setzt auf Öffnung, das Zentrum schließt die Türen”, beschreibt der NouvelObs die Lage.

Cherchez l’erreur, suchen Sie den Fehler”, fügt das linksliberale Blatt hinzu. Ganz einfach: Macron müsste auf seine linken Kritiker zugehen, er müsste den Mélenchon-Anhängern ein Angebot machen.

Das hat er (bisher) versäumt. Genau wie Le Pen wirbt auch Macron, der von den Sozialisten kommt, vor allem um die rechte Mitte. Das könnte sich rächen – wenn Le Pens Maskerade verfängt….

Siehe auch “Mehr Europa schlägt Frexit”