Krieg um die Ukraine: Ein bedenkliches neues Narrativ
Gestern war die Ukraine noch auf der Siegerstraße, heute braucht sie 500.000 neue Soldaten, um zu überleben – und schon morgen könnte Russland gewinnen und EUropa überfallen: Das westliche Narrativ hat sich bedenklich verschoben.
Die EU tut so, als wenn nichts geschehen wäre. Beim letzten Gipfeltreffen dieses Jahres hielten es die Staats- und Regierungschefs nicht für nötig, eine strategische Debatte über die Ukraine und den Krieg zu führen, so wie es V. Orban gefordert hatte.
Heute zahlt Kommissionschefin von der Leyen wieder 1,5 Mrd. Euro an Kiew aus – und redet von Wiederaufbau. “We must find an agreement to keep providing Ukraine with the support it needs to recover, rebuild and reform.” Dafür sind 50 Mrd. Euro vorgesehen.
Doch zugleich hat sich der Diskurs bedenklich verschoben. Plötzlich ist nicht mehr von einem Sieg die Rede, sondern von einem Patt, das nur mit 500.000 zusätzlichen Soldaten überwunden werden könne. Präsident Selenskyj prüft den Bedarf noch.
500.000 Mann wird er aber nicht in der Ukraine finden. Deshalb kommen aus Kiew schon Appelle, wehrfähige Ukrainer aus der EU an die Front zu rufen – was schwerlich mit ihrem Flüchtlingsstatus vereinbar ist. Wird man morgen nach Nato-Truppen rufen?
Fast noch alarmierender ist das Narrativ, das westliche Militärs neuerdings verbreiten. Sie scheinen fest mit einem russischen Sieg zu rechnen und warnen, Kremlchef Putin könne sich schon bald Finnland, Polen oder das Baltikum vorknöpfen.
Das erzählen nicht nur Waffennarren, sondern auch der deutsche Kriegsminister Pistorius. „Putin steigert Russlands Rüstungsproduktion derzeit ganz erheblich. Laut Duma-Beschluss eine Steigerung von mehr als 60 Prozent“, sagte er der “Welt”.
In der Nato und auch in Deutschland herrsche massiver Nachholbedarf: „Wir haben jetzt ungefähr fünf bis acht Jahre, in denen wir aufholen müssen – sowohl bei den Streitkräften als auch in der Industrie und in der Gesellschaft”, so der SPD-Minister.
Düstere Prognose für die Nato
Das ist ein völlig neues Narrativ. Es enthält nicht nur eine düstere Prognose für die Ukraine, sondern auch für die Nato. Seit Beginn des Kalten Krieges hat sie Russland eingedämmt und abgeschreckt – und das soll plötzlich nicht mehr funktionieren?
Ich frage mich, was mit diesen Aussagen bezweckt wird.
Geht es Pistorius & Co. darum, auf eine mögliche Niederlage der Ukraine einzustimmen? Will man die Deutschen auf alle Eventualitäten vorbereiten – incl. Krieg? Und wo sollte dieser geführt werden – in der Ukraine, oder anderswo an der neuen Ostfront?
Siehe auch „Krieg in Europa“: Was will Pistorius? Mehr zum Krieg um die Ukraine hier
P.S. Wenn die Lage wirklich so düster ist, wie Selenskyj und Pistorius nahelegen, wäre es höchste Zeit, die Strategie zu überdenken. Die Wette, die Ukrainer noch weiter hochzurüsten, 500.000 Mann einzuziehen und ohne die USA den Krieg weiterzuführen (falls Trumpf gewinnt), kann nicht aufgehen…
Stef
22. Dezember 2023 @ 14:39
M. E. lässt der Wunsch nach Zwangsrekrutierung unter hiesigen Ukraineflüchtlingen nichts Gutes erwarten. Dies würde nur mit Billigung unserer Regierung gehen. Die Parole wird schon ausprobiert: Es gibt kein Recht auf Fahnenflucht. Dieser Rechtskonstruktion müsste sich die Deutsche Regierung im Falle ukrainischer Mobilisierungsbemühungenauf deutschem Staatsgebiet zumindest billigend anschließen. Damit wäre aber auch eine Präzedenz für den eigenen Konflikt- und Mobilisierungsfall aufgestellt. Die Pflicht, an der Waffe dem Vaterland zu dienen, bricht andere Menschenrechte.
Wir sehen an diesem und vielen anderen Beispielen in Echtzeit den umfassenden Umbau der zivilen bundesrepublikanischen Gesellschaft zu einer Kriegswirtschaft mit entsprechendem Kriegsrecht.
Das wird durch Wegschauen nicht wieder weggehen.
KK
22. Dezember 2023 @ 17:48
Da ist das GG gegen. Wir erinnern uns an Artikel 4 Absatz 3: “(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.”
Das ist kein Deutschengrundrecht, sondern gilt auch für hier lebende “Ausländer”.
Sollte der Bundestag mit Zwei-Drittel-Mehrheit allerdings Hand daran legen, dann ist das wohl doch die von Höcke geforderte – und von ALLEN anderen Parteien mit Empörung zurückgewiesene – “erinnerungspolitische Wende um 180 Grad”.
Thomas Damrau
22. Dezember 2023 @ 18:22
@KK
Den Konflikt mit dem GG sieht Kiesewetter auch: Die Idee ist nicht, die wehrfähigen Ukrainer in den Abschiebeflieger zu setzen, sondern ihnen die Stütze zu kürzen.
Frei nach Müntefering: „Wer kämpfen will, soll auch nicht essen!“
Art Vanderley
22. Dezember 2023 @ 19:48
„Das wird durch Wegschauen nicht wieder weggehen.“
In der Tat, da ist wenigstens in Teilen der Politik ein erschreckendes „Umdenken“ erkennbar.
Nicht wegschauen ist übrigens erfolgversprechend, so dramatisch das alles klingt, neu ist es nicht. Im Zusammenhang mit Vietnam, und noch mehr mit Korea, gab es sogar offene Debatten über den Einsatz von Atomwaffen, womit keine mininukes gemeint waren. Während der Koreakrise forderte der amerikanische Oberbefehlshaber gar den Einsatz von gut 30 Atombomben gegen chinesische Städte.
Der Konflikt konnte eingehegt werden, in einer Mischung aus Resten an Vernunft, Stalins Tod und bezüglich Vietnam mit jeder Menge Druck von der Straße.
Thomas Damrau
22. Dezember 2023 @ 14:25
@european & @KK
Der Wechsel im Narrativ ist schon bemerkenswert:
— Früher: „Ukraine = Teil der großen russischen Völkergemeinschaft, der von falschen Propheten in die Irre geleitet wurde -> müssen wieder auf den richtigen Weg gebracht werden.“
— Inzwischen: „Ukraine = abtrünnige polnisch-litauische Provinz + zaristische Eroberungen in Ungarn und Rumänien + russische Siedlungsgebiete östliche des Dnepr + die 1954 von Russland verschenkte Krim -> was russisch war, wird zurückgeholt. Der Rest kann abgewickelt und an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden.“
(Der Verweis auf das Hetmanat ist wichtig, um zu verstehen, wie Putin auf seinen Abwicklungsplan kommt.)
Das ist schon massiver Perspektiv-Wechsel und zeigt in der Tat, dass die ursprünglichen Ambitionen stark eingedampft wurden.
Arthur Dent
22. Dezember 2023 @ 13:10
@Thomas Damrau
„Nicht jeder Ukrainer ist begeistert für Nato und Vaterland zu sterben“.
– nicht nur Ukrainer nicht, ich habe nochmal nachgesehen, auf meiner Beliebtsscala steht „Heldentod“auch nicht drauf.
Marcel
22. Dezember 2023 @ 14:03
Danke für den Kommentar
Thomas Damrau
22. Dezember 2023 @ 14:37
@Arthur Dent
Ich wäre auch erstaunt, wenn Sie Lust auf den Heldentod gehabt hätten.
Aber die Frage stellt sich nicht: Kiesewetter möchte das Sterben ja outsourcen („Near-Shore-Dying.“) Und da hat er dann keinerlei Skrupel, im Notfall Selenskyj bei der Beschaffung von Todeskandidaten zu unterstützen.
Die Diskussion um den Ukraine blendet inzwischen das Sterben an der Front vollkommen aus – es geht nur noch um die schnelle Beschaffung von Kriegsmaterial. Und unter Kriegsmaterial gibt es dann eine Unterkategorie „Zweibeiner“.
Arthur Dent
22. Dezember 2023 @ 09:41
Folgt man Schoigu, bedienen Nato-Soldaten die Luftabwehrsysteme in der Ukraine.
Mal abgesehen von den Kosten, bis man 500.000 Soldaten ausgebildet hat, werden noch Jahre vergehen – es sei denn…
ebo
22. Dezember 2023 @ 09:51
Genau, es sei denn…
Wenn die ukrainischen Kriegsflüchtlinge nicht eingezogen werden können, weil sie in EUropa sind, und Flüchtlingsschutz genießen, könnte “irgendjemand” auf die Idee kommen, Verstärkung aus EUropa anzufordern!
As long as it takes…
Thomas Damrau
22. Dezember 2023 @ 09:31
Es ist im rührend, wenn Kiesewetter (und diverse Zeitungskommentatoren) im Sessel pupsend fordern, die “Dröckäbärga”, die sich in Deutschland verstecken, mit einem “Hunde, wollt ihr ewig leben” an die Front zu schicken.
Nicht jeder Ukrainer ist begeistert für’s Vaterland (und die NATO) zu sterben, vor allem wenn der Sinn eines solchen Opfers immer fragwürdiger wird.
KK
22. Dezember 2023 @ 11:40
Die ukrainische Armee nimmt ja auch Söldner – Kiesewetter kann sich als erfahrener Soldat gerne freiwillig melden. Meinen Segen hat er: ich spendiere ihm sogar eine Flasche Schnaps, wenn er geht! Er trinkt ja abends so gern.
Karl
22. Dezember 2023 @ 09:12
Wo in unserem Land erhebt sich noch eine Stimme der Besonnenheit? Von dieser Regierung und ihrem sozialdemokratischen Kriegstrommler ist das nicht zu erwarten. Von rechts erst recht nicht.
Müssen wir wieder auf die Stimme der Vernunft aus Russland hoffen, obwohl wir Gorbatschow im Regen haben stehen lassen?
Müssen wir heute auf Putin hoffen: Dass er einen Beitrag der Deeskalation in Europa leistet.
Bekommt noch einer unserer runtergewirtschafteten Politiker aus Deutschland oder der EU den Mund auf für einen Beitrag der Vernunft? Oder rasen sie alle dem Amoklauf der US Neocons hinterher, die Europa im Kampf um den Untergang ihres Imperiums opfern wollen:
https://das-blaettchen.de/2022/07/die-ukraine-ist-die-neueste-katastrophe-amerikanischer-neocons-62256.html
Thomas Damrau
22. Dezember 2023 @ 08:22
@European & @KK
Putins Vorschlag, die Westukraine an „Polen, Rumänien und Ungarn“ zurückzugeben, ist bösartig.
Die ukrainischen Nationalisten beziehen sich nicht nur auf die kurze Selbstständigkeit am Ende des ersten Weltkriegs und der eitlen Idee Banderas ( https://de.wikipedia.org/wiki/Reichskommissariat_Ukraine#Kollaboration ), Hitler zur Schaffung einer unabhängigen Ukraine als deutschen Vasallenstaat überreden zu können.
Ein zweiter Strang historischer Identität ist das Hetmanat ( https://de.wikipedia.org/wiki/Hetmanat ), das im Konflikt mit Polen-Litauen erkämpft wurde. Das Pikante dabei: Aus Furcht vor Polen-Litauen hat sich das Hetmanat dem russischen Zaren unterworfen ( https://de.wikipedia.org/wiki/Hetmanat#Verbindung_zum_Zaren ). Was natürlich nicht zur heutigen Darstellung passt, die Ukraine sei ein uralter Staat, der irgendwann von Russland erobert worden sei ( https://de.wikipedia.org/wiki/Hetmanat#Nationaler_ukrainischer_Diskurs_der_Gegenwart ).
Wenn Putin nun „großzügig“ die Westukraine verschenken möchte, ist das vor allem eine Spitze gegen die ukrainischen Nationalisten, die daran erinnert werden sollen, dass vieles, was heute zur Ukraine gehört, von den russischen Zaren (vor dem ersten Weltkrieg) und Stalin (nach dem zweiten Weltkrieg) Polen, der KuK-Monarchie, Rumänien (und nebenbei bemerkt auch dem osmanischen Reich) abgenommen wurden. Man vergleiche die Grenze des Hetmanats ( https://de.wikipedia.org/wiki/Hetmanat#/media/Datei:Location_of_Cossack_Hetmanate.png ) mit der Grenze der heutigen Ukraine.
Der Vorschlag Putins ist also schon ziemlich vergiftet.
european
22. Dezember 2023 @ 10:35
@Thomas Damrau
Natuerlich ist das boesartig und zynisch zugleich. Kriege sind immer unmenschlich. Man kann aber m.e. auch daraus lesen, dass Russland am Westen nicht interessiert ist. Warum auch? Das groesste Land der Welt braucht nicht noch mehr Land, Bodenschaetze und Energieressourcen hat es selber, mit den BRICS Zuwaechsen erleichterten Handelszugang zu 84 Laendern dieser Welt, weitere Laender wollen beitreten.
Es gibt keinen Grund, sich das verque(e)re Europa anzutun, das sich bisher an keine einzige Vereinbarung gehalten hat. Wir haben nichts zu bieten, was Russland nicht schon haette. Und das, was wir noch haben, nehmen sich gerade unsere Freunde mit Hilfe unserer Politiker, gewaehlt und nicht gewaehlt. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.
KK
22. Dezember 2023 @ 11:49
Nur dass das Hetmanat, eine eher kurzlebige Episode in der europäischen Geschichte, sich selbst nie als Staatswesen begriffen hatte; dazu wurde es erst rückblickend von späteren ukrainischen Nationalisten gemacht.
Kleopatra
24. Dezember 2023 @ 10:12
Das Hetmanat hat sich dem Zaren nicht “unterworfen “, sondern mit ihm verbündet. Dummerweise konnten sich die Russen schon damals kein Bündnis, sondern nur die Unterwerfung vorstellen.
KK
22. Dezember 2023 @ 00:29
Historisch gesehen kämen sie da her. Ich kann dazu keine Geschichtskenntnisse liefern, ich war immer grottenschlecht in Geschichte”
Eine “Ukraine” als Staatswesen erblickte erstmalig im Zuge der Oktoberrevolution gegen Ende des Ersten Weltkriegs ganz kurz das Licht der Welt, um nur zwei Jahre später als “Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik” in der UDSSR aufzugehen. Die damals festgelegten Staatsgrenzen waren eher zufällig aus den Wirren des Weltkriegs und dem daraus resultierenden Zerfall der kuk-Monarchie/Österreich-Ungarns gezogen worden.
1939 witterten ukrainische Nationalisten wieder Morgenluft für einen eigenen Staat und dienen sich dafür dann im Zuge der Entwicklungen den deutschen Nazis an. Zwischen 1939 und 1954 werden ihr dann ehemals polnische, rumänische, slowakische und russische Gebiete zugeschlagen.
Patrik Baab schreibt dazu in “Auf beiden Seiten der Front”, S. 24: “Ironie der Geschichte, die Ukraine in den Grenzen nach ihrer Unabhängigkeit 1991 ist eine Erfindung von Josef Stalin.”
Andreas
21. Dezember 2023 @ 21:53
dieser galoppierende Wahnsinn ist nicht mehr zu stoppen
ich empfehle über die Feiertage die Serie
Frankreich gegen den Rest der Welt… auf Arte
genau die Denke unserer AutokratInnen – spielt aber vor 60 Jahre im kalten Krieg LOL
dass unsere deutschen Denker und -innen seit Wochen nur die Trüffel ausbuddeln, um den politisch korrekten Antisemitismus zu finden – und UA kein Thema mehr ist…. (siehe Perlentaucher seit Wochen)
dass unsere lieben Ordnung-muss-sein Deutschen schon längst wieder in die Zeit vor WW1 regrediert sind und jeden Stuss mitmachen…
aber halt ! … vielleicht den Vorschlag von Putin annehmen und Galizien, pipapo gemäss dem vor WW2 Zustand wieder zurück an Ungarn, Rumänien, Polen usw zurückgeben ??
vielleicht doch über den Tor Browser ab und zu mal RTDeutsch gucken – LOL
also keine Waffe in die Hand nehmen, wenn es losgeht… vor dem dritten Schuss, den du abgibst, biste schon tot… die anderen – ob Russe, Ami, Deutscher können das besser
und – wo vorhanden – den Garten in nen Nutzgarten umwandeln
B.K.F.
21. Dezember 2023 @ 21:49
Roderich Kiesewetter . . .
ist ein ehemaliger Bundeswehr Oberst und als solcher natürlich ein Parteimitglied der CDU ( Chaos Durch Unfähigkeit ).
Und was fast jeder, der seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr ableisten musste, weiß um die “Sinntötenden Saufereien” bei der Truppe.
Und somit hat auch Kiesewetter gerne mal einen zur Brust genommen.
Auf einer zurückliegenden Veranstaltung hatte sich Roderich Kiesewetter massiv darüber beschwert, dass es nach 23 Uhr nichts mehr zu saufen gab.
Unser “Kriegseinpeitscher vom Dienst” und “Oberster Maulheld seiner CDU” Kiesewetter ist nur mutig, wenn er genug Promille intus hat.
Der “Ritter der Schwafelrunde” ( Anne Will, Sandra Maischberger, Maybritt Illner, Markus Lang ) dient sich gerne an.
Ansonsten ist und bleibt der Roderich ein ganz “armer
Willy” . . .
Karl
22. Dezember 2023 @ 07:51
gegen die Diskriminierung der Willys! Der Name Roderich ist germanischen Ursprungs und bedeutet, dass er sich seine Höhle selbst gerodet hat. Soll er mal vormachen.
european
21. Dezember 2023 @ 20:23
Die jüngsten Äußerungen Putin’s sprechen eine völlig andere Sprache. Leider spreche ich kein russisch und bin daher auf die mitgelieferte Übersetzung angewiesen. Aber vielleicht gibt es ja Foristen, die russisch sprechen und aushelfen können.
https://twitter.com/aussiecossack/status/1737096322573115620?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Etweet%7Ctwtr%5Etrue
Das ist der russische Botschafter in Australien, der diesen Clip twittert. Demnach hat Russland an der Westukraine kein Interesse und Putin schlägt vor, diese Gebiete wieder an Polen, Rumänien und Ungarn zurückzugeben. Historisch gesehen kämen sie da her. Ich kann dazu keine Geschichtskenntnisse liefern, ich war immer grottenschlecht in Geschichte 🙂
Ich halte die “bevorstehende Invasion” Russland’s für reine Propaganda im Interesse der beteiligten Personen. Pistorius könnte sich z. B. als neuer Kanzlerkandidat warmlaufen. Dass die Entwicklungen in der Ukraine den Konflikt eskalieren lassen, hat sich über Jahre-Jahrzehnte angekündigt. Es war auch so gewollt. Nicht von Russland, sondern von unseren Freunden jenseits des Atlantiks.
european
22. Dezember 2023 @ 08:06
@KK
Vielen Dank. Patrik Baab’s Buch ist auch schon in meinem ebook. Ich hab es nur noch nicht gelesen. Ich hab einfach im Moment viel zu viel zu tun. Aber jetzt kommen ja die Feiertage. 🙂
KK
22. Dezember 2023 @ 12:09
Baab hatte da nicht vollständig Recht in dem von mir zitierten Satz: Die Abtretung der russischen Krim geht auf das Konto von Chruschtschow, das war erst nach Stalins Tod!
Allerdings hatte sich die Krim noch vor dem Unabhängigkeits-Referendum in der Ukraine per eigenem Referendum für die Rückkehr nach Russland entschieden – darüber wurde sich dann aber in Kiew hinweggesetzt.
Bogie
21. Dezember 2023 @ 19:02
Diesen offensichtlichen Unsinn vom drohenden Überfall auf ein NATO-Land braucht man vor allem, wenn sich die Amerikaner zurückziehen (was zumindest für das nächste Jahr nicht ganz unwahrscheinlich ist).
Dann nämlich müssen die Bellizisten unter den Politiker (also fast alle) ihren Wählern irgendwie erklären, warum die hiesige Infrastruktur weiter verkommt, der Ukraine jedoch Geld und Waffen ohne Ende zur Verfügung gestellt wird.
Die sind quasi das letzte Bollwerk gegen den bösen Russen, der uns ansonsten als nächstes überfällt.
Dass weder die konventionellen Kräfteverhältnisse noch die atomare Abschreckung dies nicht zulassen, wird dabei mit tatkräftiger Unterstützung unserer Leitmedien schlicht durch Ignoranz geleugnet.
Und wie die argumentative Verdrehung funktioniert kann man ja auch hier im Forum am Einzelfall studieren.
Pjotr
21. Dezember 2023 @ 18:44
„ihren Wählern irgendwie erklären“. Nee, nee, nee, denen müssen die nix erklären. Die schlucken alles. Selbst dem größten Stuss wird noch irgend ein Sinn angedichtet.
KK
21. Dezember 2023 @ 23:11
„Die [Ukraine/r] sind quasi das letzte Bollwerk gegen den bösen Russen, der uns ansonsten als nächstes überfällt.“
Ja, denn der böse Russe muss ja auch zwingend durch die Ukraine durch, wollte er wirklich andere EUropäische Staaten überfallen, nicht wahr?
Art Vanderley
22. Dezember 2023 @ 19:55
Exakt, bei solchen Äußerungen wird immer getan, als ob man auf wundersame Weise ausschließen könnte daß es eskaliert zum Atomkrieg, als ob wir 1939 hätten und nicht 2023.
Ein Gespenst geht um in Europa, der führbare (atomare) Großkrieg.
Nicht neu, in den 50ern galt vielen der Atomkrieg noch als führbar, bis es gerade die zu unrecht verurteilten Atomtests waren die ganz andere Erkenntnisse brachten.
In den 80ern kam das Gespenst zurück, als auf Europa begrenzter Atomkrieg, und auch das war schnell ad acta gelegt.
Jetzt kommt die dritte Welle, die Idee vom rein konventionellen Großkrieg….
KK
21. Dezember 2023 @ 18:22
Roderich Kiesewetter soll sich im “Bericht aus Berlin extra” wohl verquatscht haben: denn um was es dem Westen bei diesem Gemetzel eigentlich gehen könnte, das sind wohl die grössten Lithium-Vorkommen Europas im Donbas und Luhansk. Und das wird ja für die Energiewende so dringend benötigt, weswegen die GRÜNEN u.a. auch mit soviel Hurra beim Kriegshetzen dabei sein dürften.
Begehrte Rohstoffe sind ja schon seit langem immer wieder Grund für den Westen, Händel anzufangen, um andere besser ausbeuten zu können…
Art Vanderley
21. Dezember 2023 @ 20:00
Vorsicht vor Kiesewetter, das ist einer der schlimmsten Dummschwätzer die die Republik zu bieten hat und das sagt viel über den Zustand der Union, denn der Mann ist allen Ernstes der „Experte“ der Union für solche Themen.
KK
22. Dezember 2023 @ 00:32
Die schlimmsten Dummschwätzer sind oft auch die gefährlichsten.
Ein Blick an die derzeitige Spitze des AA sollte genug Beleg bieten.
Inana
21. Dezember 2023 @ 18:08
Pistorius geht es, laut seinem neuen Konzept, darum, dass Deutschland innerhalb der EU und NATO eine „militärische Führungsrolle“ einnehmen soll. Was keine ganz neue Debatte ist, die deutsche Politik versucht schon länger, das durchzusetzen.
Jetzt hat sie in gewisser Weise im Ukraine-Krieg ihr Momentum dafür und will das letztendlich aus meiner Sicht auch nutzen. Dabei mag ein Ziel Abschreckung v.a. im Baltikum sein – nur die EU macht mit ihren Beitrittsgesprächen eben auch deutlich, dass es darüber hinaus geht.
Ich finde das alles auch ziemlich bedenklich. Und die SPD ist noch vergleichsweise zurückhaltendste Partei.
KK
22. Dezember 2023 @ 13:14
„Bedenklich“ halte ich da aber für untertrieben. Ich empfinde das eher besorgniserregend.
Art Vanderley
22. Dezember 2023 @ 19:36
„Die schlimmsten Dummschwätzer sind oft auch die gefährlichsten.“
Ohne Zweifel.
Art Vanderley
22. Dezember 2023 @ 21:07
Antwort eigentlich @KK
Pjotr
21. Dezember 2023 @ 17:45
“Ich frage mich, was mit diesen Aussagen bezweckt wird.” Wenn ich Pistorius richtig verstanden habe, soll Deutschland “kriegstüchtig” gemacht werden. Wer’s braucht.
Kleopatra
21. Dezember 2023 @ 17:42
Die Argumentation ist, dass Russland einen Krieg beginnen könne, wenn es den Eindruck hat, es sei (temporär) überlegen. Diese Annahme ist nicht abwegig; Deutschland hat aus ähnlichen Überlegungen den Ersten Weltkrieg begonnen (Überlegung: wenn wir noch weiter warten, haben wir in einigen Jahren gegen GB etc. keine Chance).
ebo
21. Dezember 2023 @ 17:49
Russland war im Kalten Krieg immer überlegen, jedenfalls bei den konventionellen Streitkräften. Angegriffen hat es trotzdem nicht, denn die Nato-Abschreckung wirkt.
KK
21. Dezember 2023 @ 18:26
“Die Argumentation ist, dass Russland einen Krieg beginnen könne, wenn es den Eindruck hat, es sei (temporär) überlegen.”
Da müssen die Verantwortlichen in Russland aber gute Drogen haben, wenn die dortwirklich glauben sollten, sie seien den USA oder gar der gesamten NAhTOd “überlegen”. Da muss man sich nur mal die Arsenale und Budgets nebeneinanderlegen, um zu erkennen, dass das ein “Russisch Roulette” mit einem einschüssigen Deringer wäre. Man mag Putin viel unterstellen, aber so blöd ist er ganz sicher nicht.