Der Wirtschaftskrieg geht nach hinten los
Drei Monate dauert der Wirtschaftskrieg der EU und der USA gegen Russland nun schon, 50 Beiträge haben wir in unserem Live-Blog veröffentlicht. Höchste Zeit für eine Zwischenbilanz.
Als alles losging, hieß es in Brüssel, man wolle den Krieg in der Ukraine mit „massiven“ Sanktionen beantworten, um den „Preis für Putin“ hochzutreiben und den Kremlchef so zu einem schnellen Ende zu bewegen. Damit werde auch der Ukraine geholfen, hieß es. Der Wirtschaftskrieg sollte eine zweite Front aufmachen und Russland isolieren.
Doch das ist nicht gelungen – eine Zwischenbilanz in 10 Punkten:
- Die Sanktionen haben den Krieg nicht beendet und Russlands Militäreinsatz bisher nicht behindert – also der Ukraine nicht geholfen
- Die meisten Staaten dieser Welt haben sich den Strafmaßnahmen nicht angeschlossen, selbst EU-Partner wie Indien oder Südafrika sträuben sich
- Die russische Wirtschaft wurde zwar getroffen – doch nicht so stark, wie erwartet. Der Rubel hat sich erholt, die Inflation ist niedriger als im Baltikum, die Rezession dürfte relativ milde ausfallen
- Putin kann von den Sanktionen teilweise sogar profitieren, weil sie die Preise für Gas und Öl treiben – in Moskau klingelt die Kasse!
- Umso härter haben die Sanktionen Europa und die Entwicklungsländer getroffen – vor allem höhere Preise für Energie und Nahrungsmittel werden nun weltweit zum Problem
- Die EU hat viel von ihrer Glaubwürdigkeit eingebüßt, wie Kanzler Scholz in Senegal und in Südafrika aus erster Hand erfahren durfte – er trat fast wie ein Bittsteller auf
- Zugleich steigt die Abhängigkeit Europas von den USA und autoritären Regimes wie Katar, Saudi-Arabien oder Iran; sogar Venezuela wird nun wieder hoffähig
- Das ständige Drehen an der Sanktionsschraube spaltet nun sogar die EU und die USA, wie der Streit um das Ölembargo zeigt
- Wenn die EU nicht aufpasst, zerstört sie mit ihren Sanktionen die „internationale regelbasierte Ordnung“, die sie fördern will – dies zeigen die Pläne zur Enteignung russischer Vermögenswerte
- Gleichzeitig treibt sie Russland in die Arme Chinas; die neue Blockbildung schneidet die EU womöglich auch noch vom Wachstumsmotor Eurasien ab.
Fazit: Der Wirtschaftskrieg ist ein Flop. Keines der angestrebten Ziele wurde erreicht, die Nebenwirkungen treffen die EU und münden sogar in einer Art „Kriegs-Müdigkeit“, wie Außenministerin Baerbock beklagt. Dennoch zeichnet sich immer noch kein Umdenken ab, jedenfalls nicht in Berlin oder Brüssel.
Demgegenüber steht Washington mit Blick auf die Wahlen im Herbst auf der Bremse. Die USA haben den Wirtschaftskrieg gegen Russland von langer Hand geplant – schon Monate vor Kriegsbeginn, wie Kanzler Scholz ausplauderte. Nun könnten sie ihn wieder abblasen, jedenfalls bis zu den Midterms…
Siehe auch „EUropa verliert im Stellvertreter-Krieg. Mehr zum Wirtschaftskrieg hier (Live-Blog)
P.S. Die EU verheddert sich in den eigenen Sanktionen, wie das Gezerre um „Gas für Rubel“ zeigt. Sie will unbedingt vermeiden, dass die Geschäfte über die russische Zentralbank laufen, begünstigt damit die Gazprombank, kriegt wieder kalte Füsse – und behauptet dann, Putin würde „Energie als Waffe“ nutzen, wenn er sich weigert, das Gas quasi umsonst zu liefern…
D. Brand
31. Mai 2022 @ 02:51
Die EU hat diesen Krieg ausgelöst indem sie eine ethnische geteilte Ukraine in 2013 gezwungen hat, sich zwischen einem Vertrag mit der EU und Russland zu entscheiden. Janukovitsch hätte die harten Bedingungen des IMF nicht akzeptieren können ohne der Bevölkerung große Opfer abzuverlangen und eine Öffnung der Zollgrenze zur EU hätte gleichzeitig die ukrainische Industrie von ihren traditionellen Märkten in Russland abgeschnitten. Janukovitsch war nicht gegen einen Vertrag mit der EU, er hat Putins Angebot angenommen weil dieser vorteilhafter für die Ukraine war. Putin und Janukovitsch wollten die Ukraine zu einer Brücke zwischen EU und Russland machen. Getrieben von den neun Mitgliedern im Osten und von Washington, wollte die EU die Ukraine zu einer Mauer gegen Russland machen.
Amerika wird sich anderen Kriegen zuwenden nachdem sie ihr Ziel erreicht hat, Russland und Europe auf Dauer zu trennen. Getrieben von infantilen Politikern wird sich Europe in der Ukraine selbst zerstören. Das erklärte Ziel war es, mit einem Stellvertreterkrieg in der Ukraine Russland zu schwächen. Aber Russland und die nicht-westliche Welt werden gestärkt aus dem Konflikt hervorgehen. Für Europa aber gibt es keine Hoffnung mehr. Die Generation Baerbock ist dabei Europa zu zerstören.
Wenn wir der Ukraine hätten helfen wollen, dann hätten wir das Land zum Frieden mit Russland gedrängt. Die zusehends repressive Regierung in Kiew, die durch einen faschistischen Putsch vor 8 Jahren an die Macht gekommen ist und die mittels rechts-extremer Milizen einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung führt, wird das eigene Land zerstören und Europe an den Rand eines 3. Weltkriegs führen.
Die Ukraine hat den Minsk II Friedensvertrag niemals umgesetzt und Deutschland und Frankreich haben ihre Pflichten als Garanten des Vertrags nicht erfüllt. Minsk II war nur ein Mittel, um Zeit zu gewinnen und, um die Ukraine mittels USA, GB und Kannada aufzurüsten. Mit dem Dekret 117 hat Kiew den Vertrag im März 2021 endgültige aufgekündigt und mit dem Beginn der Offensive im Donbass am 16. Februar 2022 haben die ukrainischen Truppen die jetzige Phase des Krieges eingeleitet. Russland hat diesen Krieg nicht gewollt. Europe wird die Konsequenzen tragen.
european
26. Mai 2022 @ 08:34
Die RAND Corporation hat den Masterplan schon 2019 veröffentlicht
„Overextending and Unbalancing Russia – Assessing the Impact of Cost-Imposing Options“
https://www.rand.org/pubs/research_briefs/RB10014.html
european
26. Mai 2022 @ 08:18
Niemand sollte überrascht sein.
Man darf damit rechnen, dass europäische Firmen ihre Produktion verstärkt in Länder mit niedrigen Energiekosten verlagern werden. Modi hat schon vor Jahren die Hemmnisse für FDI in Indien nahezu auf Null gesenkt. Einige afrikanische Länder dürften nun auch mehr in den Focus rücken.
Das Erpressungspotenzial bezüglich Lohndruck bzw Lohndumping ist deutlich gestiegen. Die zerstörerische Wirkung in der Eurozone ist bekannt.
Diese planlose Sanktionitis war bzw ist ein verheerender Fehler geprägt von völliger Selbstueberschaetzung und mangelndem Sachverstand. Am Ende wird man doch mit Russland verhandeln müssen, aber den Schaden haben wir.
D. Brand
31. Mai 2022 @ 03:05
Nicht nur die Rand Corp., auch ukrainische Politiker haben bereits 2019 erklärt, dass die Ukraine 2021/22 einen Krieg gegen Russland führen muss, um in die Nato aufgenommen zu werden. Schon vor 3 Jahren beschrieb Oleksiy Arestovych, der damalige Wahlkampfmanager und heutige Berater Selenskis, in einem Interview ganz detailliert, wie dieser Krieg heute abläuft:
https://www.youtube.com/watch?v=DwcwGSFPqIo
Armin Christ
25. Mai 2022 @ 21:57
!schon Monate vor Kriegsbeginn, wie Kanzler Scholz ausplauderte“ wo finde ich das Orginalzitat ? Das muss raus an die Öffentlichkeit damit jeder*em bewußt wird wo der Hauptfeind steht.
ebo
25. Mai 2022 @ 22:00
Zum Beispiel hier: https://www.welt.de/politik/deutschland/article237719567/Ukraine-Krieg-So-schwer-es-faellt-Wir-werden-dem-nicht-nachgeben-Kanzler-Scholz-erteilt-Flugverbotszone-Absage.html
Es gibt aber auch diverse Videos von Scholz‘ Auftritt im Bundestag auf YouTube
In Brüssel ist bekannt, dass die Sanktionen schon auf dem EU-Gipfel im Dezember 2021 diskutiert wurden – damals sollten sie noch der Abschreckung dienen…
Ingeborg Schuster
27. Mai 2022 @ 09:39
Jede Schuldzuweisung trifft ihren Urheber langfristig am stärksten.
Allegorisch betrachtet, kämpft die EUNATO-Familie – UK in der Rolle des Mannes, aus dessen „Rippe“ das Weib US entstand und die vielen Kinder der NATO – die Kain, alias Russland, ausschließen wollen, weil Russland ihre Scheinheiligkeit entlarvt. Und Deutschland glänzt in der biblischen Rolle Kains, will Hirte sein und ist nur OBOE:
OpferBereitOhneEnde auf den SSSS-Pfaden der Selbstablehnung, Selbsttäuschung, Selbstverleugnung und Selbstentfremdung.
Gibt es einen Ausweg?
Ein echter Souverän kann allein der selbstbewusste Mensch im engsten Sinne des Wortes sein, der im persönlichen Leben das tun, was die Politiker an der Spitze der Deutschlandpyramide versäumen, um selbstvetantwortlich zu leben statt sich schuldzuweisend leeren Erwartungen hinzugeben.