Neues vom Wirtschaftskrieg (51): Ölembargo kein Thema mehr
Der Wirtschaftskrieg zieht immer weitere Kreise. Russland sucht seine Zukunft in China und Eurasien. US-Präsident Biden schwört Asiaten auf Kampf gegen Russland ein. Und das EU-Ölembargo rückt in weite Ferne.
- Ölembargo rückt in weite Ferne. European Commission President Ursula von der Leyen has ruled out reaching an EU-wide agreement on banning Russian oil imports at next week’s European Council summit. In an interview with POLITICO on the sidelines of the World Economic Forum in Davos, von der Leyen said she did not want to raise “false expectations” of a deal being struck next week.“ I think it is not an appropriate topic to be solved on the European Council because it’s very technical what we’re discussing,” she said. – Genau das hatten wir in diesem Blog vorhergesagt. Das Embargo ist zum Scheitern verurteilt.
- US-Präsident Joe Biden hat zum Auftakt des Indopazifik-Gipfels in Japan größere Anstrengungen gefordert, um den russischen Krieg in der Ukraine zu beenden. “Dies ist mehr als nur ein europäisches Problem. Es ist ein globales Problem”, sagte Biden beim Treffen der sogenannten Quad-Staaten USA, Australien, Indien und Japan am Dienstag. Biden sagte, man navigiere wegen des brutalen Feldzugs des russischen Präsidenten Wladimir Putin durch “eine dunkle Stunde in unserer gemeinsamen Geschichte” und appellierte an die Gruppe, die Aggression zu stoppen. – Für Biden ist die Ukraine nur eine Generalprobe für einen Krieg um Taiwan…
- Sanktionen und die “diktatorische Position” des Westens gegenüber Russland beschleunigen nach Aussagen des russischen Außenministers Sergej Lawrow die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen seines Landes zu China. Moskau werde sich nur auf sich selbst und auf diejenigen Staaten verlassen, die “ihre Zuverlässigkeit bewiesen haben”, sagte Lawrow den Agenturen Ria Nowosti und Tass zufolge. Russlands Zukunft liege in der Region Eurasien. Hier seien China, Indien und der Iran wichtige Partner. – Genau diese Partner wären auch für die EU wichtig. Doch sie gibt sie auf und macht sich völlig von den USA abhängig.
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H. Rudolf
27. Mai 2022 @ 21:32
Ich war deutscher Diplomat – aber so etwas wie -derdiedas- Baerbock hat es in den vergangenen 50 Jahren nicht gegeben. Sie sollte mal nach Hiroshima (eigentlich eine “mini-Atombombe”) reisen, oder an einem Atomtest teilnehmen.
Gute Außenminister (z.B. Genscher) sind zur Hälfte Politiker und zur Hälfte Diplomaten. Baerbock ist zu 100% eine aggressive Machtpolitikerin (“Flintenweib”), wie auch vdL.
Einen “Vorteil” hat es: selbst als Botschafter hatte ich es nicht leicht, zu verstehen – und zu erklären – wie und warum Deutschland der Auslöser von zwei Weltkriegen werden konnte. Seit drei Monaten habe ich es verstanden – so läuft das also.
Einige Kollegen (und Intelligenzler wie Scholl-Latour oder Lüders) wussten wie ich, dass man die NATO (qualifizierte Völkerrechtsbrecher) nicht immer weiter – entgegen allen Zusagen – nach Osten vorschieben kann – sogar mit nuklear-fähigen Raketen in Polen und Rumänien, und massiver US-Militarisierung der benachbarten Ukraine.
Putin hat nur einen Fehler gemacht: statt wie Kennedy bei der Kuba-Krise glaubwürdig mit einem Atomschlag zu drohen und – wie die USA – sein Recht auf sichere Grenzen und Umfeld durchzusetzen, wartete er zu lange und lief in die NATO-Falle: “ab morgen schießt der Russe zurück”. Das nennt man Schwarzer Peter.
Und die US-Raketen nebenan dienen der Verteidigung gegen den IRAN (so die offizielle Begründung der NATO/US) bei der Aufstellung – Millionen von Idioten glaubten es.
Fazit so blöd, naiv aber gleichzeitig aggressiv zu sein, können wohl nur Deutsche – das hat schon zwei Weltkriege lang geklappt. Glückauf!
ebo
27. Mai 2022 @ 22:04
Danke für diese interessante Einschätzung. Ich bin auch noch mit Genscher groß geworden 🙂
european
25. Mai 2022 @ 16:03
Unterdessen in Deutschland…
“Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnt vor einer „Kriegsmüdigkeit“ in den westlichen Staaten. Ein Moment der „Fatigue“ sei erreicht”
Was soll man dazu noch sagen?
Hier noch mehr Unsinn von ihr.
“Eine wachsende Skepsis hänge auch daran, dass der russische Angriffskrieg zu höheren Preisen bei Energie und Nahrungsmitteln führe. Dies sei aber genau die Taktik von Russlands Präsident Wladimir Putin. Daher sei es so wichtig, an der Unterstützung der Ukraine festzuhalten.”
https://www.handelsblatt.com/politik/international/liveblog-zum-ukraine-krieg-alle-entwicklungen-moskau-schiffe-mit-nahrungsmitteln-koennen-ukraine-verlassen-baerbock-warnt-vor-kriegsmuedigkeit-/27982126.html
Ein normaler Mensch, der so denkt, hat einfach nur einen Knall. Sie dagegen ist in ihrer grenzenlosen Dummheit unglaublich gefährlich.
Peter-Prinzip trifft Dunning-Kruger-Effekt.
Nicht nur bei ihr.
Armin Christ
25. Mai 2022 @ 21:53
Mir steht die Frau Baerbock …… . Die kann von mir aus gerne in einem ukrainiachen Erdloch, selbgegraben, mit der Flinte sitzen – zusammen mit den ganzen panzerfeministinnen und den ehedem kriegsdienstverweigernden männlichen Ministern und Parteivorsitzenden.
Aus jeder Verlautbarung von denen quillt ja der Relotius -Lug und Trug im Auftrag des State Department.
Thomas Damrau
26. Mai 2022 @ 09:25
Nichtsdestotrotz: Innenpolitisch hat der Ukraine-Krieg vor allem den Grünen und der CDU genützt. (Ich ignoriere kurz Tod und Zerstörung in der Ukraine.)
Die CDU predigt seit 1949 Wehrhaftigkeit und NATO-Treue – und darf sich daher den Button “Wir haben es euch schon immer gesagt!” an den Anzug heften.
Bei den Grünen hat der Krieg Habeck und Baerbock zu Deutschlands beliebtesten Politkern gemacht.
Habeck als Krisen-Manager, der anpackt und (im Gegensatz zu Scholz) “klar kommuniziert”. Hinter diesem Ruf steckt geschickte Selbstinszenierung und eine Medienlandschaft, die das Bild vom “Macher mit Herz” gerne multipliziert. Es lohnt es, die Habeck-Parodie in Die Anstalt vom letzten Dienstag zu sehen: https://rodlzdf-a.akamaihd.net/none/zdf/22/05/220524_clip_5_dan/1/220524_clip_5_dan_2360k_p35v15.mp4
Baerbock als Ministerin mit eingebauter Empörung in der Stimmlage, die reist und ermahnt. Eigentlich kommt von ihr wenig Substantielles zur Problemlösung – im Gegensatz zu ihrem viel-geschmähten Vorgänger Steinmeier, der 2014 zumindest versucht hat zu deeskalieren. Stattdessen predigt sie seit ihrer Ernennung zur Kanzlerkandidatin eine harte Linie gegenüber Russland und China an ( https://www.dw.com/en/germany-greens-annalena-baerbock-urges-hard-line-on-russia-china/a-57325437 ). Später wurde diese Linie zur “feministischen Außenpolitik” geadelt. In der Realität bedeutet “feministische Außenpolitik” im Augenblick, dass zwischen der Macho-US-Politik und der deutschen Außenpolitik kein Blatt passt. Und viele Bürger fühlen gerade deshalb von Baerbock sehr gut vertreten.
european
26. Mai 2022 @ 12:10
@Thomas Damrau
Ich bin nicht sicher, ob Baerbock wirklich so beliebt ist. Auf den Nachdenkseiten wurden dieser Tage Videos von Wahlkampfauftritten gezeigt, wo sie regelrecht ausgepfiffen wurde. Gleiches für Habeck und Lindner.
Als wir noch in Deutschland lebten, habe ich mal an einer Allensbach-Umfrage teilgenommen. Die Antwortmöglichkeiten sind oft so manipulativ vorformuliert, dass man sie nicht wirklich beantworten kann. Es ist also die Frage, ob das alles so stimmt.
Man sieht es am Thema “Lieferung schwerer Waffen” die angeblich von den Bürgern befürwortet wird. Hätte ich nicht Alice Schwarzer’s Aufruf gelesen (und auch unterschrieben) hätte ich nicht gewusst, dass die Hälfte der Bürger tatsächlich dagegen sind.
Man darf den deutschen Medien nicht trauen. Die sind so auf Krieg gebürstet, dass einem der Atem stockt.