Kalte-Kriegs-Spiele in Polen
Während sich die Regierung in Warschau über die EU und ihr Rechtsstaats-Verfahren lustig macht, hält sie gleichzeitig mit der Nato das größte Manöver seit dem Kalten Krieg ab.
31.000 Soldaten üben unter dem Codeword “Anaconda-2016”, wie sie einen Angriff aus Russland abwehren. Gleichzeitig stoßen sie gen Osten vor – am 10. Juni geht’s nach Litauen.
Das birgt natürlich Risiken, die Russen könnten dies als Angriff missverstehen. Man könne dieses “Alptraum-Szenario” nicht ausschließen, sagt ein Militärattaché eines EU-Landes laut “Guardian”.
Und was sagt die EU? Nichts. Sie schweigt, auch die Außenbeauftragte Mogherini duckt sich weg. Sie kämpft lieber an anderen Fronten – gegen Einwanderung aus Afrika und für Sanktionen gegen Russland.
Zur Kriegsgefahr im Osten hat sie hingegen nichts zu sagen. Schade. Ich würde von der EU dazu deutliche Worte erwarten – Worte der Deeskalation. Man wird ja noch träumen dürfen…
Hella-Maria Schier
9. Juni 2016 @ 23:15
@ Nemschak
“Lächerlich, dass die Russen einen Atomkrieg riskieren würden”, ach ja? In den 80ern waren sie ja mehr als einmal drauf und dran. Von dem russischen Oberst oder General, ohne dessen Weigerung, den Befehl zum Verteidigungsschlag gegen den scheinbaren US-Angriff zu geben, wir heute nicht mehr am Leben wären, müssten ja selbst Sie gehört haben. Und das war auf beiden Seiten nicht der einzige Fall dieser Art!
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Wer meint, man könne in puncto Krieg für immer unbesorgt mit dem Feuer spielen , weil der Schutzengel einen schon nicht im Stich lassen wird,und alles so schön kontrollierbar sei, ist von pathologischem Wunschdenken befallen.
Wenn Sie daraus erwachen, ist es vermutlich zu spät.Aber Sie nehmen in Ihr Wirklichkeitsbild ohnehin nur auf, was Ihnen mental in den Kram passt. Die Realität interessiert dabei überhaupt nicht, Hauptsache das Feindbild stimmt.
Die Besetzung der Krim verstieß nicht gegen das Völkerrecht, sondern als einseitige Sezession nur gegen die Verfassung der UKraine und war eine Reaktion auf einen Putsch. Was immer von Janukovitch zu halten war, einen gewählten Präsident kann man nicht mit einer einfachen Abstimmung absetzen, es hätte eines Amtsenthebungsverfahrens bedurft.
Die Abspaltung der Ukraine war eine unerlaubte Sezession, etwa so, als wenn sich Katalonien einseitig von Spanien trennen würde. Mit dem Völkerrecht hat das aber nichts zu tun, warum wird dieser längst widerlegte Quatsch nur immer noch erzählt?
!im Vergleich mit dem tatsächlich völkerechtswidrigen Irakkrieg der USA etwa, war sie darüber hinaus sehr unblutig.
George Friedman gibt übrigens in dem bekannten Stratfor-Video offen zu, dass die Russen sich kaum anders verhalten konnten und auch Obama weiß das.ganz genau.
Wäre die Krim mit der Ukraine Teil der Nato geworden, was zu befürchtren stand, hätte dies eine unmittelbare strategische Bedrohung für Russland.bedeutet , angesichts ihres dortigen Zugangs zur Schwarzmeerflotte und der relativen Nähe zu Moskau.
Auch wenn sie nur in der Erpressbarkeit besteht…Und wie würden die USA wohl auf russische Stützpunkte in Venezuela oder Mexiko reagieren??
Peter Nemschak
11. Juni 2016 @ 22:10
Die geopolitischen Konflikte sind Realität, aber noch lange kein Grund zur Hysterie. Atomkriege zwischen den Staaten sind heute nicht das Problem. Wenn Sie sich über die politische und kulturelle Evolution der Gewalt im Gefolge des sozialen Wandels der letzten 100 Jahren informieren wollen, empfehle ich Ihnen das jüngste Buch des an der Berliner Humboldt-Universität lehrenden Politikwissenschaftlers Herfried Münkler: Kriegssplitter.
Ute Plass
9. Juni 2016 @ 08:41
Passend zu dem Beitrag von @ebo:
http://www.rationalgalerie.de/home/in-polen-die-russen-wuergen.html
anvo1059
8. Juni 2016 @ 21:01
Den Vorstoß noch Stück über Litauen hinaus und ein zweiter nach süd-osten und man hat Weißrussland in der Zange und steht in breiter Front an Russlands Grenze…. Vor fast genau 75 Jahren hieß das “Operation Barbarossa”!………………….
Peter Nemschak
8. Juni 2016 @ 22:07
Mit dem Unterschied, dass man heute an der Grenze Russlands halt machen würde.
Skyjumper
9. Juni 2016 @ 09:50
Stimmt. Man würde die eigenen Soldaten nicht in dass, durch den vorherigen Atomschlag verseuchte, Gebiet Russlands einmarschieren lassen wollen, sondern nur versuchen die Russen drinnen zu halten. Der Pentagon spielt jetzt seit über 5 Jahren Strategien des atomaren Erstschlags durch und es gibt bereits eine Fraktion die diese Strategie (dank Raketenabwehrschirmen) für gewinnbar hält.
Was wir in der Ukraine, Polen und den baltischen Staaten sehen ist die Umsetzung der Grundlagen für diese Strategien.
Man man. Sie können wirklich gut analysieren und Zusammenhänge zutreffend darlegen. Und das meine ich keinesfalls ironisch. Aber was die Intentionen des Westens, bzw. primär wohl der USA, anbelangt sind Sie meines Erachtens nach mit einer geradezu erschreckenden Blauäugigkeit gesegnet.
S.B.
7. Juni 2016 @ 22:40
Wer jetzt noch träumt, hat die letzten 10 Jahre EU verschlafen. Bitte unbedingt aufwachen! 😉
Peter Nemschak
7. Juni 2016 @ 21:30
Die deutlichen Worte der EU müssten heißen: volle Unterstützung der NATO! Russland muss endlich verstehen: hierher und nicht weiter. Hätten die NATO und die EU nach dem Machtwechsel in Kiew in ihrem eigenen Interesse geopolitisch gehandelt, wäre die Krim noch Teil der Ukraine. Lächerlich, dass Russland einen Atomkrieg risikiert hätte. Manche Menschen fürchten sich offenbar vor ihrem eigenen Schatten. Die EU muss endlich geopolitisch denken und handeln lernen, will sie langfristig im Konzert der Großmächte mitspielen.
Hella-Maria Schier
9. Juni 2016 @ 23:37
Die Nato muss verstehen: bis hierher und nicht weiter! Sie ist immer weiter vorgerückt und nicht Russland. Russische Angriffspläne auf Osteuropa konnten geheimdienstlich nie bewiesen werden, Im Gegenteil. Die USA nützen und schüren die Ängste der Osteuropäer, die noch von Erinnerungen an die Sowjetunion geprägt sind – wenn die gleichen Leute deren Ängste berechtigt finden, die andererseits den Russen nicht zutrauen, angesichts der steigenden Nato-Präsenz vor ihren Grenzen und einer erklärt kriegerischen Präsidentin Clinton, sich vielleicht irgendwann präventiv zu einem Gegenschlag provoziert zu fühlen, und sei er konventionell, sollte mal in seinem Geist aufräumen. Wer einerseits, wie unsere Presse, Putin zu einem gefährlichen Ungeheuer aufbaut, und andererseits Ängste vor ihm als hysterisch abtut, hat ja wohl irgendwo den logischen Faden verloren! Ds können 3-Klässler besser.
Skyjumper
7. Juni 2016 @ 17:10
” Ich würde von der EU dazu deutliche Worte erwarten………”
Lieber nicht. Schließlich kämpft die EU fleissig mit gegen Russland. Und im Gegensatz zum militärischen Krieg läuft der wirtschaftliche Sanktionskrieg ja schon auf Hochtouren.
Ute Plass
7. Juni 2016 @ 17:05
Ja, @ebo: “Man wird ja noch träumen dürfen… ”
Doch bis die deutlichen EU-Worte kommen, kann’s dauern. Menschen, die sich für den (Welt)Frieden engagieren können nicht darauf warten und ergreifen selbst das Wort:
http://www.ramstein-kampagne.eu/menschenkette-2016/