Bankenkrise: Der Ernstfall ist da
Nun ist es offiziell: Die Rekapitalisierung der Monte dei Paschi-Bank in Italien ist gescheitert, der Staat muss einspringen. Wieder einmal zeigt sich, dass die (von Deutschland durchgeboxten) EU-Regeln nichts taugen.
Die Meldung kam am späten Donnerstag Abend: Monte dei Paschi hat den Versuch aufgegeben, am Kapitalmarkt 5 Mrd. Euro aufzutreiben. Nun bleibt nur noch ein Bailout durch die Regierung.
Dafür stehen bis zu 20 Mrd. Euro bereit. Ob das ausreicht, ist allerdings fraglich, denn auch andere italienische Banken wanken. Laut “FT” könnten 38 Mrd. Euro benötigt werden.
Kommt nun die Banken- und damit die Eurokrise zurück? Sie ist schon längst da. In Wahrheit schwelt sie seit Monaten – doch wegen ihres absurden Regelwerks haben die EU-Granden die Augen verschlossen.
Die Brüsseler Regeln sehen vor, dass im Normalfall erst die Besitzer und Anteilseigner einspringen müssen, wenn eine Bank taumelt. Ausgedacht haben sich das W. Schäuble und J. Dijsselbloem.
Mitten in der Eurokrise um Zypern führten die den “Bail-in” ein – angeblich sollte es eine absolute Ausnahme für die zyprischen Banken sein. Danach plapperte Dijsselbloem aus, dass es die Regel werden sollte.
Doch diese Regel ist realitätsfremd, vor allem in Italien. Da sind nämlich die Bürger die wichtigsten Anteilseigner. Wenn man sie zuerst zur Kasse bittet, gibt es einen Bankrun und Panik.
Aber auch anders wo gilt: Wenn es ernst wird, braucht man einen “lender of last resort” – bei Banken den Staat, bei Staaten die EZB. Das hat die Eurokrise hinreichend gezeigt.
Deshalb ist es völlig richtig, dass Italien nun einspringt, um Schlimmeres zu verhindern. Ob es reicht, bleibt abzuwarten. Wir können ja nicht mal ausschließen, dass Schäuble wieder auf “Regeltreue” beharrt…
Anonym
25. Dezember 2016 @ 11:26
Ich finde den Artikel nicht gut. Wir wissen Italien besitzt das größte Privatvermögen, der Staat hat aber horrende Schulden,was auf die schlechte zahlungsmoral der Reichen was steuern anbelangt zurück zu führen ist. Italien war auch nicht gut eigentlich sich 2 mal von technokraten der goldman Sachs Bank führen zu lassen. Den Rest erledigt die Mafia
Peter Nemschak
26. Dezember 2016 @ 11:34
Es ist bekannt, dass nicht nur italienische Vermögende sondern die Bürger generell ihrem Staat lieber Geld leihen als Steuern bezahlen. Trotzdem gibt es keinen Grund zur Panik. Die Lage in Italien ist hoffnungslos aber nicht ernst.
Anonym
24. Dezember 2016 @ 11:13
Hi Eric, da liegst du aber falsch. Die meisten Bankanleihen werden auch in Italien natürlich von Vermögenden gehalten. siehe https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-12-22/italian-bank-bondholders-gentiloni-aims-to-shield-aren-t-so-poor
Wie kann es sein, dss ein kritischer Geist wie Du noch immer dem Märchen von den Kleinsparern aufsitzt? Zudem könnte man die tatsächlichen Kleinanleger mit Anteulen von < 100.000 einfach entschädigen, das wäre uch nach EU-Recht erlaubt. Siehe auch di Kolumne von Sandbu in der FT, Gruß, Harald
ebo
24. Dezember 2016 @ 11:26
Bei einem Bailout zahlt der Staat, der italienische Finanzminister hat schon 20 Mrd Euro freigeschlagen!
Peter Nemschak
24. Dezember 2016 @ 13:11
Ob Vermögende oder Kleinanleger ist egal. Wer nachrangige Anleihen kauft, muss im Falle eines Falles bluten. Dafür hat er in guten Zeiten höhere Zinsen bekommen. Wer das Wahlrecht besitzt, sollte auch mündig genug sein, auf sein Geld aufzupassen. Hilfe dabei kommt vom Konsumentenschutz, der in der EU hoch entwickelt ist und, wo nicht, verbessert gehört-,
bran2002
24. Dezember 2016 @ 10:27
Man kann nur hoffen, dass Schäuble auf Regeltreue beharrt. Warum sollen deutsche Steuerzahler für das ganze südeuropäische Missmanagement zahlen?
ebo
24. Dezember 2016 @ 10:41
Sollen sie ja nicht, es zahlen die italienischen Steuerzahler!
Peter Nemschak
24. Dezember 2016 @ 13:13
Ein falsches Signal: es müssen die Besitzer von nachrangigen Anleihen bezahlen, egal ob vermögend oder nicht. Sonst lernen die Bürger nichts.
Anonym
29. Dezember 2016 @ 16:20
Sie meinen die europäischen … Italiener äh, Europäer?
Peter Nemschak
23. Dezember 2016 @ 08:31
Beim derzeitigen Zustand der italienischen Banken und der offensichtlichen Unmöglichkeit einen privaten Ankeraktionär für MdPdS zu finden ist es entscheidend, dass nicht andere EU Mitglieder oder ihre Banken zur Kasse gebeten werden. Wenn etwas gescheitert ist, dann der Versuch ein italienisches Problem auf andere Staaten abzuschieben. So gesehen hat Deutschland vorsichtig und vorausschauend gehandelt.