Hollandes kaputtes Frankreich

Nach dem Debakel bei der Europawahl hat Präsident Hollande eine andere EU-Politik gefordert. Europa müsse endlich zur Kenntnis nehmen, was in Frankreich passiert ist. Ob Hollande damit den Sieg des Front National meinte? Oder den Niedergang der französischen Europapolitik?

Um die aktuelle Krise zu verstehen, muss man in die jüngere Geschichte schauen. Schon Ex-Präsident Mitterrand musste kurz nach seiner Wahl 1981 alle sozialistischen Versprechen zurücknehmen.

Die damals noch sozialliberale Wende kam mit einem gewissen Delors. Als der später EU-Kommissionschef wurde, schuf er den wirtschaftsfreundlichen Binnenmarkt – und versprach eine Sozialunion.

Die wurde jedoch nie umgesetzt – ebenso wenig wie die Politische Union von Mitterrand und Kohl bzw. Tietmeyer. Stattdessen kam Maastricht, das den Grundstein für das deutsche Europa legte.

Der Maastricht-Vertrag wurde in Frankreich nur mit hauchdünner Mehrheit bei einer Volksabstimmung angenommen. Seither wächst die Unzufriedenheit – der Nährboden für den Front National.

Die nächste große Wende kam mit dem Referendum zum EU-Verfassungsvertrag. Die Mehrheit der Franzosen, darunter viele Sozialisten, stimmte Nein. Die Gegner attackierten die neoliberale Ausrichtung.

Doch dieses Nein wurde von Ex-Präsident Sarkozy übergangen – auf Drängen von Kanzlerin Merkel. Immerhin zogen ein paar Nein-Sager in die erste sozialistische Regierung Hollandes ein.

Nun hat Hollande seine – diesmal offen neoliberale – Wende hingelegt, natürlich wieder auf deutsches Drängen. Zuvor musste er alle Wahlversprechen für einen Politikwechsel in der EU sausen lassen.

Ist es da noch ein Wunder, dass der Front National triumphiert?

Siehe auch “Kampf oder Krampf”