Kampf oder Krampf

Frankreich hat eine neue Regierung. Nach der Niederlage bei den Kommunalwahlen hat Präsident Hollande den bisherigen Innenminister Valls zum Premier ernannt. Er soll die Regierung in den “Kampf” gegen die Krise führen – mit den üblichen liberalen Rezepten.

Lohnmäßigung, Liberalisierung, Steuersenkung: Nun ist auch die “sozialistische” Regierung in Paris beim Einheitsprogramm der neoliberalen “pensée unique” angekommen.

Knapp zwei Jahre nach seiner Wahl mit einem betont linken Programm hat Präsident Hollande vor dem EU-Mainstream kapituliert.  Immerhin hat er einen fähigen Mann zum Premier ernannt.

Ex-Innenminister Valls ist kompetent und glaubwürdig, er versteht etwas von Wirtschaft und genießt hohes Ansehen bei den Franzosen. Hollande hat eine gute Wahl getroffen, auch wenn Valls eher rechts steht.

Doch reicht dies für eine “Kampfregierung” (gouvernement de combat)? Oder droht wieder Krampf? Das hängt davon ab, ob Hollande und Valls der Krise den Kampf ansagen – oder den eigenen Wählern.

Bisher hat es sich der Präsident mit allen verscherzt. Er hat praktisch alle Wahlversprechen über den Haufen geworfen, weshalb die Wähler diesmal zu Hause geblieben sind oder rechts gewählt haben.

(Wobei die Sozialisten in Paris und Avignon bemerkenswerte Siege hingelegt haben, von denen man in den deutschen Medien fast nichts hört. Auch der grüne Erfolg in Grenoble ist beachtlich.)

Gleichzeitig ist er Kanzlerin Merkel und der EU-Kommission nicht weit genug entgegen gekommen, als dass sie ihm sein sozialistisches Parteibuch verzeihen würden. Hollande verkämpft sich an zwei Fronten.

Aber vielleicht verschafft ihm Valls ja nun Entlastung zuhause in Paris – und die Europawahl ein wenig Luft in Brüssel. Wenn SPD-Mann Schulz die Mai-Wahl gewinnt, könnte auch Hollande wieder Aufwind verspüren.

Und vielleicht besinnen sich die Genossen dann ja doch noch auf ihre eigentliche Mission – den überfälligen Politikwechsel in Europa, mit dem Kampf gegen die (Jugend-)Arbeitslosigkeit als höchste Priorität.

Es ist ist Hollandes (und der deutschen Sozis) letzte Chance. La lutte finale…

Siehe auch “Warum die Rechten gewinnen” zum – bisher eher schwachen – Vormarsch des Front National