Impfdebakel: Gefangen im Marktglauben

Die EU-Kommission macht sich jeden Tag unglaubwürdiger. Sie ist nicht nur unfähig, eine gute Impfstoff-Versorgung zu sichern. Sie richtet auch noch zusätzlichen Schaden an, indem sie wild um sich schlägt und andere Länder attackiert. Dahinter steckt ein unreflektierter Marktglaube.

Das ist nicht nur meine Meinung. Das schreibt auch die “New York Times”. Zitat:

Brussels took a conservative, budget-conscious approach that left the open market largely untouched. And it has paid for it. In short, the answer today is the same as it was in December, said Dr. Slaoui. The bloc shopped for vaccines like a customer. The United States basically went into business with the drugmakers, spending much more heavily to accelerate vaccine development, testing and production.

The New York Times

Die EU kauft Impfstoffe wie ein Kunde im Kaufhaus – die “New York Times” bringt es auf den Punkt. Dabei will sie nicht nur Full Service und lebenslange Garantie, sondern auch noch günstige Preise. Daß es sich um eine Notlage handelt, hat man in Brüssel bis heute nicht verstanden.

Doch das ist noch nicht alles.

Die EU glaubt auch, nur weil sie die Welt als riesigen Marktplatz betrachtet, müssten es alle anderen genauso handhaben. Freihandel ohne Grenzen! Export ist Pflicht!

Wer sich nicht daran hält, wird mit einem Export-Kontrollmechanismus überwacht und “der Schrotflinte” bedroht (so der Chef des Handelsausschusses im Europaparlament, B. Lange).

Doch die Kontrolle gilt nicht etwa den transnationalen Pharmakonzernen und ihren globalen Lieferketten, sondern den Ländern – ganz so, als wären sie schuld, wenn sie einen guten Deal mit Big Pharma machen.

Sogar Israel gerät so auf den Radarschirm der EU-Kommissare. Geht’s noch?

Und das ist immer noch nicht alles.

Weil die EU in ihrem Marktglauben gefangen ist, sträubt sie sich auch gegen die Freigabe von Impfstoff-Patenten – und gerät so in Widerspruch zu den Forderungen der WHO, der Uno und der Entwicklungsländer. Sogar direkte Hilfen für arme Länder werden jetzt gestrichen.

Gleichzeitig präsentiert sich diese in der Coronakrise wiederholt gescheiterte Organisation aber unbeirrt als Champion der weltweiten Impf-Solidarität.

Mir fehlen die Worte.

Siehe auch “Impfdebakel: Brüssel will mehr Macht (über Exporte)”

P.S. Auffällig ist auch, wie die EU-Kommission Big Pharma und insbesondere das deutsche Unternehmen BionTech protegiert. Dabei sind es ja die Konzerne, die die Probleme verursachen. Und es war BionTech, das Israel zum Erfolg verholfen hat…