Wirkungslose Worthülsen zu Dschabalia

Der israelische Bombenangriff auf das Flüchtlingslager Dschabalia in Nord-Gaza hat weltweites Entsetzen ausgelöst. Sogar Experten sprechen von einem Kriegsverbrechen. Doch die EU windet sich – Chefdiplomat Borrell bemüht leere Worthülsen.

“Gaza ist jetzt die Hölle auf Erden”, schreibt die “Süddeutsche”. “Dies ist ein Kriegsverbrechen”, urteilt I. Bremmer, ein international anerkannter Experte von der Eurasiagroup.

Wenn der Angriff in der Ukraine erfolgt wäre, hätte die EU sicher ähnlich geurteilt und Experten in die Bombenkrater geschickt, um Beweise für den Internationalen Strafgerichtshof zu sammeln.

Doch hier geht es um Israel, hier geht es um Krieg gegen den Terror. Und da gelten offenbar andere Maßstäbe – nämlich jene, die der EU-Gipfel beschlossen hat.

Und so twittert EU-Chefdiplomat Borrell etwas von Israels Recht auf Selbstverteidigung, natürlich im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht. Ob die Attacke im Einklang steht, sagt er nicht.

Borrell zeigt sich nur schockiert von der hohen Zahl ziviler Opfer und erinnert an “Verhältnismäßigkeit” und “Vorsicht”. Offenbar hat Israel gegen beide Prinzipien verstoßen – doch Borrel (ver-)urteilt das nicht.

Er wiederholt nur die Worthülsen, die beim Gipfel niedergelegt wurden. Dabei dürfen natürlich auch “humanitäre Korridore und Pausen” nicht fehlen, die Deutschland der EU in den Mund gelegt hat.

Doch Tel Aviv denkt nicht daran, die Waffen schweigen zu lassen. Borrells wohl gewogene Worte verhallen ohne Wirkung…

Siehe auch Krieg in Israel: Was die EU (nicht) beschlossen hat