Doch, es gibt Vorschläge aus Athen
Wer die deutschen Medien liest, könnte meinen, seit Wochen sei nichts mehr aus Athen gekommen. Dabei gibt es neue Vorschläge; die letzten hat Finanzminister Varoufakis am Donnerstag der Eurogruppe gemacht.
Das musste heute sogar Finanzminister Schäuble einräumen. Doch er wischte die Eingabe so geschickt sie beiseite, dass die dpa-Meldung wieder lautet: “Schäuble: Eurogruppe wartet auf Vorschläge aus Griechenland”.
Offenbar wollen sich weder unser Minister noch unsere Medien mit der griechischen Haltung befassen. Sie warten nur auf eins: Dass Athen das Spar- und Reformdiktat vom Berliner Kanzlergipfel schluckt.
Demgegenüber wartet Athen darauf, dass Berlin endlich einer Umschuldung oder einem Schuldenschnitt zustimmt. Die Verbindlichkeiten gegenüber dem IWF und der EZB sollen auf den Euro-Rettungsfonds ESM übergehen.
Außerdem fordert Athen ein Investitionsprogramm. EU-Kommissionspräsident Juncker will schon eins angeboten haben. Aber auch davon kein Wort bei Schäuble.
Der vollständige Text von Varoufakis steht hier. Eine Übersicht über die Positionen findet sich hier (members only). Mehr zum Prozedere in der neuen Eurokrise hier
GS
19. Juni 2015 @ 22:55
ebo, was meinste? Grexit nächste Woche oder gibt’s doch noch irgendeine Lösung (sei es auch nur eine weitere Übergangslösung)?
ebo
20. Juni 2015 @ 11:40
@GS Ich sehe keine Lösung am Montag, jedenfalls nicht bei der Eurogruppe. Am Dienstag könnte die EZB den Geldhahn zudrehen. Doch selbst das wäre noch kein Grexit – dafür müsste die Regierung in Athen ja den Austritt aus dem Euro und vermutlich auch aus der EU erklären. Die für mich wahrscheinlichsten Szenarien sind immer noch Verlängerung bis 2016, oder ein Putsch der EU gegen die Regierung Tsipras. Merkel und Lagarde suchen sich ihre Lieblings-Erwachsenen, das haben sie ja schon öfter gemacht…
Nemschak
20. Juni 2015 @ 12:02
Besteht aus Ihrer Sicht die Gefahr eines gewaltsamen politischen Putsches in Griechenland?
ebo
20. Juni 2015 @ 12:32
Haben Sie Papandreou, Berlusconi und Zapatero schon vergessen?
Erbse
19. Juni 2015 @ 19:50
Sie wollen sich nicht mit den Vorschlägen aus Athen befassen, weil sie einen schmutzigen Krieg gegen Athen führen.
Nemschak
20. Juni 2015 @ 08:46
Möglicherweise sind die Vorschläge nicht neu: alter Wein in neuen Schläuchen.