Die fatale Logik der Kriegstreiber
Kein Waffenstillstand in der Ukraine, keine Verhandlungen mit Russland: Das ist das Mantra der westlichen Hardliner und Kriegstreiber. Sie folgen einer fatalen Logik.
Russland dürfe in der Ukraine nicht gewinnen, da es sonst weitere Länder angreifen werde, argumentieren die Hardliner. Russland müsse verlieren, fordern die Kriegstreiber.
Dabei machen sie ihre eigenen Länder immer schutzloser. Um der Ukraine zu helfen, plündern sie die westlichen Bestände an Waffen und Munition – und stehen nun nackt da.
Zudem sollen die gelieferten Waffen nicht mehr nur zur Verteidigung der Ukraine, sondern zunehmend auch zum Angriff auf Russland genutzt werden – etwa auf die Kersch-Brücke.
Mit der Lieferung von Angriffswaffen erhöhen die Hardliner jedoch das Risiko, selbst zum Ziel zu werden (und sei es nur, weil die Waffen vom Ausland gesteuert werden, wie Taurus oder F-16).
Die Möglichkeit, durch eigene Aktionen selbst zur Kriegspartei zu werden, wird jedoch systematisch geleugnet. Dies geht so weit, dass Frankreichs Macron sogar Truppen entsenden will.
Damit erhöhen Macron und seine neuen Anhänger jedoch das Risiko für die Alliierten. Dies gilt vor allem für die EU, denn dort besteht eine weit reichende Beistands-Verpflichtung!
Last but not least argumentieren die Kriegstreiber auch unredlich. Sie behaupten, übrigens ohne Belege, bei einem russischen Sieg in der Ukraine werde Kremlchef Putin auch das Baltikum oder Westeuropa angreifen.
Dabei schreckt die Nato seit Jahrzehnten erfolgreich genau vor einem solchen Angriff ab. Doch ausgerechnet die, die heute so laut schreien, sind oft dieselben, die behaupten, die Ukraine wäre erst sicher, wenn sie in der Nato ist.
Was gilt denn nun? Schützt die Nato – oder wirkt sie plötzlich doch nicht mehr? Dann müsste man wohl erstmal die Allianz stärken und die eigenen Arsenale auffüllen, bevor man in der Ukraine immer mehr ins Risiko geht…
Mehr zum Ukraine-Krieg hier
P.S. Die inkonsistente und letztlich fatale Argumentation der Hardliner verweist ein weiteres Mal auf das Fehlen einer gemeinsamen Strategie. Ohne eine solche Strategie ist nicht nur die Verteidigung der Ukraine zum Scheitern verurteilt; es wächst auch das Risiko für alle beteiligten Länder…
Arthur Dent
12. März 2024 @ 17:47
@NW @skyjumper
Ob Russland in einem konventionellen Krieg gegen die Nato chancenlos ist, da habe ich meine Zweifel. Haben unsere “Militärexperten” vor zwei Jahren nicht übereinstimmend gesagt, in welch desolatem Zustand die russische Armee sei? Das britische Verteidigungsministerium hat schon im Sommer 2022 spekuliert, dass Russland schon bald die Munition ausgeht. Die Amerikaner haben nur sehr wenig Kampftruppen in Europa stationiert. Ich sehe in Europa nicht eine einzige Armee, die für einen großen Bodenkrieg gerüstet wäre. Die europäischen Armeen sind zu schwach, sich gegen Russland zu verteidigen, allenfalls die Türkei hat eine leistungsfähige Armee. Allerdings ist die russische Armee zur Zeit auch nicht stark genug, die Nato anzugreifen.
Skyjumper
12. März 2024 @ 21:16
@Arthur Dent
Ich sagte zwar nicht allgemein chancenlos, sondern keine SIEGESchance. Aber zugegeben grenzt das an Haarspalterei. Und natürlich kann ich mir auch nur „so sicher“ sein wie jeder andere der sein Wissen aus allgemein zugänglichen Nachrichten bezieht. Und auf die Propaganda westlicher (und russischer) Hipp-Hipp-Hurra Meldungen gebe ich wenig, bzw. gewichte ich sie subjektiv.
Was ich sehe ist, dass sich die russische Armee sehr schwer tut gegen die Ukraine. Und die Ukraine ist im Vorwege nun nicht wirklich als besonders schlagkräftig oder effizient bekannt gewesen. Der Kriegsverlauf der ersten 2 Wochen entsprach in etwa dem was ich erwartet hatte. Den folgenden Kriegsverlauf hätte ich dagegen so überhaupt nicht erwartet. Und was man im Moment sieht, ist das sich letztlich das mehr an Ressourcen Russlands langsam aber sicher durchzusetzen scheint.
Und das gilt aber eben auch in einer theoretischen Auseinandersetzung EU vs. Russland.
450 Mio. Menschen gegen 145 Mio. Ein deutlich überlegenes BIP, eine quantitativ deutlich überlegene industrielle Basis (und wahrscheinlich auch immer noch qualitativ). Finanzmächtiger. Die EU-Staaten mögen am Start bestimmt holperig sein, aber am Ende sollte sich die schiere Masse in einen konventionellen Krieg durchsetzen. Das ist eigentlich die Basis meiner Überlegung.
@KK weiter unten:
Ich habe die Schweiz (und noch ein paar Staaten mehr) nicht wirklich vergessen. Ich habe nur die Staaten aufgeführt die auch über eine mehr oder weniger direkte Landgrenze mit Russland verfügen. Aber wie meist schreibt man seine Gedanken zu unvollständig.
KK
13. März 2024 @ 00:18
„Ich habe nur die Staaten aufgeführt die auch über eine mehr oder weniger direkte Landgrenze mit Russland verfügen.“
Landgrenzen sind da wohl kein wirkliches Kriterium – oder glauben Sie, der nukleare Fallout, zu dem es dann wohl im Laufe einer solchen Auseinandersetzung kommen würde, machte an den Schweizer Grenzen halt?
NW
12. März 2024 @ 14:15
Die Nato ist nur so überzeugend als Verteidigungsgemeinschaft, wie sie den Eindruck erweckt, tatsächlich der Beistandsverpflichtung zu folgen. Eine Nato mit Amerikanern, die voll hinter ihr stehen, schreckt Russland vor einem Angriff ab und würde auch die Ukraine schützen, wenn sie in der Nato wäre. Eine Nato mit einem Präsidenten Trump, der Putin sogar auffordern möchte, Nato-Staaten anzugreifen, schreckt Russland nicht vor einem Kriegsbeginn ab und schützt somit weder das Baltikum noch die Ukraine. Wo ist nun der Widerspruch?
ebo
12. März 2024 @ 14:27
Ist Trump schon gewählt? In seiner ersten Amtszeit hat er es nicht geschafft, die Nato zu demontieren. Und Putin hat ihn nicht getestet.
Übrigens will Trump den Krieg in der Ukraine beenden. Er hat nicht gesagt, dass er das Baltikum an Russland ausliefern will…
Skyjumper
12. März 2024 @ 15:05
Als ich das letzte Mal auf eine EU-Karte gesehen habe waren Finnland, Lettland, Estland, Litauen und Polen Mitglieder der EU, und damit auch (im Fall des Falles) Nutzniesser der EU-Beistandsverpflichtung, welche im übrigen in ihrer praktischen Bedeutung deutlich über die Bündnisverpflichtung des NATO-Vertrages hinausgeht. Und so desolat auch die militärischen Fähigkeiten einzelner EU-Mitglieder aussehen mögen – Russland hätte in einen konventionellen Krieg gegen die EU keine Siegeschance. Nicht personell, und auch nicht materiell. Einzig und alleine die „Atomkarte“ könnte stechen. Das träfe bei der NATO als Gegner aber genauso zu. Diese Fähigkeit sorgt zwar dafür das Russland nicht existentiell verlieren kann, aber das bedeutet im Umkehrschluss nicht das Russland siegen würde.
Bezieht man sich auf die klassisch „west“europäischen Staaten, stände also einzig Norwegen im Fall des Falles ohne Bündnispartner da. Die NATO ist aus meiner Sicht daher als europäischer Sicherheitsrahmen drastisch überbewertet.
KK
12. März 2024 @ 18:06
“Bezieht man sich auf die klassisch „west“europäischen Staaten, stände also einzig Norwegen im Fall des Falles ohne Bündnispartner da.”
Da haben Sie noch die Schweiz vergessen – die hat ja auch ihre bewährte Neutralität fahren lassen und sich den EU-Sanktionen angeschlossen! Und die ist noch nicht mal in der NAhTOd.
Arthur Dent
12. März 2024 @ 12:33
Krieg ist Big Business, Big Money. Kriege werden in erster Linie aus ökonomischen Gründen geführt – Begriffe wie Freiheit und Demokratie sind nützliche ideologische Hirngespinste, um ihn möglichst lange am Laufen zu halten.
Wie das Friedensforschungsinstitut Sipri veröffentlicht hat, haben sich die Einfuhren von Rüstungsgütern nach Europa in den letzten fünf Jahren verdoppelt.
Skyjumper
12. März 2024 @ 14:05
@Arthur Dent
Mit dem Big Business haben Sie natürlich Recht. Fast noch schlimmer ist allerdings was im “Schatten” des Big Business gerade passiert. Zumindest in DE.
Und aus der Nummer kommen wir so schnell nicht wieder heraus. Wenn man sich den Verteidigungshaushalt 2024 nämlich ein wenig genauer ansieht als die Journalisten es gewöhnlich tun, stellt man oh Wunder fest, dass DE fast nichts anschafft.
Ein Verteidigungshaushalt von ~ 52 Mrd. €, aber davon sind für 2024 gerade einmal 3 Mrd. € für militärische Beschaffungen vorgesehen. Das ist (aus dem regulären Haushalt) der ganze deutsche Anteil am Big Business. Der große, große Rest ist Personal, Verwaltung und Betrieb. Und wie das in DE so ist mit den aufgeblähten “Neben”kosten. Sind sie erst mal da gehen sie nie wieder.
Big Business, und die sogenannte Ertüchtigung der Bundeswehr, werden so jedenfalls nicht laufen. Das nächste Sonder”vermögen” wird unumgänglich sein……oder man schafft die BW ab, was vielleicht auch nicht verkehrt wäre.
Michael B
12. März 2024 @ 10:00
Und die CDU bläst schön fröhlich ins gleiche Kriegshorn und fordert neue Bunker. Das Geld dafür kann man ja aus dem Bildungs- oder Sozialetat umleiten. Braucht man ja alles nicht mehr, wenn man sich auf den Nuklearkrieg vorbereitet. Ich wünsche den Superchristen wie Herrn Lechner oder Herrn Kuban, sich rechtzeitig einen Platz zu sichern, damit sie dann nach zwei bis drei Monaten den Blick auf eine nukleare Wüste genießen können. „besuchen sie Europa, solange es noch steht“!
KK
12. März 2024 @ 11:47
Wenn man die Jugend und das Prekariat im Krieg zu verheizen beabsichtigt, dann braucht man auch keinen Bildungs- und Sozialetat mehr.
Paula Rollmann
12. März 2024 @ 09:14
Das war heute meine Frühstückslektüre.
“Papst auf dem Irrweg”
https://www.main-echo.de/ressorts/politik/bkommentar-des-tagesb-papst-auf-dem-irrweg-art-8185551#comments
Wie kommen wir aus dieser Kriegstreiberei wieder heraus?
Karl
12. März 2024 @ 11:26
>> Wie kommen wir aus dieser Kriegstreiberei wieder heraus? <<
Letztlich nur durch Auflösung der Blockbildung.
Der Meinungskorridor bei uns ist deshalb so betoniert, weil die Militarisierung zugunsten des US-MIK gegen die Interessen großer Teile der Bevölkerung läuft: Die Wirtschaft wird für die USA ruiniert.
Daher besteht die Chance, die Blockbildung auch wieder in Richtung Multilateralismus zu verschieben, also die Wirtschaftsbeziehungen mit China, Russland und den BRICS erneut in einen geordneten außenpolitischen Rahmen gedeihen zu lassen, sodass Deutschlands Exportindustrie ziviler Güter profitieren kann.
KK
12. März 2024 @ 11:44
Um aus dieser Kriegstreiberei wieder herauszukommen wird, wie schon bei den letzten beiden ähnlichen Situationen im vergangenen Jahrhundert, wohl wieder ein veritabler Krieg erforderlich sein… dann ist dann erst mal wieder über kurz oder lang Ruhe.
JHiggins
12. März 2024 @ 12:11
Wie kommt man aus der Kriegstreiberei wieder heraus? Man kann nicht viel, aber etwas tun – Leserbriefe schreiben (die werden manchmal tatsächlich veröffentlicht) und auf Kundgebungen und Demonstrationen gehen, die zum Beispiel von der https://www.friedenskooperative.de/ organisiert weerden.
Ganz konkret: am 30. März gibt es vielerorts Ostermärsche!
Stef
12. März 2024 @ 08:42
Die immer umfangreichere militärische Unterstützung der Ukraine ist nicht unbedingt inkonsistent zu der abnehmenden Fähigkeit zur Selbstverteidigung. Für alle, die an der kommerziellen Seite der Aufrüstung interessiert sind (um nicht zu sagen an ihr verdienen), macht das sogaar hochgradig Sinn. Warum wohl hat Dwight Eisenhower vor dem MIK gewarnt? Wir sehen hier live und in Farbe sein grenzüberschreitendes Wirken.
ebo
12. März 2024 @ 08:50
Stimmt. Die EU will ja nun auch einen militärisch-industriellen Komplex aufbauen; die Kampagne gegen Scholz zeigt schon, wie rücksichtslos die Lobbyisten vorgehen.
Das Ganze passt aber auch zum Stellvertreterkrieg. Die Ukraine wird mit westlichen Waffen vollgepumpt, damit sie möglichst lange stellvertretend für den Westen gegen Russland kämpft, während die Urheber unbehelligt bleiben.
Die USA könnten das noch Jahre so weitertreiben, um Russland zu schwächen. Zu dumm, dass die Hardliner dies nicht verstehen, sondern unbedingt selbst in den Krieg ziehen wollen…
KK
12. März 2024 @ 01:08
„Dann müsste man wohl erstmal die Allianz stärken und die eigenen Arsenale auffüllen, bevor man in der Ukraine immer mehr ins Risiko geht…“
Ich wünschte, dass niemand die Absicht haben möge, in der Ukraine „mehr ins Risiko“ zu gehen… auch und gerade nicht nach „Stärkung der Allianz“. Ich würde nämlich lieber an Altersschwäche sterben als an einem langsamen oder auch schnellen Atomtod.
Arthur Dent
12. März 2024 @ 00:05
„Damit erhöhen Macron und seine neuen Anhänger jedoch das Risiko für die Alliierten. Dies gilt vor allem für die EU, denn dort besteht eine weit reichende Beistands-Verpflichtung!“ – da Russland bislang keinen Nato-Staat angeriffen hat, besteht seitens der Nato keine Beistandsverpflichtung.
Durch die Entsendung von Truppen in die Ukraine wird man auf jeden Fall zur Konfliktpartei. Und wenn mit dem Taurus Ziele im russischen Hinterland getroffen werden, wird Deutschlands Teilnahme am Krieg immer deutlicher. Der deutsche Städtebund hat bereits den Bau von Bunkern gefordert. – Damit dürfte die Sache klar sein – die deutsche Nuland-Fraktion will Krieg und sie wird ihn wohl auch bekommen.
Die Amerikaner werden sich da erst mal vornehm zurückhalten.