Die besten EUropäer?

Am deutschen Wesen soll EUropa genesen. Deutschland hat nicht nur die letzte Führerin der freien Welt, sondern auch noch die besten Europäer. Das wollen Meinungsforscher herausgefunden haben. Im Ernst.


[dropcap]W[/dropcap]as für eine schöne Schlagzeile: „Deutsche neigen in der EU am wenigsten zu Populismus”, berichtet die „Süddeutsche”. Sind wir Deutschen also die besten Europäer?

Folgt man der Studie, auf die sich die “SZ” bezieht, so besteht daran kein Zweifel: In keinem der großen EU-Staaten sind die Menschen weniger empfänglich für rechte Parolen als hierzulande.

Lediglich 18 Prozent der deutschen Wähler teilen nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts YouGov politische Überzeugungen, die von populistischen Parteien wie der AfD bedient werden.

Da kommen einem allerdings schon die ersten Zweifel. Hat die AfD nicht bei Landtagswahlen schon mehr als 18 Prozent eingefahren?

Geben manche Menschen bei Umfragen vielleicht gar nicht an, dass sie Populisten wählen — so wie wir es gerade in den USA erlebt haben?

Und hat sich nicht auch YouGov beim Brexit blamiert? Ist nicht überhaupt der ganze Populismus-Begriff fragwürdig? “Ihr habt nichts, aber auch gar nichts verstanden”, antworten die Nachdenkseiten.

Fragen wirft aber auch ein anderer Teil des Berichts in der „Süddeutschen” auf. Er zitiert nämlich eine weitere Studie, diesmal der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Derzufolge teilt mehr als ein Viertel der Deutschen sogenannte „neurechte” Einstellungen. Mehr als ein Viertel, also mehr als 25 Prozent, sind deutlich mehr, als die von YouGov genannten 18 Prozent.

Wenn wir Griechen wären

Die entscheidende Frage aber ist, was wohl in Deutschland passieren würde, wenn es dem Land so schlecht ginge, wie sagen wir mal: Griechenland.

Ob wir dann auch noch die mustergültigsten Europäer wären? Da habe ich doch meine Zweifel. Vor allem, wenn unserer wichtigster Gläubiger einen Finanzminister wie Schäuble hätte…