Deutschland wird zur Wachstumsbremse
Die deutsch geführte EU-Kommission hat sich lange geweigert, die Krise der deutschen Wirtschaft anzuerkennen. Doch nun sieht auch Brüssel das größte EU-Land auf Schrumpfkurs. Das trifft ganz EUropa.
Die EU-Kommission hat ihre Konjunkturprognose deutlich herunter geschraubt. In Deutschland wird die Wirtschaft der neuesten Schätzung zufolge in diesem Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen.
Im Mai war für die größte Volkswirtschaft der EU noch ein Wachstum von 0,2 Prozent vorhergesagt worden. Für 2024 rechnet die Behörde nur noch mit einem Wachstum der deutschen Wirtschaft von 1,1 Prozent (vorher 1,4).
Auch für die EU insgesamt sieht es nicht toll aus. Die Kommission rechnet nun nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent (vorher 1,7). Deutschland bremst die Konjunktur in ganz EUropa aus…
Die Inflation soll zwar ein wenig zurückgehen. Mit 5,6 Prozent liegt sie aber immer noch wit über dem Ziel von zwei Prozent.
Die spannende Frage ist nun, ob die EZB am Donnerstag erneut den Leitzins erhöht und die Konjunktur noch weiter abwürgt. Die Analysten sind sich nicht einig, es könnte spannend werden…
Siehe auch Deutschland – schon wieder “kranker Mann” Europas?
european
11. September 2023 @ 19:11
Friederike Spiecker hat dazu gerade einen hervorragenden Artikel auf Telepolis veröffentlicht.
“Deutschland am Scheideweg: Wie nachhaltig ist der Wohlstand durch Export?”
https://www.telepolis.de/features/Deutschland-am-Scheideweg-Wie-nachhaltig-ist-der-Wohlstand-durch-Export-9299845.html
Sehr lesenswert. Ich bin mir aber trotzdem nicht sicher, ob unsere Exportismus- und Überschuss-Junkies das verstehen werden bzw. wollen. Old habits die hard. 😉
Monika
11. September 2023 @ 15:06
…hängen direkt von der deutschen Wirtschaft ab…
Wieso konnten und können sie dann im Zuge des Ukrainekriegs nicht genug Sanktionen gegen “die Russen” fordern, nicht genug Waffenlieferungen, auch und gerade durch die BRD fordern, wohlwissend um ihre eigene Abhängigkeit von der Deutschen Wirtschaft? Hauptsache “den Deutschen” schnell einen reingewürgt. “unsere Energieversorgung läuft längst Russenfrei” ect. pp, aber die blöden deutschen Russenfreunde…
Jedem Nettoempfänger der EU müsste doch klar (gewesen)sein, wenn die deutsche Wirtschaft abgrätscht, wird in direkter Folge davon auch für sie künftig weniger bis nichts mehr zu holen sein.
Aber die Amis mit ihrer NATO haben uns doch schnellen Sieg versprochen!… Leider ist es anders gekommen… Wer hätte das ahnen können. (Leute, deren Hirn mit Russenhass und Deutschenhass (nur das Portemonaie der Deutschen ist erträglich…) vernebelt sind, eher nicht.
european
11. September 2023 @ 15:44
@Monika
Voellig richtig und wenn man sich mal die Deutsch-Slowakischen Handelsbeziehungen ansieht, dann findet man auch schnell den Kern des Problems. Viele deutsche Firmen haben seit 2004 ihre Aktivitaeten in die Slowakei ausgelagert, nicht zuletzt wegen der Billigloehne.
https://www.gtai.de/de/trade/slowakei/wirtschaftsumfeld/deutschland-ist-wichtigster-handelspartner-der-slowakei-781548
Und die Niederlande sind auch so ein Exportismus-Fanatiker mWn per Capita sogar noch schlimmer als wir. Das Ausland soll unsere Produkte kaufen. Wen interessiert schon die Binnennachfrage? Da ist es schon klar, dass es einen Dominoeffekt geben muss.
Ich bin sehr gespannt auf die Auswirkungen des Heizungsgesetzes in Deutschland, weil zu erwarten ist, dass der Wert aelterer Haeuser rapide sinken wird. Wohl dem, der das Haus abbezahlt hat. Sollten noch Hypotheken zu bedienen sein, besteht die Gefahr, in negative equity abzurutschen und nicht nur die neue Heizung bezahlen zu muessen, sondern auch das Haus gleich neu zu finanzieren. Und das bei den Zinsen.
european
11. September 2023 @ 13:51
Naja, man kann es so oder so sehen.
Vielleicht bremst jetzt auch mal der deutsche Exportismus und die Sucht nach Ueberschuessen aus, sodass andere Laender auch mal zum Zug kommen. Fuer mich war Deutschland nie die Dampflok der EU, sondern eher der Blutsauger. Der Summe aller Ueberschuesse in einem Binnenmarkt steht die gleiche Summe aller Defizite gegenueber.
Eine Staerkung des deutschen Binnenmarktes waere dringend notwendig, nicht zuletzt um auch Anreize fuer Neugruendungen zu setzen. Wir koennen nicht alle nur fuer den Export arbeiten. Die Frage ist nur, wer denn jetzt noch in Deutschland investiert? Der Staat will nicht, die Unternehmen sollen geschont werden und der Verbraucher wird sich hueten. Das Ausland hat sich bereits zurueckgezogen.
Wer ist nun der grosse Unbekannte, der in Deutschland noch Geld ausgibt, dass er nicht hat?
Arthur Dent
11. September 2023 @ 11:56
Verstehe ich nicht so ganz. Die deutsche Erfolgsbilanz beruhte immer auf Export – je mehr, desto besser. Je mehr sich das Ausland verschulden muss, desto besser für Deutschland – Deutschlands aktueller Konjunktureinbruch müsste doch jetzt das Ausland aufatmen lassen. Deutschland selbst hätte jetzt die Gelegenheit über das Magische Viereck (ausgeglichene Handelsbilanzen) nachdenken zu können. Warum jetzt alle unzufrieden sind, müsste mir mal jemand erklären. Vielleicht, weil das Jammern der Gruß der Kaufleute ist.
ebo
11. September 2023 @ 14:26
Länder wie Belgien, die Niederlande oder Tschechien und die Slowakei hängen direkt von der deutschen Wirtschaft ab. Die Niederlande sind schon in die Rezession gerutscht…