Brexit: This is the end – endlich

Was bleibt von der EU-Politik der vergangenen Woche? Natürlich der Brexit – am 31.12.2020 ist Großbritannien auch aus dem Binnenmarkt und der Zollunion ausgeschieden. Damit geht eine lange Leidensgeschichte zu Ende – endlich.

Viereinhalb Jahre hat die Brexit-Saga gedauert. Viereinhalb quälende Jahre, in denen die EU-Politik vornehmlich um den britischen Austritt kreiste. Es war eine verlorene Zeit, denn überfällige Reformen wurden – anders als versprochen – nicht eingeleitet. Selbst die seit 2012 geplante “Vollendung der Währungsunion” ist Stückwerk geblieben.

Deshalb ist es gut, dass es endlich vorbei ist und ein neues Kapitel beginnt. Damit will ich keineswegs sagen, dass ich die Briten nicht vermissen werde. Im Gegenteil – ihr Pragmatismus wird uns fehlen, wie sich gerade am Umgang mit der Coronakrise und den Impfungen zeigt. UK ist da viel weiter als die EU – und das ohne Hilfe aus Brüssel.

Dennoch ist der Brexit ist eine gute Sache, und zwar aus folgenden Gründen:

  • Großbritannien war nie für die EU gemacht. Die Briten wollten nur dem Binnenmarkt beitreten – nicht Schengen, nicht dem Euro und keiner europäischen Verteidigungsunion. Churchill hatte recht: Europa muss sich vereinigen – aber ohne die Briten.
  • Ohne die Briten können Deutschland, die Niederlande und die Nordeuropäer nicht länger “über Bande” spielen. Vor allem Berlin muß Farbe bekennen – Kanzlerin Merkel kann sich nicht mehr hinter London verstecken, wie zuletzt mit dem unseligen Cameron.
  • Mit einem souveränen Britannien erwächst der EU ein neuer Konkurrent – und damit auch eine Alternative. Das kann beiden nur gut tun. Großbritannien war zum Schluß nur noch ein Bremsklotz, die EU ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Damit ist nun Schluß.

Nach dem Brexit kann und muß die EU endlich zu sich selbst kommen. Das heißt auch, an (deutschen) Tabus zu rütteln, wie sich im Streit um Eurobonds und Schuldenunion gezeigt hat. Mit den Briten wäre der schuldenfinanzierte Corona-Fonds nicht möglich gewesen, Merkel hätte sich hinter London versteckt…

Siehe auch “Die verdrängte Krise”