Beginnt nun der “Krieg” gegen den Dollar?
Kremlchef Putin hat die russischen Energiekonzerne angewiesen, mit “unfreundlichen Staaten” nur noch in Rubel abzurechnen. Beginnt nun der “Krieg” gegen den Dollar?
Vom Ende der Dollar-Dominanz und dem Niedergang des Petrodollar war schon oft die Rede. Mit dem Beginn des westlichen Wirtschaftskriegs gegen Russland hat sich die Debatte verschärft.
Dazu trug die Meldung bei, dass Saudi-Arabien seine Geschäfte mit China künftig in Yuan abwickeln will – und nicht mehr in Dollar. Auch ein Öldeal zwischen Indien und Russland sorgte für Unruhe.
Wie eine Bombe schlägt nun die Meldung aus Moskau ein, dass Putin für Gaslieferungen nach Europa nur noch Rubel akzeptieren will. Sie kommt kurz vor dem EU-Gipfel und Kanzler Scholz großes Kopfzerbrechen bereiten.
Er habe entschieden, “eine Reihe von Maßnahmen umzusetzen, um die Zahlung für unsere Gaslieferungen an unfreundliche Länder in russischen Rubel zu überweisen”, sagte Putin.
Dies sei eine Reaktion auf das “illegitime” Einfrieren russischer Vermögenswerte durch den Westen, betonte Putin. Zugleich sagte er, dass Russland “weiterhin Gas in den in früheren Verträgen festgelegten Mengen liefern” werde.
In Berlin wurde das prompt als Kampferklärung gewertet. “Das ist eine Eskalation des Wirtschaftskrieges”, sagte das Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums, Jens Südekum.
Der Experte spricht von Vertragsbruch. “Für Gaslieferungen gibt es langfristige Verträge, die auf Dollar lauten”, sagte er. “Wenn Putin nun erklärt, er akzeptiere nur noch Rubel, bricht er diese Verträge.”
Das kann man so sehen – doch will man es auch? Diese Interpretation läuft ja darauf hinaus, die russischen Energielieferungen zu beenden – was nicht in deutschem Interesse wäre.
Der Westen hat angefangen
Zudem haben auch Deutschland, die EU und die USA Regeln verletzt. Mit der Einfrierung der Devisenbestände der russischen Zentralbank haben sie ein Tabu gebrochen und den Wirtschaftskrieg eröffnet.
Kritiker haben sofort darauf hingewiesen, dass die Maßnahme nach hinten losgehen könnte. Denn wer wird sein Vermögen künftig noch in Dollar oder Euro anlegen, wenn es jederzeit auf Eis gelegt werden kann?
Nun haben wir den Salat. Putin versucht, den Westen mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Ob dies am Ende dem Dollar schadet oder ihm selbst, bleibt abzuwarten. Britische Experten sprechen von einem “Akt der Verzweiflung”, ein Problem für den Dollar sehen sie nicht…
Mehr im Live-Blog zum Wirtschaftskrieg
P.S. As Wolfgang Münchau has warned: “For a central bank to freeze the accounts of another central bank is a really big deal… As a direct result of these decisions, we have turned the dollar and the euro, and everything that is denominated in those currencies, into de facto risky assets”. At the very least, it will inevitably push countries to diversify their reserves and increase their yuan holdings, in order to loosen the West’s grip on their economies and bolster their economic resilience and self-sufficiency. Th. Fazi
european
24. März 2022 @ 15:47
Devisen waren nicht Russland’s Problem. Das Land sitzt auf ganzen Bergen von Devisen, die es aber im Moment nicht einsetzen kann. Dazu kommt die geringe Staatsverschuldung. Eine Staatspleite droht nicht, aber die Zahlungsmöglichkeiten sind halt eingeschränkt. Ich warte nur auf einen entsprechenden coin für den russisch-asiatischen Raum.
Eine Bezahlung in Rubel macht aus russischer Sicht durchaus Sinn.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/487403/umfrage/gold-und-devisenreserven-von-russland/#:~:text=Im%20Januar%202022%20betrug%20der,US%2DDollar%20auf%20die%20Goldreserven.
El Zorro
24. März 2022 @ 13:04
Ukraine hin, Ukraine her.
47 Mio. US-Bürger leben von Lebensmittelmarken, rund 130 Mio. bezahlen ihre Wocheneinkäufe auf Pump. Das Land ist laut Berkshire Hathaway der weltweit größte Markt für solche Mini-Kredite, die inzwischen 80 Mrd. $ ausmachen. Die Gesamtverschuldung der USA liegt z. Zt. bei 30 Bill. $ laut https://www.gold.de/staatsverschuldung-usa/
– und die EU teilt mit ihnen eine Wertegemeinschaft, die durch angezettelte Kriege immer wieder aus dieser Nummer rauskommt.
Holly01
24. März 2022 @ 16:53
@Zorro:
gold.de würde ich vielleicht nicht verlinken.
Nehmen Sie doch diesen link “ https://www.usdebtclock.org/ “
Da ist Population 332 Mio.
Da ist „not in labor force“ 100 Mill. (in keiner Statistic, also einkommen unbekannt).
Median income 35 t$ also grob 32 t€.
Median new home 400 t$
Kaufkraftverlust in Dollar zB Dollar to Oil Ratio von 2,24 (1913) auf 70,5 (now)
“ “ “ Dollar to Silver 2,69 (1913) auf 2898 (now)
manufacturing jobs 12 Mio.
Und neben den 3 Billionen Schulden der Bundesstaaten die stolzen 30 Billionen des Zentralstaates, aber auch so zahlen wie die 723 Mrd. Verteidigung oder 612 Billionen an Derivaten.
Billionen mit 12 Nullen.
El Zorro
24. März 2022 @ 12:18
Kanada, USA, GB, EU und die anderen “Unfreudlichen” untergraben durch Diebstahl russischer Vermögenswerte und ZB-Reserven weltweites Vertrauen, aber nicht nur das: Sie sägen an dem Ast, auf dem sie sitzen:
https://www.wallstreet-online.de/video/15179937-klartext-hellmeyer-europas-konkurrenzfaehigkeit-gefahr-massive-folgen-kapitalmaerkte
european
24. März 2022 @ 08:13
Es ist doch wirklich albern zu glauben, dass der Westen Russland so isolieren kann, dass das Land in sich zusammenfällt. Wieviel Selbstüberschätzung braucht es denn noch? Vor allem stellt sich nach wie vor die Frage nach dem Ziel. Regime-change in Russland? Komplette Auflösung des Landes und Ausverkauf der Bodenschätze und Güter an den Westen? Russland unter US-Verwaltung? Was will man erreichen? Fragt sich irgendjemand, ob nicht danach in Russland jemand an die Macht kommt, der noch viel schlimmer ist, als Putin?
Die Welt stellt sich aktuell neu auf und es entsteht ein gigantischer Block in Asien, der jetzt schon zusammenhält. Neue Welt gegen alte Welt. Die Kultur des Westens hat ihren Zenit ohnehin schon längst überschritten. Tragisch daran ist, dass er selbst dazu beigetragen hat. Neoliberalismus, Zerstörung der Mittelklasse, Verarmung breiter Bevölkerungsschichten zugunsten einer kleinen Minderheit. Erosion der Demokratie. Verlust der Glaubwürdigkeit.
Nebenbei bemerkt waren uns die Ukrainer und auch andere Osteuropäer über sehr lange Zeit ziemlich egal, als sie z.B. völlig unterbezahlt in unseren Schlachtereien, auf dem Bau oder in der Altenpflege geschuftet haben. Seit Jahrzehnten bekannt wurde es erst zum Problem, als die Corona-Pandemie grassierte. Ohne diese wäre diese menschenunwürdige Ausbeutung noch jahrzehntelang so weitergegangen.
Nichts ist schlimmer, als mit eigenen Waffen geschlagen zu werden. Es gibt danach keine Argumente mehr. Das erleben wir jetzt. Die Ukraine ist nur der Stein des Anstoßes, das Übel sitzt tiefer.
ebo
24. März 2022 @ 08:18
Nun ja, wenn EU-Michel sagt, er wolle Putin besiegen, und US-Biden erklärt, der Kremlchef sei ein Kriegsverbrecher – dann bleibt wohl nur noch ein Ziel: Machtwechsel im Kreml und/oder Regime Change. Wir müssen uns auf einen langen Krieg einstellen und auf Folgen in allen Lebensbereichen…
Holly01
23. März 2022 @ 21:39
Keiner, also wortwörtlich niemand kann sagen, was passiert, wenn der Dollar wirklich zusammen bricht.
Die Amis geben nicht aus Jux so viel Geld für Militär aus, das ist pure Angst.
Was wir sehen kann noch Jahre dauern.
Da raucht nicht mehr die Börse ab. Da sind längst die FED und andere richtig große Kräfte, die jede Verkaufsorder kaufen.
Der Dollar erodiert von der Benutzerseite aus.
Inflation ohne Zinsen sind eine schwierige Konstellation. Es bedeutet, das die Bereitschaft Rohstoffe oder Arbeit in Dollar abzurechnen abnimmt.
Zinsen oder der Zinsanteil am Geld verdrängt Gewinne und Löhne. Das bedeutet die Kaufkraft wird jetzt schnell sinken, die Menschen werden ärmer.
Gewinne gab es schon seit langem keine. Es gab nur Umverteilung über Steuern und Subventionen.
Corona ist ein Leichentuch, das alles verdeckt, weil ja keine “normalen” Zeiten sind.
Da dieses Tuch nun durchsichtig wird, haben wir einen Krieg, der soll nun alles erklären und es soll einen Schuldigen geben. Nennen wir ihn “Putin”.
Das eigentliche Problem ist folgendes:
Die Wertegemeinschaft hat überhaupt nicht mehr die Mittel, um die Zukunft zu gestalten.
DAS UK finanziert sich direkt aus der Notenbank.
Die USA finanzieren sich direkt aus der Notenbank und führt mit der Notenbank auch direkt einen Wirtschaftskrieg.
Die EZB ist das einzige was die EU (nein nicht schützt, so vermessen könnte keiner sein, so etwas zu denken) noch stützen kann, zumindest eine Zeit lang.
Nach dem Niedergang einer Weltmacht traten bisher immer Jahrhunderte der Stagnation und des Rückschritts ein. Die Menschzeit zeigt in solchen Zeiten ihre schlimmsten Eigenschaften.
Es ist auch schwer einzuschätzen was nach diesem Massaker von der Welt noch übrig sein wird.
Im Moment scheißen alle auf das Klima. Fakt ist aber, das wir nicht die Ressourcen haben für einen großen Krieg.
Der Titel muss also nicht heißen “Beginnt nun der Krieg gegen den Dollar?” der Krieg wurde Anfang der 70er verloren und der Tod wurde auf Kosten unserer Lebensgrundlagen hinausgezögert.
Der Titel lautet eigentlich “Beginnt nun der Kampf um eine Zukunft?”
Bisher haben wir nämlich keine.
Alles was vorgestellt wird funktioniert nicht.
Man muss das ganz klar sehen.
Wir können den Verbrauch von Kohlenstoff senken. Wir können Energieträger ersetzen.
Wir können aber so nicht wirtschaften. Das was wir dann haben, ist nicht dazu fähig auch nur ein Produkt auf den Markt zu bringen. Es gibt keine Wertschöpfung mehr.
DAS würde sich nur ändern, wenn wir die Welt von den Zinsen und Zinseszinsen befreien und die Schulden streichen.
Wer das tun will, muss die Militärmacht der USA besiegen und verhindern das die auch nur einen Atomsprengkopf abfeuern.
So einfach ist das eigentlich.
Der Dollar hat nur einen inneren Wert und der lautet “US Militärmacht”.
Also 150 Staaten sind ausgestiegen aus dem US Karussell. Läuft doch.
Holly01
23. März 2022 @ 18:52
Wenn X Rubel Y Erdgas wert sind, hat der Rubel einen inneren Wert.
Wenn Abnehmer Rubel brauchen, um Gas zu kaufen, gibt es einen Markt für Rubel und der Rubel hat einen inneren Wert.
Wem das nicht passt, der muss eben etwas größer kaufen.
Wer die Ware hat, macht den Markt
Kleopatra
24. März 2022 @ 08:42
Die Frage ist, was der Verkäufer für seine Rubel kaufen kann. Der Rubel hat nur in Russland selbst eine Kaufkraft, und der russische Staat könnte Rubel in beliebiger Menge drucken bzw. als Buchgeld generieren lassen.
Worum es in Wirklichkeit geht, ist das Russland Devisen über seine Zentralbank einnehmen will (Euro oder Dollar währen bei ihr gegen Rubel einzutauschen). Es ist also nur ein Umweg, um an Euro oder Dollar heranzukommen, also an Währungen, mit denen man wirklich wertvolle Waren kaufen kann (mit Rubeln kann man in erster Linie den Sold von Putins Soldaten bezahlen). Der Versuch, Handelspartnern den Kauf der eigenen Währung aufzunötigen, erinnert an den Ostblock unseligen Angedenkens.
Wer die Ware hat, macht nur dann den Markt, wenn er ein Monopolist ist. Die deutsche Politik hat zwar jahrelang daran gearbeitet, Russland eine beherrschende Stellung auf dem europäischen Gasmarkt zuzuschanzen, aber das ist nicht irreversibel.
ebo
24. März 2022 @ 09:31
Richtig, Moskau will seine Zentralbank wieder ins Spiel bringen.
Übrigens war die Sperrung der russischen Devisenreserven durch USA/EU auch illegal. Und sie setzt einen sehr negativen Präzedenzfall – wer wird seine Reserven jetzt noch in Dollar oder Euro anlegen?
Kleopatra
24. März 2022 @ 10:07
Russland hat in diesem Konflikt schon so viele illegale Aktionen unternommen,m dass man waffenlose illegale Aktionen gegen Russland nicht unbedingt verurteilen sollte. Im Vergleich zu dem Verhalten der russische Armee, das nach Ansicht vieler Experten den Tatbestand des Völkermords erfüllt, ist die Bockade der Zahlungsmittel wirklich harnlos.
Holly01
24. März 2022 @ 13:46
@ Kleopatra:
Der Punkt ist weder Moral, noch Recht haben oder Recht bekommen.
Die USA drucken seit 100 Jahren den Dollar nach belieben oder schöpfen (ich mag dieses Wort für Geldproduktion) einfach durch ihre Banken Dollar.
Aber auch das ist der Normalfall für alle Notenbanken.
Der Punkt ist der: Der Wert der Währungen wird auf Märkten bestimmt, die die Wertegemeinschaft komplett unter Kontrolle hat.
Das ein Euro rund 10% mehr wert ist als ein Dollar hat keine innere Logik. Das Staaten Inflation durch äußeren Geldwert importieren unterliegt oft genug dem politischen Willen.
Wenn eine Mehrheit aus Rohstofflieferanten festlegt, das buntes Papier oder die Meinung von US Ratingagenturen nicht so wichtig sind, sondern das sie Ware gegen Ware tauschen und das Rohstoffe eben wertvoll sind, dann ist der “Wert” von Geld plötzlich sehr überschaubar.
Und da kommt noch ein dickes Ende.
Geld ist unendlich, Güter nicht.
Würde der Dollar plötzlich auf Güter “reduziert”, gäbe es einen Kaufkraftverlust, der alle Bewertungen in Dollar wegfegt.
Diese Wertegemeinschaft ist nur reich, weil sie ihre “Werte” der Welt aufzwingt.
Das die USA aus monetären Gründen nun Europa im Allgemeinen und die EU im Besonderen abfackelt und hier wirtschaftlich verbrannte Erde produziert ist der perfekte Moment für den Rest der Welt inhaltlich ein paar Fragen zu formulieren.
Den Markt macht wer die Ware hat. Die Wertegemeinschaft hat die Rohstoffe nicht. Die USA haben weltweit gigantische Rohstofflager aufgebaut, als Vorbereitung für diesen Coup.
Aber das Zeug muss man erst einmal dahin bekommen, wo man etwas produziert damit.
Dann muss der Produzent auch noch so etwas wie einen Gewinn erwarten können.
Im Moment zerfetzen die FED und die BoE ihre Währungen in Lichtgeschwindigkeit. Da muss man von Außen nicht mehr viel tun.
Krieg spielen möchten die Herrschaften auch noch.
Der Anteil der Länder und der Menschen die verarmen steigt immer schneller.
Die Qualität der Politik sinkt immer schneller.
Die Geduld der Welt scheint mir endlich und die Welt braucht die Wertegemeinschaft weit weniger als umgekehrt.