Schäubles zynische Zahlenspiele
Wenn es darum geht, Griechenland klein zu halten, kennt die Phantasie von Finanzminister Schäuble keine Grenzen. Zwei Wochen vor einer entscheidenden Eurogruppe kommen neue, irre Zahlen aus dem BMF.
Diesmal hat Schäuble nicht etwa berechnen lassen, wie lange Athen noch exorbitante Budget-Überschüsse erwirtschaften muss, um seinen Schuldenberg wieder “tragfähig” zu machen (bis 2060).
Nein, diesmal werden die Kosten von Schuldenerleichterungen durchgespielt: Sie könnten sich auf bis zu 123 Mrd. Euro belaufen, was einem neuen Hilfskredit gleichkäme, heißt es in einem BMF-Papier.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters ist es für den Bundestag bestimmt. Offenbar will Schäuble die Abgeordneten davon überzeugen, dass sie nie und nimmer dem IWF-Plan zustimmen dürfen.
Der IWF fordert nämlich Schuldenerleichterungen – er macht sie sogar zur Bedingung für eine Beteiligung am laufenden 3. Bailout. Genau diese Beteiligung des IWF fordert aber Schäuble.
Der CDU-Hardliner stellt also nicht nur in sich widersprüchliche, ja unmögliche Bedingungen. Er versucht nun auch noch mit zynischen Zahlenspielen, Stimmung gegen neue Griechenland-Hilfen zu machen.
Seine Berechnungen folgen dabei der ziemlich durchsichtigen Methode, (einerseits) die griechische Schuldenlast schönzureden und (andererseits) die Schuldenerleichterungen schwarz zu malen.
Dafür lässt Schäuble mal ein unrealistisch hohes Wachstum und einen schier unmöglichen Primärüberschuss im griechischen Budget ansetzen, mal greift er auf Horror-Szenarien für die Gläubiger zurück.
Die entscheidende Frage, wie Griechenland wieder auf eigene Beine kommen kann, blendet er hingegen aus. Das geht nun schon seit acht Jahren so. Offenbar legt es der Mann auf ein Scheitern an…
P.S. Übrigens ist ein Scheitern eindeutig die teuerste Option für den Steuerzahler. Dummerweise “vergisst” Schäuble, auch diesen, durch seinen Starrsinn wieder möglichen Fall durchzurechnen!
Siehe auch Griechenland: sie zündeln wieder
Thomas
6. Juni 2017 @ 14:23
Es geht hier doch gar nicht um das Bezahlen von Schulden oder deren Reduzierung. Es geht einzig und allein darum, das GR nicht pleite gehen darf, um dann nicht die vielen Derivate abzuschreiben, die durch die Staatsanleihen gesichert sind, die im Fall einer Pleite halt auf 0 gesetzt werden und mit Ihnen die vielen Derivate !
Claus
4. Juni 2017 @ 10:56
In einem korrekt geführten Unternehmen würde es bei Themen vergleichbar mit der Griechenland-„Rettung“ es heißen: Schaden / Risiko Ausbuchen und neu anfangen! Und genau das wird die Bundesregierung nicht tun, und schon garnicht vor der BTW im September. Das käme nämlich einem Eingeständnis gleich, die Öffentlichkeit 8 Jahre vorsätzlich und systematisch getäuscht zu haben.
Da sind Kreditlinien, deren Auslauf die politisch Verantwortlichen vermutlich nicht mehr erleben werden, doch wesentlich angenehmer.
bluecrystal7
3. Juni 2017 @ 20:10
Herr Schäuble ist wirklich das größte Hindernis für ein soziales und solidaris Europa
bluecrystal7
3. Juni 2017 @ 20:14
Oh, sorry… Hab auf “abschicken” getippt, ohne fertig zu Schreiben…
Ich meinte natürlich: Schäuble ist das größte Hindernis für ein soziales und solidarisches Europa! Weil er jede Aussicht auf Fortschritt blockiert!
Alexander
4. Juni 2017 @ 03:13
Ja, aber so gewinnt man in Deutschland Wahlen! Was viel über die Bildung und den Charakter der Mehrheit der deutschen Wähler aussagt.
Ein Europäer
3. Juni 2017 @ 13:29
Es wäre durchaus sinnvoll für Christine Legarde mal die Brechstange rauszuholen.