Renzi hat ein brennendes Problem
Die italienische Bank Monte Paschi war ja schon oft in den Schlagzeilen. Zuletzt musste die Aktie vom Handel ausgesetzt werden. Doch nun stürzte der Kurs auf unter 20 Cent – wird eine Rettung nötig?
Diese Frage stellt die “Financial Times”. Womöglich müssten die neuen europäischen Bail-In-Regeln angewandt werden, d.h. die Besitzer und Anteileigner müssten bluten. Doch reicht das?
Und ließe sich das politisch noch durchsetzen? Schon jetzt ist Italiens Premier Renzi innenpolitisch in der Defensive – beim Verfassungsreferendum im Herbst könnte er sein Amt verlieren.
Nun auch noch italienischen Anlegern Geld abzuknöpfen, um eine Pleitebank zu retten – das könnte zu viel werden. Die Bail-In-Regeln bedeuten ein hohes politisches Risiko.
Dabei war Renzi zuletzt sehr offensiv aufgetreten – und hatte Merkels Europapolitik scharf kritisiert. Ein Grund war auch die Krise im italienischen Finanzsektor, Renzi fordert Hilfe aus Brüssel…
S.B.
22. September 2016 @ 10:35
Den Banken-Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf. 😉
Darauf können wir wetten, so lange es die neoliberale EU gibt, die für das Wohl und Wehe der Groß- und Finanzindustrie wenn nicht eingerichtet, so zumindest inzwischen gekapert wurde. Oder anders ausgedrückt: Der gemeine Steuerzahler wird’s am Ende richten.
GS
21. September 2016 @ 19:24
Ich bin schon mal gespannt, wie die Lösung bei der Deutschen Bank aussehen wird. Da wird’s bestimmt nicht nach den europäischen Regeln gehen…
Skyjumper
22. September 2016 @ 10:11
@GS
Doch, wird es. Nur wird es im Fall der Fälle nicht reichen ausschließlich die Kapitalseite (Aktien und Co.) und die Gläubigerseite (Anleihehalter und Kontoinhaber > 100K) zur Kasse zu bitten. Danach werden immer noch tiefe Löcher zu stopfen sein. Und entweder man lässt die DB dann pleite gehen (was in dem Fall aus vielfältigen Erwägungen heraus sinnvoll wäre) oder man muss dann staatlicherseits den Rest übernehmen (sofern das überhaupt leistbar ist, da hängt viel von den dann vorliegenden Details ab).
Aber auch die Staatsleistungen wären dann in Übereinstimmung mit den europäischen Regeln. Die besagen schließlich nicht dass Staatshilfen gänzlich ausgeschlossen sind, sondern nur dass die Staatshilfen erst an letzter Stelle stehen dürfen.
Wir sollten allerdings hoffen, dass der Fall gar nicht erst eintrifft. Die DB ist so elendig groß und im Derivategeschäft verstrickt, dass sich kaum vorhersagen ließe welche Schäden dabei entstehen würden. Theoretisch sollte das Derivategeschäft ein Nullsummenspiel sein, bzw. darf man sich da nicht von den Nominalbeträgen blenden lassen. Aber Theorie und Praxis stimmen leider oft genug nicht überein.
GS
23. September 2016 @ 14:45
Glaube nicht an das Szenario. Rechne eher mit fettem Bailout.
Peter Nemschak
21. September 2016 @ 11:30
Zuerst muss Italien das Mögliche, wenn auch politisch Schmerzhafte tun, dann erst subsidiär die EU. Irgendwann muss die Beteiligung der nachrangigen Gläubiger umgesetzt werden. Sollte Renzi mit der Verfassungsreform scheitern, gibt es Neuwahlen, ein häufiger Vorgang im politischen System Italiens. Mittlerweile sollte den Italienern die zweifelhafte Brauchbarkeit der politischen Alternativen geläufig sein (siehe Frau Raggi in Rom).