Merkel, Macht, Markt

Neue Ansage von Kanzlerin Merkel: Nun will sie Griechenland doch im Euro halten. Fünf Tage hat die mächtigste Frau der Welt gebraucht, um das klarzustellen. Derweil haben die Märkte ihr Werk getan – und Athen abgestraft.

Dass Merkel für eine “marktkonforme” Demokratie eintritt, ist bekannt. Dass sie die Märkte für ihre machtpolitischen Zwecke zu nutzen versteht, weniger.

Dabei ist doch genau dies in den letzten Tagen passiert: Erst lässt man ein Gerücht streuen, dass Griechenland bei einem Wahlsieg der Linken aus dem Euro fliegt.

Dann wartet man (fast möchte ich sagen: genüsslich) ab, bis die Märkte reagieren. Es hat ein wenig gedauert, aber dann stellte sich der (gewünschte?) Effekt ein.

Die Börsen schmierten ab, die Anleihen für zehnjährige Anleihen Griechenlands schossen auf über zehn Prozent – und damit in die Todeszone, in der Athen Hilfe braucht.

Linkenführer Tsipras sind damit die Hände gebunden, zumal IWF und EZB schon angekündigt haben, ihre Hilfe einzustellen, wenn die neue Regierung in Athen nicht spurt.

Natürlich lässt sich nicht nachweisen, dass es Merkel (oder Schäuble) genauso geplant haben. Bekannt ist aber, dass sie die Macht der Märkte zu schätzen – und nutzen – wissen.

Auf dem Höhepunkt der Eurokrise ging das in beide Richtungen: Die Guten (AAA-Staaten wie finnland oder Holland) kamen ins Töpchen und durften mit Deutschland den Ton angeben.

Die Schlechten, vor allem Griechenland, aber auch Italien, Spanien und Zypern, kamen ins Töpfchen und wurden so lange dem Fegefeuer der Märkte ausgesetzt, bis sie spurten.

Oder isst diesmal alles ganz anders gelaufen? War wirklich alles nicht so gemeint? Das zu glauben lhieße, Merkels Instinkt für Macht und Märkte zu unterschätzen…