Könnte mal jemand Erdogan antworten? (ii)
Der türkische Außenminister Cavusoglu wirft der EU “Türkei-Feindlichkeit” vor. Sein Land habe sich “wie kaum ein anderes Land angestrengt” und ernte “Drohungen, Beleidigungen und eine totale Blockade.” Ach ja?
In Wahrheit erhält die Türkei allein an Vorbeitritts-Hilfen mehr Unterstützung als das EU-Miglied Griechenland. Kein Regimewechsel wird wohlwollender begleitet als der von Sultan Erdogan.
Weder den Rauswurf seiner Premierminister noch den Umbau zum Präsidialregime mit diktatorischen Vollmachten haben die zuständigen EU-Kommissare bisher geahndet. Sie schauen einfach weg.
Doch das geht nun nicht mehr. Erdogan und Cavusoglu greifen die EU und ihre Chefs frontal an; als nächstes dürften sie ihr Komplizenschaft mit der Gülen-Bewegung vorwerfen (genau wie den USA).
Höchste Zeit also, Erdogan in die Schranken zu weisen. Am besten mit derselben Münze, also mit Sanktions-Drohungen. Eine andere Sprache scheint Merkels “Schlüsselpartner” nicht zu verstehen.
Die russischen Sanktionen gegen die Türkei haben jedenfalls schnell gewirkt. Zum “Dank” wurde Staatschef Putin vom Sultan mit Lobhudeleien überhäuft…
Peter Nemschak
16. August 2016 @ 17:29
@ebo Davutoglu stand Erdogan auf dem Weg zur Alleinherrschaft im Weg. Daher musste ergehen. Auf die Gefahr hin, dass Sie mir Eurozentrismus vorwerfen, auch ohne Erdogan oder Gülen wäre die Türkei soziologisch nicht als Vollmitglied der EU tauglich.
ebo
16. August 2016 @ 17:37
Genau, und das war vor dem Putschversuch. Erdogan hat als erster einen Staatsstreich begonnen, und die EU schaut zu – obwohl sie den Flüchtlingspakt mit Davutoglu ausgehandelt hat, nicht mit Erdogan (der offiziell ohnehin nicht zuständig ist)…
Peter Nemschak
16. August 2016 @ 22:23
Was heißt schaut zu? Solange die Türkei den Flüchtlingspakt erfüllt, hat die EU keine Notwendigkeit sich in die internen Angelegenheiten der Türkei einzumischen. Dass sich die Türkei von Europa entfernt hat, ist ihre Sache. Sinnvoll wäre es, eine Alternative zum Flüchtlingspakt zu entwickeln, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken. Das moralische Belehren anderer Staaten kommt nicht gut an Internationale Politik ist Realpolitik.
Peter Nemschak
15. August 2016 @ 15:38
Auf diesem Niveau sollte man sich nicht mit der Türkei auseinandersetzen. Muss man wirklich auf alles reagieren oder einfach ignorieren? Solche lächerlichen Sprüche fallen auf den zurück, der sie äußert. Warum soll man sich mit jemandem schlagen, der nicht satisfaktionsfähig ist?
Cottin
15. August 2016 @ 19:59
Hallo Herr Nemschak, man kann den Sultan ignorieren wie Sie es schön bemerken, aber als Eu wegzuschauen finde ich auch nicht richtig. Nun sollte man doch endlich mal unabhängig von dem Putsch , Erdogan in die Schranken weisen. Dieser Regierungsstil passt schon lange nicht in die EU und man sollte dies auch klar äußern. Meine Lieferanten werden als Unternehmen beschnitten und müssen jetzt mit einem Parteibuch in der Türkei Geschäftspartner finden. Hallo, das ist die Realität…. ! Ich finde dies genauso lächerlich sich auf dieses Niveau zubegeben, aber leider ist die Realität so korrupt . dass da mal ein Machtwort gesprochen werden muß..Das Eu Kuscheln sollte mal aufhören.
Peter Nemschak
16. August 2016 @ 13:55
Wäre Ihnen eine Gülen-Türkei lieber gewesen? Die Zustände in diesem Land machen es jedenfalls nicht europareif. Daher ist es sinnlos und voreilig, belehrend mit dem Zeigefinger auf Erdogan zu zeigen. Möglicherweise ist er für Europa sogar die bessere Option als der fundamentalislamische Gülen. Für die Minderheit liberaler, westlichen Werten verpflichteter Türken sind beide Politiker keine Option.
ebo
16. August 2016 @ 14:16
Was ist denn eine “Gülen-Türkei”? Sie liegen den Legenden des Sultans auf. Können Sie mir ml erklären, warum Erdogan seinen letzten Premier gechasst hat? Eben.