Urlaub im “Krieg”
Diese Urlaubssaison ist anders. Erstmals meiden die Touristen nicht nur die “klassischen” Krisengebiete, sondern auch vom IS-Terror betroffene EU-Länder wie Frankreich oder Belgien. Brüssel ignoriert das Problem.
[dropcap]U[/dropcap]rlaub in Frankreich – Anfang 2016, als ich meine Reise plante, schien das keine schlechte Idee. Nach dem Attentat in Paris schien sich die Lage zu beruhigen, in Brüssel hatte der “IS” noch nicht zugeschlagen.
Doch dann das: Kilometerlange Staus an der belgisch-französischen Grenze – aus Angst vor den Islamisten aus “Molenbeekistan”. Eine Stunde Warten in brütender Hitze, um am Ende ohne Kontrolle durchzufahren.
Übernachtung in Rouen. An diesem Abend war die Hauptstadt der Normandie ruhig, nur die schwer bewaffneten Soldaten an der Kathedrale erinnerten an den “Krieg” gegen den Terror, in dem sich Frankreich glaubt.
Kurz nach der Weiterreise die Nachricht vom abgeschlachteten Priester. Mulmiges Gefühl. Denn in Frankreich spricht man nicht von “verwirrten Einzeltätern”, sondern sieht der brutalen IS-Realität ins Gesicht.
Angekommen in der Bretagne, sind die Zeitungen voll von “Nizza” und “Rouen”. Präsident Hollande eilt an die Tatorte, während Kanzlerin Merkel noch ihrem Urlaub frönt. Deutsch-französische Divergenzen.
Überall sind Soldaten – im Küstenstädtchen in der Bretagne, an der Strandpromenade in der Normandie, auch im mondänen Badeort Deauville. So richtige Urlaubsstimmung will da nicht aufkommen.
Für die Urlaubsgebiete in Frankreich und Belgien bedeutet die Terrorgefahr Milliardenverluste. Auch Städte wie Paris, Brüssel oder Lille leiden. Doch die EU kümmert das nicht.
Sie veröffentlicht zwar jeden Sommer stolz ihren Bericht zur Qualität der Badegewässer. Zur Sicherheit in den Urlaubsgebieten sagt sie nichts. Zu den Kosten des Terrors auch nicht.
Es gibt nicht ‘mal gemeinsame Regeln, wie man dem Terror trotzen soll. Frankreich wählt die Offensive, Deutschland duckt sich und tut so, als sei nichts passiert – trotz Würzburg und Ansbach.
Es ist EU-freie Zeit, das Europaviertel in Brüssel ist verwaist. Ob die Politiker nach dem Ende der Sommerpause aufwachen und sich endlich um die Sicherheit ihrer Bürger kümmern – auch im Urlaub?
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OXIgen
19. August 2016 @ 01:02
@ebo
@Susanne
Vielen Dank für die Ermunterung, weiter zu machen! Vielleicht war ich einfach ein wenig resigniert.
Ich werde also wieder ab und zu meinen Senf dazu geben, denn schließlich will ich ja keine “postheroische, psychisch labile und wehleidige” Gestalt werden – was immer das auch sein mag. Nö, das kommt wirklich nicht in Frage.
Also: bis demnächst!
Peter Nemschak
17. August 2016 @ 21:37
@Susanne Ich habe weder die Ambition in die Geschichtsbücher zu kommen noch den Ehrgeiz die Welt zu verändern. Das “Emanzipatorische” überlasse ich Ihnen. Mein Anspruch ist bescheidener. Mir reicht es, die Welt und die Mechanismen, die in ihr wirken, besser verstehen zu lernen. Was ist so “krude”, wie Sie meinen, an meinen Schlussfolgerungen?
Susanne
17. August 2016 @ 12:04
Liebe Oxigen, durch die Omnipräsenz des genannten Mitforisten werden seine überwiegend kruden Schlussfolgerungen aus vorher dargelegten Sachinformationen nicht schlagkräftiger/überzeugender.
Auch ich äußere den Wunsch, dass Sie hier weiter machen!
OXIgen
17. August 2016 @ 00:30
@ebo
Lieber Eric Bonse, ich habe Deinen Blog seit vielen Jahren täglich gerne gelesen und gelegentlich kommentiert. In letzter Zeit ist mir das Kommentieren aber reichlich vergangen, denn eine konstruktive Diskussion ist kaum noch möglich, wenn es nur noch darum geht, sich mit den kruden Gedanken eines Nemschak herum schlagen zu müssen.
Und wenn ich dann Sätze wie: ” Kein Wunder: Panikmache auch in diesem Blog. In Nizza gibt es 40 Verletzte, weil Menschen vor vermeintlichem Terror fliehen. Die Menschen unserer postheroischen Gesellschaft sind schlicht psychisch labil und wehleidig.” lesen muss, dann sehe ich ein, dass es fortan sinnlos ist, sich mit lostineu zu beschäftigen. Ich würde nämlich nie einen Nemschak-Blog lesen, geschweige denn dort kommentieren. Tut mir leid, Eric.
Ob Du das nun als rein persönliche Mitteilung wertest oder den Kommentar
freischaltest, bleibt selbstverständlich deine Entscheidung, die ich so oder so
akzeptiere.
Trotzdem weiterhin viel Erfolg für Dich!
ebo
17. August 2016 @ 09:28
@OXIgen Liebe Charlotte, das tut mir leid. Deine Kommentare fand ich sehr interessant, darauf möchte ich nicht verzichten. Warum auch? Dass Herr Nemschak derzeit so dominant wirkt, liegt eigentlich nur daran, dass noch Sommerpause ist und viele andere Kommentatoren faul in der sonne liegen (würde ich auch gerne). In ein-zwei Woche dürfte es wieder ausgewogener zugehen. Also bitte: weitermachen! Best, ebo
Winston
16. August 2016 @ 22:35
Forecast.
Deutschland erwartet für 2016 den höchsten Handelsbilanzüberschuss der Welt, 324 Mrd. €
Das wird die Handelsbeziehungen völlig durcheinander wirbeln.
Deutschland macht sich damit komplett vom Ausland abhängig. Und sollte die Euro-Zone implodieren, wovon ich ausgehe, kommt auf Deutschland ne gewaltige Lawine entgegen.
Peter Nemschak
17. August 2016 @ 08:37
..nicht nur für Deutschland sondern für alle Länder die am Welthandel teilnehmen. Sie vergessen übrigens, dass ein erheblicher Teil des deutschen Außenhandels mit Drittländern erfolgt.
Winston
20. August 2016 @ 19:09
Wieso Drittländer ? ist die EZ eine Nation ? Richtig, Nein!!!!
Wäre die EZ eine Nation, würde man mit Griechenland ganz anders vorgehen.
ebo
20. August 2016 @ 22:29
Die EU hat noch 28 Mitglieder, die Nichtmitglieder sind Drittländer
Winston
20. August 2016 @ 19:31
Peter
Fakt ist, das mit solch einem Handels Surplus, die DM gewaltig aufwerten würde.
Was das heisst sollte allen klar sein, oder ?
Das Groteske ist, das Deutsche Volk hat wenig bis nix von diesem gewaltigen Wettbewerbsvorteil. Wenn man Macchiavelli liest weis man auch warum.
Amt- Gemeinde Neuhaus i.W.
16. August 2016 @ 22:09
Search … wenn du merkst das was nicht stimmt in diesem Land,
(Matrix) kannst du in unserem Buch die Antwort finden !
(Auch als kostenlose PDF)
http://www.gemeinde-neuhaus.de http://www.nestag.at
Winston
16. August 2016 @ 20:22
Economie Nobelpreisträger Stiglitz hat das Problem erkannt aber nicht die Lösung.
EU und Euro-Zone sind nicht reformierbar.
Winston
16. August 2016 @ 19:52
Joseph Stiglitz: The problem with Europe is the euro
https://twitter.com/stiglitzian/status/765261373362302976
Peter Nemschak
16. August 2016 @ 17:13
@kaush Es gibt derzeit in der Region keine außerregionale politisch und militärisch überzeugende Führungsmacht, seien es die USA oder eine geeinte EU, welche die Ordnung herstellen will. Die lokalen Parteien sind dazu nicht imstande, Russland als internationaler Störenfried ist nicht gewillt. Mir scheint, bei Ihnen spukt noch alte DDR-Ideologie im Kopf.
Winston
16. August 2016 @ 22:09
Sobald man von Staat redet kommt von den Marktradikalen sofort die Leier DDR, Kuba, Nordkorea, USSR.
Was haben die Sozialen Errungenschaften des letzten Jahrhunderts in Westeuropa mit DDR, Kuba, Nordkorea oder USSR zu tun ? Absolut nix.
Die Sozialen Errungenschaften des letzten Jahrhunderts in Westeuropa waren wesentlicher Bestandteil das in Westeuropa sehr viele Menschen zu Wohlstand und Wohlfahrt gekommen sind. Genau diese Errungenschaften wollen die Marktradikalen abschaffen.
Ohne Staatliche Leitplanken wird der Kapitalismus alles Kahl fressen was ihm im Wege steht, am Schluss wird er eine Trümmerlandschaft zurück lassen.
Ohne Wohlstand kein Konsum, ohne Konsum kein Kapitalismus.
Um die Krise der 30er Jahren zu lösen, schlug Herbet Hoover vor, die Menschen Gratis Arbeiten zu lassen. Das Jubelgeschrei der Unternehmer war allerdings nur von kurzer dauer, den ohne Geld konnte die Arbeiter nicht mehr die Produkte der Unternehmer kaufen. Die Konsequenz war das viele Unternehmer Bankrott gingen und die Krise sich verschärfte. Genau das gleiche passiert heute in Europa.
Je gerechter man die Gewinne verteilt, desto mehr nimmt Wohlstand und Wohlfahrt zu.Die Menschen konsumieren und die Wirtschaft wächst. Sich nur auf den Export zu konzentrieren ist Suboptimal und obendrauf noch Dumm, den man macht sich abhängig, politisch und Wirtschaftlich. Siehe Erdogan.
Johannes
16. August 2016 @ 15:22
“Zur Sicherheit in den Urlaubsgebieten sagt sie nichts. Zu den Kosten des Terrors auch nicht.”
Ja, ja, damit wir Deutschen dann wieder zahlen, oder wie, so wie immer. Frankreich ist zu faul die Agenda2010 passend für ihr Land zu machen und will dann auch noch die Kosten des Terrors uns aufzwingen, ja, ja, das habt ihr euch so gedacht, das läuft aber nicht!
kaush
16. August 2016 @ 10:58
Wie viel Tonnen an Bomben hat Frankreich über Syrien abgeworfen?
Warum hält die EU immer noch an der Hungerblockade gegen Syrien fest?
Im Mittelmeer saufen täglich mehr Menschen ab, als bei uns im Straßenverkehr ums leben kommen.
Aber ebo macht sich Gedanken über die Urlaubssaison und ist mit diesen Gedanken sicher nicht alleine.
Ich glaube, besser kann man die westliche Dekadenz nicht veranschaulichen.
Peter Nemschak
16. August 2016 @ 13:48
Offenbar zu wenig Bomben, da der IS noch immer weite Territorien kontrolliert. Vor vermeintlichen Terroranschlägen in Panik geraten und moralische Selbstgeißlung sind zum gängigen Instrumentarium westlicher Dekadenz geworden. Das hilft niemandem weiter, auch nicht jenen, die unter russischen Bombenangriffen in Aleppo leiden. Man könnte mit einiger Berechtigung argumentieren, dass der verfrühte weitgehende Rückzug der USA aus der Region moralisch verwerflicher als ihr seinerzeitiges Einschreiten in Afghanistan und im Irak ist. Die Befriedung einer ethnisch so diversen Welt wie des Nahen Osten bedarf eine Politik des langen Atems. Sie ist ressourcenintensiv und daher in unseren westlichen Demokratien politisch schwer durchsetzbar.
kaush
16. August 2016 @ 14:34
@Peter Nemschak
Um mal ihr transatlantisches Zerrbild mit den tatsächlichen Fakten abzugleichen:
Sie nennen es “Einschreiten in Afghanistan und im Irak”, tatsächlich war und ist es ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg. Punkt.
“Die Befriedung einer ethnisch so diversen Welt wie des Nahen Osten” wäre nicht notwendig, hätte man nicht die Angriffskriege von Seiten der USA geführt.
Die tatsächliche Situation in Allepo sieht so aus:
“Syrien: Söldner verhindern Hilfslieferung für Zivil-Bevölkerung”
Deutsche Wirtschafts Nachrichten | Veröffentlicht: 16.08.16 01:05 Uhr
“Am Montag haben die islamistischen Söldner in der syrischen Stadt Aleppo damit begonnen, eine Großoffensive im Nordwesten der Stadt gegen die syrische Armee (SAA auszuführen. Ziel der Offensive ist das Viertel Al-Zahraa, berichtet Al-Masdar News. Das Viertel wurde mit Artillerie, Panzern und ,Höllenkanonen‘ beschossen. Unklar bleibt, wie viele Zivilisten bei dem Angriff der Söldner getötet wurden.
Aron Lund vom Carnegie Institute sagte der Zeitung Guardian, dass die Al-Nusra-Front und Ahrar al-Scham die führenden Söldner-Truppen in Aleppo seien. „Wenn sie die Belagerung erfolgreich brechen, wird das Fatah al-Scham einen Popularitäts-Schub einbringen“, so Lund. Fatah al-Scham ist der neue Name des syrischen Al-Qaida-Ablegers Al-Nusra-Front.
Zuvor hatten Russland und Syrien eine tägliche dreistündige Feuerpause in der syrischen Stadt Aleppo angekündigt, damit Hilfsgüter für die eingeschlossene Zivilbevölkerung in den Ostteil der Stadt gebracht werden können, berichtet Reuters. Die Kampfunterbrechungen sollten am Donnerstag beginnen und jeweils von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr andauern, sagte Generalleutnant Sergej Rudskoi vom russischen Verteidigungsministerium auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. In dieser Zeit würden „alle militärischen Aktionen, Luft- und Artillerieangriffe gestoppt“.
Doch die islamistischen Söldner reagierten nicht auf den Vorschlag und starteten stattdessen weitere Angriffe.”
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/08/16/syrien-soeldner-verhindern-hilfslieferung-fuer-zivil-bevoelkerung/
Diese islamistischen Söldner, die alle paar Tage einen neuen Namen bekommen, wurden für diese Offensive mit schweren Waffen versorgt. Unter den Augen der USA über die Türkei geliefert, bezahlt von Katar und Saudi Arabien.
Lesenswert zum Thema auch dieser Artikel, was man in der transatlantischen Berichterstattung so alles unter den Tisch fallen lässt:
“Steinmeier “blitzt ab” in Russland. Die Empörung über die katastrophale humanitäre Situation in Aleppo richtet sich gegen die russischen Regierung. Dabei wird viel ausgelassen”
http://www.heise.de/tp/artikel/49/49143/1.html
Peter Nemschak
16. August 2016 @ 08:02
Kein Wunder: Panikmache auch in diesem Blog. In Nizza gibt es 40 Verletzte, weil Menschen vor vermeintlichem Terror fliehen. Die Menschen unserer postheroischen Gesellschaft sind schlicht psychisch labil und wehleidig. Was sollen die Menschen sagen, die in islamischen Ländern täglich Terror er- und überleben? Kein Wunder, dass sich in unseren Breiten die Menschen zum Rechtspopulismus, der ihnen einen schlecht gemachten Heimatfilm vorspielt, hingezogen fühlen. Soll Brüssel etwa Händchen halten?Respekt gebietend ist das Verhalten der Europäer jedenfalls nicht. Herfried Münkler, der Berliner Politikwissenschaftler, hat recht: mürrische Gelassenheit wäre die richtige Antwort auf den Terrorismus.
ebo
16. August 2016 @ 09:27
Die angebliche “Panikmache” kommt von SPON & Co, ich gehe darauf mit keinem Wort ein! Übrigens hat die Terror-Angst längst auch Deutschland und nun sogar die Schweiz erfasst…
Peter Nemschak
16. August 2016 @ 10:16
Irrational und unsinnig. Nicht erstaunlich, dass das Ungeheuer von Loch Ness heuer noch nicht bemüht werden musste. Über die relative Bedeutung des Terrorismus gibt es einen interessanten Artikel “How Safe Are We? in der Foreign Affairs vom August 2016. Die heutige Medienlandschaft trägt stark zum geistigen und psychischen Zustand unserer Gesellschaft bei und fördert die um sich greifende Verdummung breiter Kreise. Dass sich so viele Menschen davon beeindrucken lassen, spricht nicht für deren kritische Intelligenz. Daher ist direkte Demokratie gefährlich.