Die Zeit läuft ab… (II)
(Fortsetzung von der Startseite)
Doch dieses Datum ist vor allem ein Problem für den IWF, nicht für Premier Tsipras. Der hat schon damit gedroht, den Schuldendienst auszusetzen, wenn die Gläubiger ihm nicht helfen.
Seit August, so die griechische Lesart, haben IWF, EZB und EU keine Hilfskredite mehr nach Athen überwiesen. Deshalb seien die Gläubiger mit Schuld an der Liquiditätskrise.
Man mag dies als abenteuerliches Ablenkungsmanöver abtun. Fest steht jedoch, dass ein Zahlungsausfall vor allem für Deutschland ein Riesenproblem wäre.
Merkel hat am meisten zu verlieren
Der größte Gläubiger hat nämlich am meisten zu verlieren. Zudem haben sich Kanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble in der Krise so exponiert, dass ein Scheitern auf sie zurückfallen würde.
Um das zu kaschieren, schickt Berlin neuerdings die Eurogruppe vor. Doch dort sitzen mit Frankreich und Italien zwei Länder, die sich einen Zahlungsausfall überhaupt nicht leisten können!
Ähnliches gilt für die EZB, die nach einem Reuters-Bericht mehr als 100 Mrd. Euro im Feuer hat und bei einem “Grexit” zudem Probleme mit den Target-Salden bekäme.
Fazit: Unter Zeitdruck stehen vor allem die Gläubiger. Sie dürften daher auch (fast) alles tun, um kurz nach Ostern eine erste Auszahlung – und damit den Schuldendienst – zu sichern.
Siehe auch “Mythos Graccident” und “Fitch kritisiert Gläubiger”
Nemschak
1. April 2015 @ 09:27
Für Warren Buffet würde ein Grexit die restliche Eurozone stärken, da er die Abstimmung der Fiskalpolitik erleichtern würde. Auch Deutschland, der IWF und die EZB könnten mit einem Grexit leben, kurzfristig am aller wenigsten die Griechen selbst. Die Regierung Tsipras wäre schnell Geschichte, was langfristig allerdings kein Schaden für Griechenland wäre.
ebo
1. April 2015 @ 09:38
Meines Wissens hat Griechenland die “Abstimmung der Fiskalpolitik” noch nie behindert. Das Problem ist vielmehr die einseitige Ausrichtung der Fiskalpolitik auf Konsolidierung (Merkels Fiskalpakt).