Die bessere, verhinderte Wahl
Nach der Nominierung von Tusk und Mogherini für Brüsseler Topjobs versucht die EU, beide als “Traumpaar” zu verkaufen. Doch es hätte eine bessere Wahl gegeben.
Statt Tusk hätte nämlich der italienische Ex-Premier Letta Ratspräsident werden können. Erst ist besser qualifiziert, diplomatischer und kommt sogar aus einem Euro-Land (Tusk nicht).
Im Gegenzug hätte der polnische Außenminister Sikorski Chefdiplomat werden können. Auch er ist besser qualifiziert als die Newcomerin Mogherini. Ähnlivh wie Tusk gilt er als Hardliner.
Warum kam diese Wahl nicht zustande? Weil Italiens neuer Premier Renzi seinen Rivalen Letta um jeden Preis verhindern wollte. Deshalb nominierte er sogar mogherini, munkelt man in Brüssel.
Hinter Letta stellten sich dann, als die Osteuropäer protestierten, die EU-Sozialdemokraten. Um sie ruhig zu stellen, hob Kanzlerin Merkel schließlich ihren Buddy Tusk aufs Schild.
Aber all dies wurde nie öffentlich gemacht – genauso wenig wie die volle Liste der Kandidaten für die Topämter. Wieder einmal setzte sich die Hinterzimmer-Diplomatie durch…
Siehe zu diesem Thema auch “Alle ruhig stellen” und mein E-Book “Wo sind eigentlich die Hinterzimmer in Brüssel?”
Peter Nemschak
1. September 2014 @ 10:16
Das Prinzip “election by default” ist offenbar weiter verbreitet als man annehmen möchte. Bleibt zu hoffen, dass die Kandidaten über sich hinauswachsen. Im Grunde bleibt die EU Juniorpartner der großen Mitgliedsländer.
ebo
1. September 2014 @ 10:19
Die Sozis haben es wieder verbockt. Sie hatten nämlich noch einen anderen Trumpf – so auch “De Volkskrant”: “Die dänische Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt wäre klar eine EU-Ratspräsidentin gewesen und Polens Außenminister Radoslaw Sikorski ein kundiger Außenbeauftragter. Aber am Samstag wog der geringste Widerstand schwerer als Qualität.”