Beraten und verkauft
Die US-Bank Goldman Sachs hat überraschende Lehren aus der Eurokrise gezogen. Man würde heute keinen Deal mehr machen wie 2001 mit Griechenland, sagte Goldman-Chef Sherwood laut “Kathimerini”. Die US-Banker hatten griechische Schulden kaschiert – und hinterher abkassiert.
Es ist eine der Geschichte, über die die deutsche Presse lieber schweigt. Man muss schon die “BBC” bemühen, um zu erfahren, wie Goldman Sachs das griechische Defizit schönte und half, das Land in den Euro zu mogeln.
Auch die US-Banker haben lange zu dem Fall geschwiegen. Heute geben sie sich einsichtig – und geloben, “so etwas” nie wieder zu tun. Zitat aus Kathimerini:
“We absolutely wouldn’t do a transaction like that today,” Sherwood, 48, said in an interview posted on Channel 4’s website on Thursday in London. “There have been transactions of that ilk that have been presented to us by other European sovereigns that we’ve turned down because we felt there wasn’t the appropriate transparency surrounding them.”
Zwei Dinge sind an dieser Story bemerkenswert. Erstens hat es, folgt man dem Goldman-Mann, auch andere EU-Staaten gegeben, die einen Deal à la Griechenland machen wollten.
Die Griechen wären also nicht die einzigen “Schuldensünder” – auch wenn dies in Deutschland gerne so dargestellt wird. Im Gegenteil: sie befanden sich 2001 in bester Gesellschaft.
Zum anderen kann Goldman schon wieder offen über die Sache reden, ohne irgendwelche Strafen oder Sanktionen fürchten zu müssen. “Everything we did we felt was legal”, sagt Sherwood heute.
Und genau hier liegt die Crux. Die EU hat aus der Schuldenkrise in Griechenland zwar Konsequenzen für die Politik gezogen. Defizitäre Euroländer werden massiv bestraft – leiden müssen vor allem unschuldige Bürger.
Doch die Banken und ihre Berater gehen straffrei aus. Sie können heute nicht nur fröhlich Interviews geben, sondern auch schon wieder Geschäfte mit Krisenländern machen – wie zum Beispiel Blackrock in Irland.
Die Krisenstaaten wurden erst falsch beraten, dann verkauft. Doch während die USA Firmen wie Goldman & Co. nach der Finanzkrise empfindlich bestraft haben, lassen die Europäer die Verantwortlichen laufen…
thewisemansfear
25. November 2013 @ 19:49
Dazu passt Augsteins neueste Kolumne bei Spon. Die Bankster bekommen wieder Oberwasser und tun so als wäre nie was gewesen. Die Politik schaut tatenlos zu, unglaublich!
ebo
25. November 2013 @ 21:15
Stimmt. Nun rächt sich, dass man die Bankster nicht wirklich bestraft hat. Auch an der Wall Street ist man viel zu nett gewesen: http://www.ritholtz.com/blog/2013/11/failure-to-punish-wall-st/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+TheBigPicture+%28The+Big+Picture%29
Zoner
25. November 2013 @ 14:23
Sowohl die Regierungen der EU-Staaten und deren Parlamente, die führenden Parteien als auch die Führung der EZB setzen sich überwiegend aus organisierten Vertrags- und Gesetzesbrechern, sprich Verbrechern, zusammen. Aufrichtige Menschen aus der Bevölkerung verschließen sich dieser Erkenntnis nicht, auch wenn sie enttäuschend, ernüchternd und ekelerregend ist. Wenn ich einen Rat geben darf, dann diesen:
– Traue keinem Politiker, Banker oder syndizierten Medien
– Tue alles Dir mögliche, um Abstand zu diesen Kreaturen zu gewinnen
– Helfe auch Deiner Nation, diesen Abstand herzustellen
DCWorld
24. November 2013 @ 19:27
Der Artikel bringt es auf den Punkt, wie die Banken sich ihrer Verantwortung entziehen. Es fehlt der Druck von Gerichten und vielleicht der Politik (da habe ich keine Hoffnung), dass die Täter eben nicht davon kommen können. So wie es ist, ist es nicht schön.
Da wurde doch erst kürzlich ein Vergleich von JP Morgan und einem US-Gericht über 13 Milliarden Dollar geschlossen. Wenn die Bank soviel Dreck am Stecken hat, dass sie solch eine Strafzahlung aktzeptiert, dann kann man sich vorstellen wie viel Mist die Bank angestellt hat.
Jedenfalls kann man immer wieder von Vergleichen lesen, doch niemand haftet für die Vergehen.