Wer ist Protasewitsch – und warum hat die EU so hart reagiert?
Auch zehn Tage nach dem Ryanair-Vorfall in Belarus sind viele Fragen offen. Wer ist eigentlich der Blogger Protasewitsch, der am Flughafen in Minsk festgenommen wurde? Und warum hat die EU so hart auf den Vorfall reagiert?
Dazu gibt es nun zwei interessante neue Veröffentlichungen. “telepolis” geht der Frage nach, ob Protasewitsch ein Freiheitsheld ist, wie er in den westlichen Medien dargestellt wird – und warum er das berüchtigte ukrainische Bataillon Asow im Donbass besucht hat.
Und “krass und konkret” bringt ein Interview mit mir, in dem ich noch einmal auf den EU-Gipfel nach dem Ryanair-Vorfall eingehe. F. Rötzer wollte wissen, wie es zu der “Sanktionsspirale” (Außenminister Maas) kommen konnte.
Meine These: Die Europäer haben so hart reagiert, weil sie – nach dem Debakel in Israel – außenpolitische Handlungsfähigkeit zeigen wollten.
Zu dem Interview (Video) geht es hier, mehr zu Belarus hier
P.S. Dieser Blogpost war schon raus, als mich die Bilder von dem “Interview” mit Protasewitsch im belorussischen Fernsehen erreichten. Sie erinnern an einen stalinistischen Schauprozess. Diese abstossende Inszenierung enthebt uns aber nicht von der Pflicht, zu fragen, mit wem wir es hier zu tun haben – und wie wir ihm ggf. helfen können. Die harten EU-Sanktionen haben bisher nichts bewirkt…
Adi Golbach
7. Juni 2021 @ 11:28
Nach dem Anti-Spiegel-Bericht wurde die (illegale) Verhaftung von Protasewitsch von der weißrussischen Opposition provoziert indem der Flug von Protasewitsch über Weißrussland verraten wurde. Erwartungsgemäß fiel Lukaschenko darauf rein. So wurden geschickt mehrere Fliegen mit einer Klappe erschlagen: der für die Opposition unliebsam gewordene Protasewitsch wurde aus dem Verkehr gezogen und zugleich Lukaschenko mithilfe der willfährigen westlichen Leitmedien an den Pranger gestellt, unter Anheizung des vom Westen geschickt inszenierten neuen Ost-West-Konflikts, wobei als weiterer Nebeneffekt Putin in eine unglückliche Entscheidungssituation hineinmanöveriert wurde.
Adi Golbach
6. Juni 2021 @ 08:52
Auch das sollte man unbedingt mal zur kenntnis nehmen:
“Protasewitsch ist im übrigen davon überzeugt, dass er von seinen „Freunden“ geopfert worden ist und dass die Bombendrohung gegen den Ryanair-Flug und die anschließende Landung in Minsk das Werk der Hintermänner der Opposition ist. Der Grund ist leicht zu verstehen: Während noch niemand wusste, dass die Ryanair-Maschine in Minsk gelandet war und Protasewitsch noch im Flughafenterminal auf die Passkontrolle und die zu erwartende Verhaftung wartete, hat Viačorka auf Twitter schon seine Verhaftung in Minsk gemeldet, …”
https://www.anti-spiegel.ru/2021/protasewitsch-gibt-dem-weissrussischen-fernsehen-ein-langes-interview-und-nennt-seine-hintermaenner/
ebo
6. Juni 2021 @ 11:39
Warum sollte die Opposition ihn “opfern”? Protasewitsch wurde doch schon in Athen observiert, und die Zwangslandung in Minsk diente ganz offensichtlich seiner Verhaftung durch das Regime.
Burkhart Braunbehrens
4. Juni 2021 @ 14:46
Ich finde die Verknüpfung der zwei Fragen, 1. nach der Person und 2. nach dem Grund für die harte Reaktion äußerst fragwürdig.
Der Übergriff in den Flugverkehr ist nicht hinnehmbar. Basta !
ebo
4. Juni 2021 @ 15:43
Sorry, es sollte keine Verknüpfung sein, sondern eine Reihung. Es geht ja nur um Lese- bzw. Videotipps, nicht um eine eingehende Bewertung
Alexander
3. Juni 2021 @ 19:31
@european: Danke für den Link!
@ebo: Weil wir in diesem Land eine Lückenpresse haben?
european
3. Juni 2021 @ 17:32
Interessant dazu ist dieser Twitter-Thread, der im Grunde den Heise-Artikel bestätigt:
https://twitter.com/NikGerassimow/status/1398955951349288961
ebo
3. Juni 2021 @ 17:43
Tja – und warum lesen wir das nicht in der Zeitung? Der Mann ist doch offenbar stolz darauf, er macht aus seiner Vergangenheit kein Geheimnis…
european
3. Juni 2021 @ 17:50
Ich weiß es nicht.
Ich bin auch nur mehr oder weniger zufällig darüber gestolpert, weil ich dem Journalisten Nikita Gerrassimov auf Twitter folge, der auch einige kritische Aspekte über Nawalny veröffentlicht hat. So findet sich auch in diesem Tweet weiter unten ein Video von ihm.
Es ist ein deutlich geringeres Problem, englischsprachige Quellen zu überprüfen, aber wenn man kein russisch spricht, braucht man jemandem, der vertrauenswürdig erscheint. Z.B. wie Gabriele Krone-Schmalz oder eben dieser Journalist.