Was Merkel wirklich sagte
Zwei Tage nach ihrem Telefonat mit US-Präsident Trump lässt sich Kanzlerin Merkel wieder als Führerin des freien Westens feiern. Sie “führe” die “EU-Revolte” gegen den Moslem-Bann, meldet der EU Observer. Wirklich?
Die gemeinsame Presseerklärung (!), die Merkel und Trump nach ihrem Telefonat herausgaben, gibt das nicht her. Von den Einreise-Verboten ist darin gar nicht die Rede, ihre Kritik hat Merkel erst am Sonntag nachgeschoben.
Umso mehr erweckt der Text den Eindruck, dass von “westlichen Werten” herzlich wenig die Rede war – und umso mehr von deutsch-amerikanischer “Freundschaft”. Zitat:
Beide bekräftigten, wie wichtig eine enge deutsch-amerikanische Zusammenarbeit für Sicherheit und Wohlstand ihrer Länder sei. Sie drückten beide die Absicht aus, die ohnehin schon ausgezeichneten bilateralen Beziehungen in den nächsten Jahren noch zu vertiefen.
Soso, die Beziehungen sind “ausgezeichnet” und werden “noch vertieft”. Dementsprechend freut sich Merkel auch schon auf den G-20-Gipfel im Juli in Hamburg und auf ihre erste Reise nach Washington.
Das klingt eher unterwürfig – vor allem, wenn man es mit den Forderungen von Frankreichs Präsident Hollande an Trump vergleicht. Da ist nicht von Freundschaft, sondern von Widerstand die Rede,
Und das, obwohl Frankreich der historisch treueste Verbündete der USA ist. Hollande und Trump haben übrigens auch telefoniert. Auf eine gemeinsame Presseerklärung haben sie aber verzichtet…
Peter Nemschak
30. Januar 2017 @ 16:53
@ebo Ob Merkel oder May gegen die EU arbeiten wissen wir nicht. Können Sie Gedanken lesen? Naiv wäre es zu erwarten, dass die beiden Damen ihre Absichten und Strategien offenbaren. Täten sie dies, wären die Strategien sofort entwertet. May war früher gegen den BREXIT und muss diesen heute vollziehen. Können wir ausschließen, dass am Ende des Tages für das UK ein Arrangement herauskommt wie jenes zwischen Schweiz und Norwegen gegenüber der EU? Garantieren, selbst wenn sie es wollten, können auch May und Merkel es nicht. Da sind gesellschaftliche und politische Kräfte am Werk, deren Resultante sich derzeit von niemandem voraussagen lässt.
S.B.
30. Januar 2017 @ 12:06
“Soso, die Beziehungen sind “ausgezeichnet” und werden “noch vertieft”. Dementsprechend freut sich Merkel auch schon auf den G-20-Gipfel im Juli in Hamburg und auf ihre erste Reise nach Washington.”
Nu aber… Mit Obama hat Stiefmutti am Anfang doch auch mächtig gefremdelt. Und zum Schluss waren beide BFF (Best Friends Forever). So wie Murksel gebaut ist, bekommt sie das mit Trump auch hin. 😉
Hollande und Widerstand – das ich nicht lache. Was hat dieses Weichei nicht alles in der EU über sich ergehen lassen. Und da will er gegen Trump Widerstand leisten? Da hat er doch ohnehin gar keine Zeit mehr dafür…
Peter Nemschak
30. Januar 2017 @ 11:07
Wie die Medien zu ihren Schlussfolgerungen kommen, dürfte weniger auf deren beschränktem Wissen als auf vorurteilsgeprägte Interpretationen zurückzuführen sein. Ich hätte gerne das entscheidende Telefonat zwischen May und Merkel vor Mays Reise in die USA mitgehört. Es liegt nahe, dass es ein solches gegeben haben muss. May und Merkel, vor allem Erstere, sind gegenüber Trump glaubwürdiger als Hollande oder gar Juncker. Für Trump hat Merkel schwere Fehler in der Flüchtlingsfrage begangen, als Person genießt sie bei ihm ungleich mehr Respekt als Hollande, den Trump vermutlich als “Weichei ” persönlich verachtet..
ebo
30. Januar 2017 @ 12:48
@Nemschak Wir werden sehen, wer das “Weichei” ist. Bisher hat sich Merkel sehr geschmeidig gezeigt, Hollande hat dem Machthaber im Weißen Haus auf offener Bühne widersprochen.
Peter Nemschak
30. Januar 2017 @ 13:44
Das hat May auch. Hollande ist politisch ein Leichtgewicht und bereits ein “lame duck”.
ebo
30. Januar 2017 @ 14:10
May arbeitet gegen die EU. Ich fürchte, Merkel lässt sie gewähren, genau wie sie Trump nichts entgegensetzen wird, so lange VW und BMW ihre Karossen in die USA exportieren dürfen…