Update: Der Westen isoliert sich selbst
Die EU hat ihr Ziel bekräftigt, Russland international zu isolieren. Daran werde man “systematisch” weiterarbeiten, sagte ein EU-Diplomat in Brüssel. Doch die erhofften Erfolge lassen auf sich warten.
Darauf weist “German Foreign Policy” hin. Zitat:
Indien verweigert sich der Forderung, sich der Sanktionspolitik anzuschließen, arbeitet an einem alternativen, nicht auf SWIFT und den US-Dollar angewiesenen Zahlungssystem und plant eine Ausweitung seiner Erdölimporte aus Russland. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sperren sich gegen das Verlangen, ihre Ölförderung stark auszuweiten, um ein globales Ölembargo gegen Russland zu ermöglichen; der britische Premierminister Boris Johnson kehrte gestern nach Verhandlungen auf der Arabischen Halbinsel mit leeren Händen heim. Mehrere Staaten Südamerikas, darunter Argentinien, Brasilien und Chile, machen Druck, zumindest russische Düngemittelexporte zu ermöglichen; andernfalls, heißt es, sei die globale Versorgung mit Lebensmitteln in Gefahr. Die Staaten Lateinamerikas sowie Afrikas halten sich von der Sanktionspolitik ebenso fern wie die Türkei, beinahe alle Staaten Südostasiens und des Nahen und Mittleren Ostens sowie China. Die im Westen beliebte Aussage, Russland sei „in der Welt isoliert“, trifft nicht zu.
German Foreign Policy
Das Problem ist, dass das diplomatische Ziel, Russland zu isolieren, mit einem problematischen Mittel erreicht werden soll: Sanktionen, die nicht nur Russland, sondern die ganze Welt treffen. Und schon jetzt auch auf die EU zurückschlagen, mit vielen negativen Folgen…
Siehe auch “Front gegen Russland: Der Westen isoliert sich selbst” sowie unseren Live-Blog zum Wirtschaftskrieg
Klaudia
19. März 2022 @ 16:18
Erinnert an den alten Witz über die britische Weltsicht:
“Nebel im Ärmelkanal, der Kontinent ist isoliert!”
Holly01
20. März 2022 @ 08:49
@ Klaudia:
Ich dachte immer der Spruch lautet:
” Smells salty, must be british. ” und bezieht sich auf die britische Seefahrt auf der großen weiten Welt.
El Zorro
19. März 2022 @ 10:45
Die Formierung der EU diente vor allem Washington. Von der ersten Stunde an war dort der “Drive” erkennbar, dass Europa – vor allem mit der hochgefährlichen Osterweiterung – möglichst viele Staaten unter einen Alu-Hut kriegen sollte – von wegen leichterer “Manövriermasse” für eine Wertegemeinschaft nach US-Vorbild.
Das Feindbild des pösen Russen ließ sich danach so leicht pflegen, wie ein grüner Rasen. Propaganda, Sanktionen, Aufrüstung u. v. m. sind nun mal “en block” viel leichter umzusetzen und damit 100 x wirkungsvoller. Die Amis sind die Viehtreiber-, die EU der Stall-, wir die Rindviecher, die jetzt in einer Stampede blindlings in eine Ecke der Weltgemeinschaft rennen, aus der wir nicht mehr herauskommen. Das nenne ich ironisch: “Splendid Isolation”.
ebo
19. März 2022 @ 14:24
Interessant ist, wie die EU nun über Nacht von Freihandel auf Blockade und Protektionismus umschaltet. Sie redet zwar noch von Autonomie uns Souveränität, unterwirft sich aber mehr und mehr den USA und der Nato. Hätte ich vor einem Jahr nicht für möglich gehalten…
hardy
19. März 2022 @ 01:29
komm, wir legen noch einen scheit holz aufs feuer, füllen unsere roteingläser und während da drüben die menschen vor unseren augen verrecken, sinnieren wir maldüber, warum lawrow vielleicht doch recht haben könnte.
https://www.n-tv.de/politik/Lawrow-gibt-sich-desillusioniert-vom-Westen-article23206910.html
ja, ziemlich lost. egal wo
RichardRoe
20. März 2022 @ 09:24
Ist Ihnen denn nicht zu Ohren gekommen, dass der damalige US-Verteidigungsminister Powell vor dem UN-Sicherheitsrat einen Vortrag (allerdings mit falschen Beschuldigungen) gehalten hat und dann die Zustimmung zum Iraq-Krieg erhalten hat??
Für den Kosovo gab es – wegen der russischen Unterstützung Serbiens – keine Zustimmung der UNO, das ist richtig.
Die Falklands waren seit langem britischer Besitz und Argentinien hat sich als Angreiifer schuldig gemacht. Ihre Umkehrung Opfer / Täter ist da schon interessant.
european
18. März 2022 @ 12:41
Was haben die EU-Granden denn gedacht?
Die ganze Welt hat beobachtet, wie der Westen völkerrechtswidrig in andere Länder einmarschiert, wie es gerade passt. Und nun sollen sie denen folgen? Wozu?
Wo war denn die westliche Hilfs- und Sanktionsbereitschaft als Bush in den Irak einmarschierte? Ich kann mich auch erinnern, dass Angela Merkel seinerzeit gern im ersten Bomber gesessen hätte. Später hat sie davon Abstand genommen. Aber dort sind auch Frauen und Kinder gestorben, haben viele Unschuldige ihr Leben gelassen. Präzise auf Video festgehalten in “Collateral Murder” und dem Journalisten Assange droht Auslieferung und ewiger Knast in USA. Wo sind denn da unsere “Werte”? Die Vietnamesen warten heute noch vergeblich auf eine Entschuldigung für den barbarischen Krieg.
Da tut sich etwas im asiatischen Raum. Russland, China, Indien und noch mehr. Ein gigantischer Wirtschaftsraum. Neue Welt gegen Alte Welt und wir verpassen gerade den Dampfer.
RichardRoe
19. März 2022 @ 08:18
Aha. Wann wäre denn “der Westen” völkerrechtswidrig irgendwo einmarschiert? Die USA haben sich immer um die Deckung durch den UN-Sicherheitsrat bemüht, wo sie immer zumindest eine Enthaltung Russlands und Chinas erhielten. Der Korea- und der Vietnamkrieg waren Kriege mit UN-Deckung und da waren nicht nur US-Soldaten sondern auch Australier, Briten, Südafrikaner und viele Soldaten anderer Länder beteiligt. Jetzt werden Sie gleich mit den Drohnen-Angriffen kommen. Die waren vertraglich mit den jeweiligen Regierungen vereinbart, die meist auch gleich die Ziele dazu lieferten.
ebo
19. März 2022 @ 10:43
Der Irakkrieg war ein illegaler Angriffskrieg, genau wie der UKrainekrieg heute.
Auch der Nato-Krieg im Kosovo war völkerrechtlich nicht legitimiert.
Und dann war da auch noch der Krieg um die Falkland-Inseln, wo sich UK “seinen” Besitz “zurückholte”…