Ungarn, Polen, Türkei: Brüssel wird zum Basar

Die EU und die Nato präsentieren sich gern als Hüter westlicher Werte und Vorreiter der “internationalen regelbasierten Ordnung”. Doch derzeit geht es in Brüssel zu wie auf dem Basar. Einige Länder scheuen nicht einmal vor Kriegs-Drohungen und militärischen Erpressungs-Versuchen zurück.

Gleich drei Länder schachern, um sich Vorteile zu verschaffen: Ungarn, Polen und die Türkei.

  • Die Türkei blockiert weiter den Nato-Beitritt von Schweden und Finnland. Selbst ein Vermittlungsversuch des französischen Staatschefs Macron, der den EU-Vorsitz hält, brachte keine Fortschritte. Sultan Erdogan habe Macron deutlich gemacht, dass Finnland und Schweden aus Sicht der Türkei Terrororganisationen unterstützten und dies nicht mit dem Bündnisgeist der Nato vereinbar sei, teilte das Präsidialamt in Ankara mit.
  • Polen ringt mit der EU-Kommisson um den Rechtsstaat und EU-Gelder. Am Donnerstag stimmte Polens Parlament überraschend für die Auflösung einer umstrittenen Disziplinarkammer für Richter. Damit dürfte der Weg frei sein für milliardenschwere EU-Hilfen für die Erholung von der Coronavirus-Pandemie. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird kommende Woche in Warschau erwartet – für einen schmutzigen Deal?
  • Ungarn mauert beim geplanten Öl-Embargo gegen Russland. Regierungschef Orban will das Thema nicht einmal beim EU-Gipfel am Montag und Dienstag ansprechen. Gipfelchef Michel hofft aber dennoch auf einen Kompromiß. So könnte Öl aus Pipelines von dem Embargo ausgenommen werden – das käme Ungarn entgegen, das an der russischen Druschba-Pieline hängt. Allerdings ist unklar, ob das für eine Einigung reicht.

In Brüssel geht es zu wie auf dem Basar – wobei diesmal nicht nur um Geld geschachtert wird. Vielmehr geht es um Militär und Krieg. So droht die Ukraine, wenn Ungarn nicht bald einlenke und das 6. Sanktionspaket abnicke, könne der Druschba-Pipeline “etwas passieren” – offenbar ist ein Attentat gemeint.

Die Türkei wiederum droht nicht nur, Schweden und Finnland den ersehnten Nato-Schutz vor Russland vorzuenthalten. Sie hat auch erneut ihre Gangart gegenüber Griechenland verschärft und einen neuen Einmarsch in Nordsyrien angekündigt. Die “regelbasierte Ordnung” gilt für Erdogan offenbar nicht.

Derweil sinnt Polen darüber nach, wie es der Ukraine militärisch noch mehr helfen kann. Neuerdings häufen sich Gerüchte, dass polnische Truppen schon in dem Nachbarland eingesetzt werden. Präsident Duda erlaubt sich sogar, Deutschland öffentlich zu rügen, weil es nicht genug Waffen schicke…

Die Stimmung ist aufgeheizt, der Krieg wird für Drohungen und Erpressungs-Versuche genutzt…

Siehe auch “Die neue Achse Kiew – Warschau”