Schweden tritt der Nato bei – doch sicherer wird Europa nicht
Erst Finnland, nun Schweden: Ministerpräsident Kristersson hat die Nato-Beitrittsdokumente an die US-Regierung übergeben. Damit vertraut sich auch Schweden der Vormacht USA an – einen “europäischen Pfeiler” gibt es immer noch nicht.
“Gut Ding will Weile haben”, sagte US-Außenminister Blinken mit Blick auf den Beitrittsprozess, der durch Ungarn und die Türkei verzögert wurde. “Dies ist ein historischer Moment für Schweden, für unsere Allianz und für die transatlantische Partnerschaft.”
Auch Kristersson sprach von einem historischen Tag. “Schweden ist nun Nato-Mitglied.” Das Land zahlt einen hohen Preis: Es mußte nicht nur seine Neutralität aufgeben, sondern auch Zugeständnisse an die Türkei machen und bürgerliche Freiheiten einschränken.
Für mehr Sicherheit scheint der “historische” Schritt indes nicht gesorgt zu haben. Im Gegenteil: Während bei Drogen- und Bandenkriegen in Schweden bald täglich Menschen sterben, hat sich im Land eine regelrechte Kriegshysterie breit gemacht.
Die Bürger müssten sich auf einen bewaffneten Konflikt vorbereiten, forderte der schwedische Minister für Zivilschutz, Bohlin, schon im Januar. Kurz darauf waren sogar kurbelbetriebene Radios ausverkauft – viele Menschen sind in Panik verfallen.
Offenbar glauben viele Schweden nicht, dass ihnen die Nato mehr Sicherheit bringt. Und offenbar ist die schwedische Regierung nicht willens oder in der Lage, den Sinn des Nato-Beistandsverpflichtung und der Abschreckung zu erklären.
Aber wenigstens wird doch die Ostsee gesichert und Europa gestärkt? Geht so. Kurz vor dem Nato-Beitritt hat Schweden die Ermittlungen zum Anschlag auf die Ostsee-Pipeline Nordstream eingestellt. Wo keine Aufklärung ist, ist aber auch keine Sicherheit.
Und der viel beschworene “europäische Pfeiler” in der Nato kommt auch nicht voran. Zwar hat das Bündnis nun zwei neue EU-Mitglieder. Doch die Europäer in der Nato sprechen sich nicht untereinander ab, das letzte Wort haben weiter die USA…
PS. Die Nato ist jetzt ein Bündnis, in dem man sich gegenseitig erpressen, in innere Angelegenheiten einmischen und Waffenlieferungen erzwingen kann. Sogar die USA haben mitgespielt, am Ende kam es doch noch zum umstrittenen F-16-Deal mit der Türkei…
Arthur Dent
10. März 2024 @ 17:33
Schweden und Finnland waren de facto schon lange Nato-Mitglieder, de jure nicht. Hat man jetzt nachgeholt. Nun können dort auch Atomwaffen in Stellung gebracht. Dann bleibt noch etwa Russland noch eine Minute Vorwarnzeit. Dürfte Moskau nicht allzu gut finden.
Die Nato ist nun mal US-geführt. Also hängt der Hammer auch in den USA. Nicht nur Scholz, auch die USA liefern der Ukraine nicht alle Waffen, die sich wünscht. Wird wohl Gründe dafür geben.
Helmut Höft
9. März 2024 @ 10:13
@ebo + @all
Das muss man ja mal sagen dürfen:
Dass ebo hier einen Bombenjob macht, Binse , deshalb sind wir ja alle hier. Dass das Kommentariat ebenfalls auf der Höhe ist, dafür stehen nicht nur Stef, european, Arthur Dent, Thomas Damrau und der ganze Rest, gehört unzweifelhaft dazu.
Deshalb auch mein Dank @all, ich lerne hier immer dazu.
Eric Bonse: Weiter so, ¡No pasarán!, viel Erfolg
ebo
9. März 2024 @ 10:21
Merci!
Helmut Höft
9. März 2024 @ 09:52
Hier ist viel die Rede von Lüge … tzja, dess iss so (und nicht nur in der Politik)!
Wer mehr dazu lesen will: Schlag nach bei Hannah Arendt https://www.humanistische-union.de/publikationen/vorgaenge/167-vorgaenge/publikation/die-luege-in-der-politik/ Die Lüge in der Politik.
Leute, das ist aber nur die eine Seite der Medaille, die andere Seite ist wie widerspruchslos jeder Schoiß angenommen und in die eigene Denke übernommen wird.
Just Curious
9. März 2024 @ 02:14
Sag mal ebo, hier steht doch du bist unabhängig, zahlst du also aus eigener Tasche die Abo Gebühren für die ganzen Zeitungen oder wie läuft das?
Diese ganzen scheiß paywalls machen es bald unsinnig noch im digitalen Zeitalter zu leben, da könnte man genau so wieder ohne Internet nur auf TV und gedruckte Zeitungen angewiesen sein.
Ute Plass
8. März 2024 @ 18:19
Sehr geehrte Kleopatra,
natürlich ganz wunderbar, dass in der Ukraine ganz andere Verhältnisse herrschen und dort Kinder keiner Indoktrination ausgesetzt sind.
Und die UkrainerInnen, die ihr so humanes Regime in Gestalt von Selensky
& Co. nicht zu würdigen wissen , weil sie nicht bis zum letzten Ukrainer kämpfen und krepieren wollen, sind natürlich der bösen russischen Propaganda erlegen. (Ironie off)
Manichäische Menschen- und Weltbilder scheinen härter als Kruppstahl!
Sie beschädigen nicht nur Mitmenschen, sondern immer das eigene Menschsein. Traurig, aber wahr.
Arthur Dent
8. März 2024 @ 13:17
Es scheinen viele zu glauben, Deutschland sei nur eine einzige graue hirnlose Masse, die willenlos der transatlantischen Führungsmacht hinterhertrottet – mit Verlaub, ich teile diese Meinung nicht. Man musste Deutschland nicht in den Jugoslawien-Krieg “hineinlügen” – die politische Führung war Feuer und Flamme wieder im Spiel der Großen mitmachen zu dürfen. Allenfalls musste man das Volk mit Hufeisenplänen belügen. Schon Adenauer hat den Wiederaufstieg Deutschlands als Großmacht vorbereitet. Falls Deutschland Vasall ist, ist es das gern und freiwillig.
ebo
8. März 2024 @ 13:33
Im Fall Jugoslawien war Deutschland ganz vorn dabei, als es darum ging, die kroatischen Nationalisten zu unterstützen. Das sorgte damals für gewaltigen Krach mit Frankreich.
Übrigens hatten Schröder, Fischer & Co. später keinerlei Skrupel, die Grenzen zu verändern. Dieselben, die heute Zeter und Mordio schreien, waren sogar bereit, einen neuen Staat anzuerkennen – Kosovo.
Meine Lektion: Das Selbstbestimmungsrecht ist letztlich wichtiger als die territoriale Integrität. Nur in Osteuropa soll das offenbar nicht gelten – jedenfalls nicht, wenn Russland sich einmischt…
Kleopatra
8. März 2024 @ 17:36
Jugoslawien hatte eine Gemeinsamkeit mit der Sowjetunion: in beiden Fällen handelte es sich rechtlich um Bundesstaaten, deren Gliedstaaten laut Bundesverfassung das Recht auf Austritt aus der Union besaßen. (Während der Existenz der Unionen wurden sie somit eher informell von der jeweiligen KP zusammengehalten; aber ab Ende der 1980er hielt das nicht mehr). Formell hatten Slowenien, Kroatien etc. dasselbe Recht, aus Jugoslawien auszutreten, wie Großbritannien, aus der EU auszutreten. Insofern ist der Vorwurf mit der implizitenForderung, Deutschland hätte diesen Austritt nicht anerkennen sollen, etwas merkwürdig. Deutschland hatte sich ja die jugoslawische Bundesverfassung mit der entsprechenden Bestimmung nicht ausgesucht. Ein Versuch, die Gliedstaaten mit Gewalt bei Jugoslawien zu halten, wäre angesichts der Rechtslage eine Einmischung in die jugoslawische Verfassungsordnung gewesen. Die Serben schließlich haben sich durch den Versuch, die Union mit Gewalt (und verfassungswidrig, s.o.) zusammenzuhalten, allgemein unbeliebt gemacht.
ebo
8. März 2024 @ 17:46
Sie haben eine eigenartige Neigung, die Geschichte auszulegen. Bei Ihnen erscheint alles als zwangsläufig und damit historisch “richtig”, obwohl es das nicht war und zu seiner Zeit sogar als falsch betrachtet wurde. Zitat DW:
Dass Deutschland die Anerkennung Sloweniens und Kroatiens vehement vorantrieb, brachte der deutschen Außenpolitik den Vorwurf ein, im Alleingang und voreilig die Loslösung der Staaten befördert zu haben. Kritiker behaupteten, dass dadurch der Zerfall Jugoslawiens beschleunigt wurde. Doch die Auflösung des Vielvölkerstaates wurde vor allem von den regionalen Akteuren selbst betrieben. Kritisch zu bewerten ist allerdings die Tatsache, dass die Anerkennung Kroatiens und Sloweniens durch Deutschland erfolgte, noch bevor die Ergebnisse der von der EG einberufenen unabhängigen Experten-Kommission unter dem französischen Verfassungsrichter Badinter vorlagen. Das erschütterte die Glaubwürdigkeit der EG.
WBD
8. März 2024 @ 18:13
@Kleopatra: Im Beitrag von @ebo ging es explizit um die Anerkennung des neues Staates ‚Kosovo‘. Im Gegensatz zu Kroatien, Slowenien, etc gilt dort aber nicht die ex-Jugoslawische Verfassung: Kosovo war in YU kein eigener (Teil-)Staat, sondern ein fester Teil Serbiens.
Der Staat Kosovo wurde also durch Abspaltung vom Staat Serbien geschaffen, das war in einer jugoslawischen Verfassung nicht vorgesehen.
KK
9. März 2024 @ 00:08
@ WBD:
„Im Beitrag von @ebo ging es explizit um die Anerkennung des neues Staates ‚Kosovo‘. Im Gegensatz zu Kroatien, Slowenien, etc gilt dort aber nicht die ex-Jugoslawische Verfassung: Kosovo war in YU kein eigener (Teil-)Staat, sondern ein fester Teil Serbiens.“
Das wird Kleopatra sehr wohl wissen, wo sie doch die jugoslawische Verfassung studiert hat. Da es aber nicht in ihr Weltbild passt, wird es eben ausgeblendet. Wie so viele andere historische Fakten auch.
Kleopatra
9. März 2024 @ 09:17
@KK, @WDB: ebo hatte durch den Verweis auf die „Unterstützung der kroatischen Nationalisten“ durch Deutschland sehr wohl auch die Unabhängigkeitserklärung Kroatiens bzw. deren Anerkennung durch Deutschland erwähnt, wenn auch etwas indirekt. Ich habe mich in meinem eigenen Beitrag auf Slowenien und Kroatien bezogen; das Kosovo ist in der Tat ein rechtlich anders gelagertes Problem.
Thomas Damrau
8. März 2024 @ 12:01
@Kleopatra
“Abtretung Finnlands an Russland im Jahr 1809 …”
Sie verwechseln hier wieder einmal Ursache und Wirkung: Die kriegerischen Ereignisse des frühen 19. Jahrhunderts waren der Anlass für Schweden, sich aus militärischen Konflikten rauszuhalten ( https://de.wikipedia.org/wiki/Schweden#Schweden_ab_1800 ).
Da es 1809 noch gar keine “Schwedische Neutralität gab”, können Sie diese auch nicht für den Verlust Finnlands “verantwortlich” machen.
Ute Plass
8. März 2024 @ 11:19
@Monika –
Danke für Ihre engagierten Kommentare, die deutlich machen, dass
Menschenrechte nicht teilbar sind und mit Viktor Frankl (Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse) gesprochen daß ‘jeder sein eigenes Auschwitz in sich trägt’.
european
8. März 2024 @ 09:57
Ich erinnere noch einmal an die WDR-Doku “Es begann mit einer Luege”, die sehr detailliert darueber berichtete, wie insbesondere Deutschland von der NATO in den Kosovo-Krieg hineingelogen wurde. Es kommen darin auch NATO-Experten zu Wort, die sehr genau darlegen, dass eben selbige im Begriff war, an Bedeutung zu verlieren und man demzufolge ein “event” brauchte, um die westliche Welt davon zu ueberzeugen, wie wichtig die NATO eben ist.
https://youtu.be/f65B1Zr3ruo?feature=shared
Die aktuell aufgetauchten Belege, dass man sehr wohl bereits einen Friedensvertrag ueber eine neutrale Ukraine im Fruehjahr 2022 vorformuliert aber noch nicht endgueltig abgeschlossen hatte (die Berliner Zeitung berichtete), bestaetigen wieder einmal, dass es sich hier um ein Manoever handelte, um die NATO in ihrer Wichtigkeit anzuheben und mit mehr Macht auszustatten. Dass dahinter der militaerisch-industrielle Komplex steht, duerfte eigentlich jedem klar sein, der die Frage nach dem Nutzen stellt. Die NATO macht diese Welt nicht friedlicher, das sollte eigentlich auch jedem einleuchten. Saemtliche Kriege des Westens, insbesondere der war on terror, waren illegal und haben zu Millionen Toten und Verletzten gefuehrt. Auch wenn diese Kriege bereits beendet sind, steigt diese Zahl noch immer an, u.a. durch die Verwendung von Uranmunition, durch wirtschaftlichen Zusammenbruch der Laender, durch Unterversorgung, Unter- bzw. Mangelernaehrung, Sanktionen uvm.
Interessant in dem Zusammenhang ist Ben Norton’s vorletzter Geopolitical Economy Report. Niemand geringerer als Borell hat oeffentlich eingestanden, dass die Zeiten der westlichen Dominanz vorueber sind. Aber anstatt sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen, sorgen unsere Spitzenpolitiker dafuer, dass wir diesen Irrweg weitergehen und dem Anstifter des Konflikts folgen, der sich bereits jetzt aus dem Konflikt zurueckzieht.
Quo vadis, Europa?
https://youtu.be/PVSQRypJXzY?feature=shared
Monika
8. März 2024 @ 11:23
…Auch wenn diese Kriege bereits beendet sind, steigt diese Zahl noch immer an, u.a. durch die Verwendung von Uranmunition, durch wirtschaftlichen Zusammenbruch der Laender, durch Unterversorgung, Unter- bzw. Mangelernaehrung, Sanktionen uvm…
VORMACHT USA … das VERMÄCHTNIS US-getriebener Regimechanges (allein die Borniertheit sämtliche Regierungen als Regime abzuwerten!) ist ausnahmslos Niedergang und Verderben der “beglückten” Staaten. Konnte man Deutschland nach dem WK2 noch als “Gegenbeispiel” anführen, ist, à la longue, selbst das seit der Nordstream-Sprengung Geschichte.
Ulli
8. März 2024 @ 09:51
Fällt eigentlich noch irgendjemand auf, dass Schweden diese Urkunde an den Außenminister der USA übergeben hat und nicht an den Chef der NATO? da das keinem auffällt, nehme ich einmal an, dass alle sowieso an die USA denken, wenn sie über die NATO reden. also an das US-amerikanische Empire.
ebo
8. März 2024 @ 10:23
Doch, mir ist es aufgefallen, deshalb hab ich es auch so geschrieben: Vormacht USA!
KK
8. März 2024 @ 10:41
Mir auch – ich hatte mich gewundert, dass extra nach DC geflogen – und nicht der kürzere Weg nach Brüssel ins NAhTOd-HQ zum Generalsekret gewählt wurde.
Wo doch sonst von uns Bürgern überall CO2 eingespart werden soll…
Aber die NAhTOd ist ja spätestens seit 1999 nur noch der Strohmann für die schmutzigen Tricks der USA.
liesmal
8. März 2024 @ 21:47
„Der letzte Schritt für den offiziellen Beitritt war, die Beitrittsurkunde im US-Außenministerium zu hinterlegen. Dies ist nun geschehen. US-Außenminister Antony Blinken empfing dafür den schwedischen Premierminister Ulf Kristersson und seinen Außenminister Tobias Billström in Washington. […] Das US-Außenministerium ist die Verwahrstelle des Gründungsvertrags der Nato und für die Registrierung von Dokumenten zum Nordatlantikvertrag zuständig. Dort muss auch das Dokument, das die Zustimmung Ungarns dokumentiert, noch offiziell hinterlegt werden. Ungarns Staatspräsident Tamás Sulyok hatte es erst am Dienstag unterzeichnet.“ Der Spiegel, 7. März 2024
KK
9. März 2024 @ 00:01
„Das US-Außenministerium ist die Verwahrstelle des Gründungsvertrags der Nato und für die Registrierung von Dokumenten zum Nordatlantikvertrag zuständig. “
Als ob es im 21. Jahrhundert keine Post mehr gäbe, die zwischen Brüssel und Washington hin- und her geschickt werden könnte…
Kleopatra
9. März 2024 @ 09:13
@KK: Machen Sie bitte keine schlechten Witze. Für derartiges Gepäck würde der diplomatische Kurierdienst verwendet. Dieser würde die Urkunde an den Botschafter liefern und dieser wiederum die Urkunde übergeben. Allerdings spricht die Höflichkeit dafür, dass stattdessen ein hochrangiger Regierungsvertreter kommt, denn immerhin geht es um einen Vertrag, durch den sich die Vertragsparteien verpflichten, füreinander zu schießen oder zu sterben.
KK
9. März 2024 @ 11:10
@ Kleopatra:
“Allerdings spricht die Höflichkeit dafür, dass stattdessen ein hochrangiger Regierungsvertreter kommt, denn immerhin geht es um einen Vertrag, durch den sich die Vertragsparteien verpflichten, füreinander zu schießen oder zu sterben.”
Richtig – Vertragspartner Schwedens sind aber nicht die USA, sondern alle NAhTOd-Staaten, vertreten durch ihren Generalsekretär in Brüssel.
Wenn es schon um Höflichkeit (insbesondere aber diplomatische Korrektheit) gehen soll, dann hätte Blinken das Dokument doch eigentlich in Brüssel abholen (lassen) müssen, oder nicht?
So ist es m.E. ein Affront gegen alle anderen “Vertragspartner”.
ebo
9. März 2024 @ 11:27
Es zeigt ganz klar, wo der Hammer hängt. Stoltenberg hat nichts zu melden.
Kleopatra
9. März 2024 @ 11:54
@ebo: Wie völlig klar in dem Nordatlantikvertrag steht: Für die Entgegennahme und Archivierung der Beitrittserklärungen (etc., auch Unterrichtung der anderen Vertragsparteien) ist die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika zuständig. Wie Sie aus dem vertragsgemäßen Vorgehen die Kundgebung einer Mißachtung des Generalsekretärs konstruieren, ist nicht einsichtig.
@KK: Zwar sind alle Mitgliedstaaten Vertragspartner, aber Depositarstaat sind eben die USA.
ebo
9. März 2024 @ 12:03
Stoltenberg hat nichts zu melden. Die Entscheidungen fallen in Washington, wie auch in diesem Fall.
KK
10. März 2024 @ 00:26
@ Kleopatra:
Liefern Sie auch alle Sie betreffenden Dokumente, die in öffentlichen Archiven aufbewahrt werden, persönlich dort ab?
Oder erledigen Sie nicht alle solche Vorgänge bei den zuständigen Stellen, die diese dann ggf. an die Archive weiterleiten?
So wie zB Finnland das noch vergangenes Jahr gemacht hatte, als es den Vertrag in Brüssel bei Stoltenberg, und nicht eben in Washington erledigt hatte?
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/finnland-nato-mitglied-101.html
Wie tief kann man den USA eigentlich noch in das Rektum kriechen?
Kleopatra
14. März 2024 @ 08:38
@KK: Wie an der Stelle, auf die Sie verweisen, wörtlich steht: „Finnlands Außenminister Pekka Haavisto überreichte dazu in Brüssel die Beitrittsurkunde an seinen US-Kollegen Antony Blinken, der sie am Gründungsort des Verteidigungsbündnisses in Washington verwahren wird.“ Zwar fand diese Übergabe in Brüssel statt, aber Empfänger war auch hier nicht der NATO-Generalsekretär, sondern der Vertreter der Regierung der USA.
Der Verweis auf den „Gründungsort“ ist natürlich irrelevant; entscheidend ist, wer im Vertrag für die Verwahrung der Urkunde für zuständig erklärt wird.
Stef
8. März 2024 @ 09:50
@ Kleopatra:
Der großartige deutsche Kabarettist Dietrich Kittner (bereits im letzten Jahrhundert ausgezeichnet mit dem deutschen Fernsehverbot) hat mal folgendes zu bedenken gegeben, ich gebe es mit meinen Worten wieder:
Stellen Sie sich einmal vor, sie säßen im Kino und alle dort sind bewaffnet. Der vor Ihnen hat eine Waffe, der hinter Ihnen und alle neben Ihnen. Wie sicher das doch wäre…
Es mag ja eine Glaubensfrage sein und Sie scheinen zu den Jüngern des Gaubens zu gehören, dass nur Waffen und Militär Sicherheit bringen können. Ich persönlich glaube an Wechselwirkungen. Wenn mein Nachbarstaat aufrüstet, steigen für mich die Anreize ebenfalls aufzurüsten, was meinem Nachbarn erneute Anreize setzt noch weiter zu rüsten. Da diese Logik zunächst durch nichts eingebremst wird, entsteht eine Rüstungsspirale. Am Ende stehen sich zwei waffenstarrende Blöcke gegenüber und es bedarf nur eines unglücklichen Zufalls für eine Katastrophe.
Am Ende des kalten Krieges hatten wir die Erkenntnis gewonnen, dass diese Entwicklung wirtschaftlich wie friedenspolitisch nicht die erhoffte Wirkung entfaltet hat. Heute erlauben wir uns den Luxus, wieder zunehmend daran zu Glauben, eine Rüstungsspirale bringe doch irgendwie Sicherheit. Alleine eine Verständigung mit den Nachbarstaaten bringt Sicherheit. Auch mit Russland gibt es eine Verständigung. Nichts weist darauf hin, dass dies nicht möglich ist.
Was gemeinhin übersehen wird, ist dass eine auf Verständigung statt auf Rüstungsspirale angelegte Politik erfordert, die Rüstungsfalken in den eigenen Reihen dauerhaft in die Schranken zu weisen. Und zwar auf allen Seiten gleichzeitig. Verständigung bedeutet dabei nicht, alle Waffen niederzulegen und sich dem Nachbarn und vermeintlichen Feind schutzlos auszuliefern, sondern den politischen Trend Richtung Abrüstung, defensiver Rüstungsdoktrinen und hin zu Diplomatie und politischer Verständigung zu biegen. Und es bedeutet, den Falken in den eigenen Reihen die Möglichkeit zu nehmen, die Politik zu definieren.
Wir machen derzeit das Gegenteil, wir ebnen der Aufrüstung den Weg. Das Ergebnis wird bestenfalls sozialer Niedergang und schlechtestenfalls Krieg und Vernichtung sein. Das ist sonnenklar und absehbar. Ich kann verstehen, dass diese Auswirkung ihres politischen Glaubens Ihnen nicht gefällt. Aber ihr politischer Glaube ist derjenige, der politisch wieder in den Käfig muss, wenn wir wieder in Frieden leben wollen. Nicht Sie als Person, sondern ihre Ideologie.
Dabei hilft es rein gar nichts, wenn Sie immer wieder auf den bösen Nachbarn (heute auf die Russen und morgen auf die Chinesen) verweisen, der (wie immer) der Agressor ist und der uns keine Wahl zur Aufrüstung lässt. Denn dieses Begründungsmuster wird auf allen Seiten des eisernen Vorhangs angewendet. Ich teile Ihre These von der Alleinschuld Russlands zwar keineswegs. Sie ist aber auch und schon deshalb nutzlos, wenn ich sie als richtig unterstelle, weil sie keine alternative Handlungsmöglichkeit erlaubt. Das ist ihr eigentlicher Zweck und die mit ihr verfolgte Wirkung. Ohne Handlungsalternativen brauchen wir keine Demokratie. Es reicht, wenn das Notwendige durchgesetzt wird, im Zweifel auch gegen den Willen des Volkes. Ihre Ideologie läuft am Ende auf eine Abschaffung der Demokratie hinaus.
Das kann man durchaus wollen, es wäre dann aber ehrlicher auch zu den damit verbundenen Auswirkungen zu stehen.
Arthur Dent
8. März 2024 @ 09:18
Schweden hat nur 1,31 % seines BIPs in die Rüstung investiert (Stand 2022). Da ist bestimmt noch Luft nach oben, Schutz gibt es ja bekanntlich erst ab 2 % aufwärts.
Ok – Ironie off
Kleopatra
8. März 2024 @ 08:11
Die Erpressung durch die Türkei ist natürlich ein unangenehmes Detail. Aber was soll die Klage über den angeblichen Zwang, die “Neutralität” aufgeben zu müssen? Schweden ist, genau wie alle anderen neuen NATO-Mitglieder der letzten Jahrzehnte, der NATO aus eigenem Entschluss beigetreten. Es hat eine Abwägung zwischen etwaigen Nachteilen und Kosten und dem Ziel, sich gegen die Bedrohung durch Russland zu wehren, vorgenommen, und der zweite Aspekt überwog eben. Bisher betraf das vor allem Länder, in denen die russische Besatzungsarmee jahrzehntelang vorgeführt hatte, womit man bei ihr rechnen musste; jetzt kommen eben noch kapitalistische Länder hinzu, die von den Russen nicht besetzt waren.
ebo
8. März 2024 @ 08:26
Wer spricht von Zwang? 200 Jahre erfolgreiche Neutralität gibt man nicht leichten Herzens auf…
Kleopatra
8. März 2024 @ 08:41
Inwiefern die Abtretung Finnlands an Russland im Jahr 1809 als “Erfolg der schwedischen Neutralität” gelten kann, ist noch sehr die Frage 😉 Schweden war sich der Bedrohung durch Russland in den letzten Jahrzehnten immer bewusst, und Neutralität bedeutet nicht zuletzt, tendenziell selbst bis an die Zähne bewaffnet sein zu müssen. In der NATO wird der Effekt durch Synergie größer. Warum tun so viele so, als ob die NATO eine üble Zumutung wäre, wenn ein Land ihr aus freien Stücken beitritt?
KK
8. März 2024 @ 10:51
“Inwiefern die Abtretung Finnlands an Russland im Jahr 1809…”
Immerhin war nach Jahrhunderten voller Kriege danach über 200 Jahre Schweden dank seiner Neutralität nicht mehr in einen Krieg verwickelt. Diese friedlichen Zeiten werden nun vorbei sein – und zwar wegen der Aufgabe der schwedischen Neutralität!
Warum sollte sich Russland unter hohen Kosten noch mehr grösstenteils dünn besiedelte Landschaften am Polarkreis anschaffen, davon hat es doch schon mehr als genug…
Monika
8. März 2024 @ 11:07
Wer wo “freiwillig” eintritt sollte mal genauer untersucht werden. Auch mafiöse Strukturen haben nicht selten eine Menge “freiwilliger” Mitstreiter…
Da kann vor dem Hintergrrund wirtschaftlicher Erpressung schon mal ein NATO-Beitritt “vorteilhafter” erscheinen.
MarMo
11. März 2024 @ 20:38
@Kleopatra: es wird vermutlich nicht ankommen, aber wer weiß. Unter diesem Link https://www.youtube.com/watch?v=lIdwUebHhjI findet man den Dokumentarfilm “Täuschung – Die Methode Reagan l Strategie der USA im Kalten Krieg.” Der Film deckt die Zusammenarbeit zwischen amerikanischen Geheimdiensten und schwedischen Militärs auf, die gegen die Regierungsführung von Olof Palme gerichtet war, der für gute Beziehungen zur Sowjetunion eintrat. Nicht die Sowjetunion bedrohte Schweden, sondern üble Einschüchterungsmanöver der USA.
Hans L. Schmid
8. März 2024 @ 07:16
Das ist ein weiterer Schritt von EU und NATO (unter dem Kommando der USA) auf ihrem Weg zur direkten Konfrontation mit Russland! – Sicher aber nicht zum Frieden! – Die Bürgerinnen und Bürger haben wie üblich – sogar in Schweden – nichts dazu zu sagen! – Dafür bräuchte es einen online-Bürger-Aufstand von Millionen von Bürgerinnen und Bürgern in ganz Europa – auf http://www.our-new-europe.eu – jetzt!
Kleopatra
8. März 2024 @ 09:35
Das wäre natürlich der feuchte Traum jedes russischen Gewaltherrschers: in den angegriffenen Ländern soll die Bevölkerung sich erheben und ihre Verteidigung gegen die “friedenbringenden” russischen Truppen verhindern. Dazu wird es aber nicht kommen. Dafür sorgt schon das Verhalten der russischen Truppen in den gegenwärtig besetzten Gebieten.
KK
8. März 2024 @ 10:53
Ihre feuchten Träume kennen wir ja, die breiten Sie hier ja ständig aus…
Monika
8. März 2024 @ 11:03
@Kleopatra
liebe Kleopatra bitte klären sie mich auf! Worin genau unterscheidet sich “das Verhalten der russischen Truppen” in den besetzten Gebieten von den offiziellen ukrainischen Regierungsmaßnahmen? In den Gebieten, die zwischen 2014 und 2022 von der eigenen Regierung mit rechtsradikalem Terror überzogen wurden, vorbereitet durch Regierungserlasse, die jeder demokratischen Praxis Hohn sprechen? Und Sie wundern sich, dass der “Beitritt” der Ukraine zur EU und zur NATO bei den europäischen Bevölkerungen mehrheitlich auf Ablehnung stoßen?
Dieser ganze Krieg ist ein Projekt vorrangig von superreichen US-“Strategen”, die durch Instrumentalisieren von geldgeilen “Eliten” (Motto Spalte und herrsche…) “junge Staaten” mit einem gewissen Sinn für Korruption als Werkzeuge ihrer feuchten Weltherrschaftsträume missbrauchen. Sie liebe Kleopatra sind voll auf “Stockholmsyndrom”. Und weil nicht sein kann was ihrer Meinung nach nicht sein darf, decken Sie selbst die rassitischsten und übelsten ,Auswüchse ihres “Favoriten” in diesem Kampf. Alle müssen weinen – nur einer lacht und das ist sicher nicht Putin, sondern die Lacher sitzen in Transatlantien.
KK
8. März 2024 @ 12:24
@ Monika:
“…decken Sie [Kleopatra] selbst die rassitischsten und übelsten ,Auswüchse ihres „Favoriten“ in diesem Kampf.”
Kleopatra deckt diese rassistischen Auswüchse ja nicht nur, sie (?) äussert sie ja selbst fortwährend hier.
Kleopatra
8. März 2024 @ 12:29
@Monika: Wenn Sie zwischen einer russischen Truppe, die Kinder und Jugendliche zur nationalpolitischen Zwangs-Umerziehung entführt, und der ukrainischen Regierungsverwaltung keinen Unterschied sehen können (um nur ein Beispiel zu zitieren, wo die russische Besatzungsmacht sich buchstäblich aufführt wie zuletzt das Dritte Reich), kann ich Ihnen auch nicht helfen.