Schäubles Schuss geht nach hinten los
Der neue “Spiegel”-Titel sollte das “Remain”-Lager beim EU-Referendum in UK stärken. Doch der Schuss geht nach hinten los – ein Interview von Finanzminister Schäuble verärgert Freund und Feind.
“In is in. Out ist out.” Mit diesen zwei Sätzen hat der CDU-Politiker den Hoffnungen der Briten eine eindeutige Absage erteilt, sie könnten auch nach dem Brexit am europäischen Binnenmarkt teilnehmen.
Dabei ist diese Frage in Brüssel noch heftig umstritten. Schließlich nehmen auch Länder wie die Schweiz oder Norwegen am Binnenmarkt teil, ohne EU-Mitglieder zu sein.
Aber auf seine unnachahmliche Art musste Schäuble mal wieder den Oberlehrer geben – und das just an dem Tag, da die Finanzmärkte von der Brexit-Angst erfasst wurden.
Das kommt in London nicht besonders gut an, wie sogar der “Spiegel” einräumt. In Großbritannien sorge das Schäuble-Interview für Aufsehen, heißt es nun auf SPON.
“Deutschlands EU-Drohung an Großbritannien”, titelt die sonst so besonnene “Times”. Schäubles Amtskollege Osborne spricht von einer “bedeutenden Intervention Deutschlands”.
“Osborne hatte Schäuble schon zuvor gebeten, in London für den Verbleib der Briten in der EU zu werben”, kommentieren die “Spiegel”-Redakteure. Aber mal ehrlich: Werbung sieht anders aus!
Wenn überhaupt, dann ist Schäubles Interview ein Beitrag zum “Project Fear”. Doch ob die Drohung mit der Atombombe die erwünschte Wirkung entfaltet, ist angesichts der letzten Umfragen zweifelhafter denn je..
Peter Nemschak
14. Juni 2016 @ 10:26
@ebo und DerDicke: wenn Sie am Klavier der Brexit-Emotionen spielen wollen, schicken Sie das englische Team von der EM wegen unakzeptablen Fanverhaltens nach Hause. Die Uefa hat in Sachen Brexit einen ungleich größeren politischen Einfluss als Schäuble, bei allem Respekt für ihn.
bluecrystal7
14. Juni 2016 @ 02:34
Ach ja. Das ist mal wieder einer dieser Schäuble-typischen Schachzüge… Kennen wir doch schon. 😉
Peter Nemschak
13. Juni 2016 @ 08:40
@ebo Neinsager wozu? Schäuble wehrt sich bloß gegen unbegrenzte, bedingungslose und falsch verstandene Solidarität in der EU, welche Selbstverantwortungslosigkeit fördert. Jedes Mitgliedsland muss seine Lebensart in erster Linie selbst finanzieren und politisch gegenüber seinen Bürgern verantworten. Wie kommt der Steuerzahler in Deutschland oder anderswo dazu, ein Land wie Griechenland, wo die Justiz seit Monaten nicht funktioniert, weil die Anwälte (!) – sie gehören als Gruppe sicher nicht zu den sozial Schwächsten – streiken, auf Dauer zu finanzieren oder Italien, wo den Bürgern kommunale Dienstleistungen, wie derzeit der öffentliche Verkehr in Rom, durch Aktionen rabiater Gewerkschaften vorenthalten werden. Statt die Vorwürfe an Schäuble zu richten, wäre die EU aufzufordern, ein glaubwürdiges Konsequenzenmanagement für disziplinlose Mitgliedsstaaten einzurichten. Nachdem Sie einen Brexit ganz offensichtlich befürworten, sollten Sie Schäuble dankbar dafür sein, wenn er diesem nach Kräften nachhilft. Den Engländern muss das Prinzip Leistung gegen Gegenleistung in Erinnerung gerufen werden. Ihre Entscheidung für oder gegen die EU darf nicht wie in der Vergangenheit konsequenzenlos bleiben. Trittbrettfahren und Schmarotzertum dürfen sich nicht lohnen.
Peter Nemschak
11. Juni 2016 @ 20:49
Wenn etwas Einfluss auf die Entscheidung der Engländer hat, dann wohl eher die relativ starke Reaktion der Finanzmärkte, die auch im Immobiliensegment spürbar ist. Vor allem letzteres trifft die Engländer besonders empfindlich, da ein erheblicher Teil ihrer Ersparnisse im eigenen Haus steckt. Schäubles Einfluss würde ich nicht überschätzen, dagegen Corbyns Anti-Europaeinfluss nicht unterschätzen. Wie immer das Wahlergebnis ausgehen wird, interessant wird vor allem die Wahlentscheidung der jungen 18 – 30 jährigen Engländerinnen und Engländer, ob sie für oder gegen Europa stimmen.
DerDicke
12. Juni 2016 @ 19:44
Wenn man den Menschen droht dann handeln sie meist unvernünftig und im Rahmen einer Trotzreaktion gegen den Willen des Drohenden – “der will uns drohen, der spinnt wohl, dem zeigen wir’s”. Selbst wenn ein Brexit also schlecht wäre – in einem solchen Fall wird sich ein Teil sogar dazu entscheiden, gegen die eigenen Interessen zu stimmen.
Aber in ihren Beiträgen konnte man noch nie sehen dass Sie von Psychologie und menschlichem Verhalten den Hauch einer Ahnung haben 😉
Peter Nemschak
12. Juni 2016 @ 19:54
Sie überschätzen die Wirkung Schäubles auf die Engländer.
ebo
12. Juni 2016 @ 21:28
Really? Spiegel in English, Times und Guardian verbreiten die Worte des ewigen deutschen Neinsagers, das sollte reichen…