F-16: Ruttes unverantwortlicher Alleingang
Eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik bleibt ein ferner Traum. Dies zeigt der Alleingang des niederländischen Noch-Premiers Mark Rutte – er liefert der Ukraine wohl 42 F-16-Bomber. Die EU wurde nicht gefragt.
Erst Kampfpanzer, dann Marschflugkörper, nun auch noch Bomber: Wie in diesem Blog prophezeit, gibt es im Krieg um die Ukraine kein Halten mehr. Die deutsche Panzer-Debatte hat die letzte rote Linie platt gewalzt.
Doch dass nun ausgerechnet ein gescheiterter und “angezählter” Politiker wie Rutte das grüne Licht für die nächste Eskalationsstufe – die Lieferung von F-16 – geben würde, hätte wohl niemand erwartet.
Rutte hat keine Mehrheit im eigenen Land mehr. Er ist nur noch geschäftsführend tätig, nachdem er Mitte Juli seinen Rücktritt als Premier und seinen Rückzug aus der niederländischen Politik angekündigt hatte.
Und dieser Mann darf nun die nächste, gefährliche Kriegs-Waffe liefern? Und das wenige Wochen vor dem Ende seiner Amtszeit? Hier stellt sich die Frage nach der Legitimität, aber auch nach der Verantwortung.
Aus meiner Sicht ist es unverantwortlich, derart weitreichende Entscheidungen von Politikern auf Abruf treffen zu lassen. Berlin und Brüssel sollten mitreden – doch Rutte hat sich nur mit Kiew und Washington abgestimmt.
Die USA bremsen weiter
Die USA haben letzte Woche grünes Licht für F-16 gegeben – zugleich aber signalisiert, dass es für einen Einsatz noch viel zu früh sei. Es fehlt nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Infrastruktur (Flughäfen, Leitsysteme, Wartung etc.).
Deutschland und die EU hingegen waren in die Entscheidung (so weit bekannt) nicht eingebunden. Dabei haben die Niederlande ihre Verteidigung weitgehend in die Hände der Bundeswehr gelegt.
So zeigt die F-16-Entscheidung ein weiteres Mal, dass eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik ein ferner Traum bleibt. Jeder macht, was er will bzw. kann – solange es gegen Russland geht, scheint alles erlaubt…
Siehe auch Rutte hinterlässt einen Scherbenhaufen
P.S. Ruttes Alleingang kann man auch als “Führungsstärke” sehen – vielleicht will er sich für hohe EU- oder Nato-Ämter empfehlen?
Stef
23. August 2023 @ 13:10
Es ist mit MH17 so wie mit den meisten anderen Vorkommnissen rund um den wiedergeborenen Lieblingsbösewicht Russland. Beispielsweise ist das Salisbury-Attentat ebenso wie dasjenige auf Nawalny keinesfalls zweifelsfrei aufgeklärt worden. Verfahren unter Wahrung der üblichen rechtsstaatlichen Verfahrensstandards waren eine Fehlanzeige. Stattdessen massenhaft Verfahrensbeteiligte mit massiven Interessenskonflikten, einseitige Untersuchungen und konsequente Missachtung des audiatur et altera pars.
Für mich ist die Schlussfolgerung, dass wir uns inzwischen seit Jahren im Krieg mit Russland befinden. Bis 2014 war es ein kalter Krieg, nach dem Maidan wurde er in der Ostukraine ein heißer Krieg und mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ein offizieller Krieg. Und im Krieg stirbt bekanntlich die Wahrheit zuerst. Von daher halte ich von den Beweisführungen rund um die üblichen “russischen Schandtaten” nichts, sie halten einer genauen Überprüfung nicht stand.
Dasselbe gilt übrigens für den vermeintlichen Sarinangriff auf Douma. Bis heute tun unsere Mainstreammedien so, als sei die Täterschaft von Assad längst eine erwiesene Tatsache. Und sie hoffen, dass die Gegendarstellungen der Berlin-Group 21, zu der unter anderem der erste OPCW-Chef Bustani gehört, möglichst unbemerkt verhallen.
Es ist erschreckend, wie schlecht heutzutage die Mechanismen funktionieren, die eigentlich Wahrheit und Gerechtigkeit in unserem Lande zum Durchbruch verhelfen sollten. Die Firnis zwischen Demokratie und Menschheitsverbrechen ist offenbar dünner, als ich bisher gehofft habe.
KK
22. August 2023 @ 21:06
@ Kleopatra:
Wobei das Urteil, das die Urheberschaft der MH17-Abschusses festgestellt haben will, m.E. auch mit Vorsicht zu geniessen ist. Eindeutige und zweifelsfreie Beweise hatten meiner Erinnerung nach nicht vorgelegen, da zu der Zeit beide Konfliktparteien die gleichen Waffen aus russischer Produktion verwendet hatten. Bei manchen Gerichtsverfahren, insbesondere solchen mit politischem Hintergrund, steht das Urteil schon vor dem Verhandlungsbeginn fest.
Kleopatra
22. August 2023 @ 20:34
Ich habe den Eindruck, dass bisher keiner der Beiträger einen spezifisch niederländischen Grund erwähnt hat, weshalb dieses Land Lust haben könnte, der Ukraine gegen Russland zu helfen: Rache für MH17, das Flugzeug mit sehr vielen Niederländern an Bord, das 2014 von Russlands Räuberbanden im Donbass abgeschossen wurde. Dieser Flugzeugabschuss war letztlich der Hauptanlass für EU-Sanktionen, aber die Niederländer sind möglicherweise darüber noch besonders erbost. F16 also als Rache für MH17?
ebo
22. August 2023 @ 20:57
Stimmt, das ist mir auch in den Sinn gekommen. Aber Rache ist bekanntlich ein niederes Motiv – das wollte ich Rutte denn doch nicht anhängen…
KK
22. August 2023 @ 13:29
@ Kleopatra:
“…denn Michel und vdL wurden ja von den…Regierungen gewählt bzw. nominiert, vdL zudem vom (gewählten) Parlament bestätigt”
Nachdem insbesondere der Personalie vdL ein langes Geschacher wie auf dem Basar (zB mit Polen und Ungarn) vorausgegangen und die nötige Parlamentsmehrheit mit ein paar zusätzlichen gut dotierten Pöstchen gekauft worden war.
——————————————————————————————————-
nochmal @ Kleopatra:
“Ihre [Metsolas] relative Unbekanntheit liegt im Zweifel daran, dass sie in einem kleinen Mitgliedstaat gewählt wurde.”
Selbst der Deutsche Martin Schulz erlangte als Präsident des EU-Parlaments in seinem gar nicht mal so kleinen Heimatland selbst erst eine grössere Bekanntheit, als er als möglicher Kanzlerkandidat der SPD ins Spiel gebracht worden war – da wurde bei jeder Erwähnung seines Namens sein Brüsseler Amt explizit mit erwähnt, damit auch ja jeder Wähler mitbekommen sollte, was aus dem Würselener Bürgermeister inzwischen geworden war… und davor war zumindest der jeweilige Amtsinhaber, egal woher er oder sie gerade kam, in Deutschland völlig unbekannt – die meissten werden bis dahin gar nicht registriert haben, dass es dieses Amt überhaupt gab. Denn letztlich ist es nur die Zahnspange eines zahnlosen Gebisses…
Ute Plass
22. August 2023 @ 13:02
@Kleopatra
“Jeder souveräne Staat kann der Ukraine für ihren gemäß der UN-Charta legitimen Verteidigungskrieg Waffen zur Verfügung stellen..”
Dazu:
“Warum und wodurch wird die Ausübung der vollen staatlichen Souveränität der Bundesrepublik Deutschland behindert?”
https://www.nachdenkseiten.de/?p=102750#more-102750
Kleopatra
22. August 2023 @ 12:08
@ebo: Wenn Sie auch die “indirekte” Wahl in der Form, dass ein Präsident/Regierungschef vom (gewählten) Parlament gewählt wird, als Wahl durch die Bürger gelten lassen, dann müssen Sie das auch den EU-Institutionen zugestehen, denn Michel und vdL wurden ja von den (nach Ihrer Terminologie von den Bürgern gewählten) Regierungen gewählt bzw. nominiert, vdL zudem vom (gewählten) Parlament bestätigt; und das Prozedere der Wahl Metsolas entspricht letztlich dem in normalen parlamentarischen Systemen. Hingegen kennen viele demokratische/parlamentarisch verfasste Staaten keine Wahl des Regierungschefs (weder durch die Bürger noch (indirekt) durch das Parlament); häufig wird dieser vom Staatsoberhaupt (manchmal einem erblichen Monarchen als Prototyp des ungewählten Amtsträgers) ernannt und ist lediglich für seine Amtsführung auf das Vertrauen des Parlaments angewiesen, daneben existieren manchmal Vorschriften dafür, wie das Staatsoberhaupt zu seinem Vorschlag zu kommen hat. Z.B. in Österreich oder Frankreich kann das Parlament die Ernennung eines bestimmten Politikers zum Regierungschef daher nur durchsetzen, wenn es glaubwürdig droht, jedem anderen das Vertrauen zu verweigern, und m.W. würde es dadurch die eigene Auflösung riskieren. Tatsächlich ist der amerikanische Präsident einer der ganz wenigen Regierungschefs, die (wenn auch in diesem Fall indirekt) von den Bürgern selbst gewählt werden.
Den Spott über Metsola, die angeblich niemand kennt, sollten Sie sich besser sparen. Ihre relative Unbekanntheit liegt im Zweifel daran, dass sie in einem kleinen Mitgliedstaat gewählt wurde; und Witze über kleine Mitgliedstaaten aus dem Mund von Angehörigen großer Mitgliedstaaten sind mindestens unfair und verderben das Klima zwischen den Mitgliedstaaten.
Kleopatra
22. August 2023 @ 06:15
@ebo: Die Feststellung, dass Metsola, von der Leyen und Michel nie vom Bürger gewählt wurden, ist so zutreffend wie trivial und überflüssig. Der Parlamentspräsident wird natürlich von den Abgeordneten gewählt, der Ratspräsident von den Regierungschefs, für die Kommissionspräsidentin gilt ein komplexes Verfahren. Kennen Sie einen Staat, in dem der Parlamentspräsident vom Volk gewählt wird?
ebo
22. August 2023 @ 08:24
In den meisten demokratischen Ländern werden Staatspräsident und Regierungschef direkt oder indirekt vom Volk gewählt. Und das Parlament hat ein Initiativrecht. Nichts davon gilt in der EU. By the way : Wer kennt Metsola?
KK
21. August 2023 @ 23:18
@ Kleopatra:
„Da die F-16 ein amerikanisches Erzeugnis ist, ist klar, dass hier nur zwei geragt werden müssen, nämlich die aktuellen Eigentümer (die Niederlande) und die USA…“
Richtig, die Niederlande; aber nicht deren abgewählter Regierungschef ohne Mehrheit im Alleingang. Jedenfalls in einer Demokratie, die ja vom Westen wie eine Monstranz vor sich hergetragen wird.
MarMo
21. August 2023 @ 22:53
@Kleopatra
Neulich warfen Sie hier den Diskutanten Russenpropaganda vor. Da fragte ich mich, ob Sie von sich auf andere schließen?
Ich möchte Ihnen zum Thema UN-Charta und Selbstverteidigungsrecht folgenden Artikel empfehlen https://www.emma.de/artikel/verpflichtung-zum-frieden-340191
Kleopatra
21. August 2023 @ 20:58
@ebo: Dass Russland auf eine vollständige Zerstörung des ukrainischen Staates, so dass nichts mehr von ihm übrig bleibt, abzielt, hat vorgestern D.Medvedev in seinem Telegram-Kanal in seiner unnachahmlichen Kettenhund-Rhetorik klar ausgesprochen. (Letztlich wiesen allerdings bereits die Schlagwörter von der „Entmilitarisierung“ und „Entnazifizierung“, die in der ersten Kriegsphase von Moskau benutzt wurden, in eine ähnliche Richtung) Insofern dürfte die Vorstellung, man könne hier einfach ein paar „Diplomaten“ hinschicken und die würden schon innerhalb kurzer Zeit Frieden schaffen, unrealistisch sein; vielmehr befindet sich die Ukraine noch lange, jedenfalls, solange ihr Nachbar sich so äußert, in der Situation der Selbstverteidigung. Die Idee, dass nach einer anfänglichen Phase der Selbstverteidigung der Sicherheitsrat übernimmt, funktioniert nur, wenn kein ständiges Sicherheitsmitglied der Aggressor ist (und das dürfte schon wenige Jahre nach Gründung der UN klar geworden sein).
Kleopatra
21. August 2023 @ 20:30
Jeder souveräne Staat kann der Ukraine für ihren gemäß der UN-Charta legitimen Verteidigungskrieg Waffen zur Verfügung stellen. Die einzige übliche Einschränkung besteht darin, dass meist der produzierende Staat oder der Staat, der sie als letzte verkaufte, sich ein Mitentscheidungsrecht vorbehält, ähnlich wie Deutschland bei Leopard-Panzern. Da die F-16 ein amerikanisches Erzeugnis ist, ist klar, dass hier nur zwei geragt werden müssen, nämlich die aktuellen Eigentümer (die Niederlande) und die USA, die sich Vorbehalte ausbedungen haben. Wo Sie eine Notwendigkeit der Einbeziehung der EU argumentieren wollen, ist schleierhaft, und ein spezifisch deutsches Mitentscheidungsrecht gibt es erst recht nicht. Zum Glück, denn O.Scholz hätte wieder einmal ein viertel bis halbes Jahr lang seine Gewissensbisse und vorgeblichen Bedenken für die deutsche Öffentlichkeit zelebriert, um dann doch wie erwartet zuzustimmen.
ebo
21. August 2023 @ 20:41
So einfach ist es nicht. Das Recht zur Selbstverteidigung ist nach der UN-Charta zeitlichen Beschränkungen unterworfen. Es kann nur provisorisch, subsidiär und kontrolliert zur Anwendung kommen, bis der primär zuständige UN-Sicherheitsrat die erforderlichen Maßnahmen ergreift.
Die zeitliche Komponente des Selbstverteidigungsrechts hat in der Praxis zu zahlreichen Zweifelsfragen geführt, die sich sowohl auf den Beginn als auch auf das Ende der Selbstverteidigungslage beziehen.
Für die nun geplante Lieferung von Kampfjets stellen sich noch mehr Fragen. Dies räumt sogar der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags ein…
Kleopatra
21. August 2023 @ 20:21
F-16 sind Kampfflugzeuge und keine Bomber. Und in einem modernen Krieg braucht die Ukraine eine leistungsfähige Luftwaffe, um eine Luftüberlegenheit des Aggressors zu verhindern.
Weder Kriegführen noch Waffenliefern ist Selbstzweck. Insbesondere das Erste bräuchte niemand zu tun, wenn die russische Armee sich aus den besetzten ukrainischen Territorien zurückzöge. Hierzu sind allerdings die Russen gegenwärtig nicht bereit; und auch nach Kriegsende wird die Ukraine eine Defensivrüstung gegen künftige russische Angriffsgelüste brauchen, wozu die F-16 auch gut geeignet sind.
ebo
21. August 2023 @ 20:23
Entwickelt wurde die F-16 zunächst als reines Jagdflugzeug, um den schnellen und wendigen MiGs der Sowjetunion und ihrer Verbündeten etwas entgegenzusetzen – in den Luftkämpfen des Vietnamkriegs waren die US-Flugzeuge oft weit unterlegen. Dann wurde sie zum Allzweckflugzeug weiterentwickelt, das auch mit Bomben gegen Bodenziele bestückt werden kann.
KK
21. August 2023 @ 18:05
@ Katla:
“…exakt 128 Stück.”
Da braucht man nur eine F-16 auf das erste Feld eines Schachbretts zu legen, dann zwei auf das zweite Feld, vier auf das dritte…usw, wie mit den Reiskörnern.
Katla
21. August 2023 @ 17:49
Passend zu dieser Nachricht hat die Ukraine heute prompt mitgeteilt, wieviele westliche Kampfflugzeuge sie für den Sieg über Russland benötigt: exakt 128 Stück https://www.unian.net/war/ukrajina-potribno-128-zahidnih-vinishchuvachiv-ignat-12367275.html .
Um diese Zahl mal einzuordnen: bei der in ihrer Geschichte grössten Luftübung der NATO, beim Air Defender 23, nahmen 250 Flugzeuge teil ( davon allein 100 US-Maschinen).
Als roter Faden ziehen sich durch diesen Krieg von Anfang an ausgewachsene ukrainische Grössenwahn und Selbstüberschätzung, auf der westlichen Seite, als Pendant, Realitätsverlust und Kadavergehorsam hinsichtlich der Wünsche eines undemokratischen und korrupten Regimes.
Arthur Dent
21. August 2023 @ 15:38
42 F-16 einfach so als Geschenk der Niederländer an die Ukraine? Oder wer kommt dafür auf?
KK
21. August 2023 @ 14:00
@ Thomas Damrau:
“Wenn ich mich recht entsinne, hat Rutte von der niederländischen Politik die Nase voll. Für ihn ist die Verlockung sicher groß, zum Abschied noch einmal eine Duftmarke zu hinterlassen, die ihn für höhere Aufgaben empfiehlt…”
Nachdem Rutte schon mit vdL den unsäglichen Flüchtlingsdeal mit Tunesien quasi im Alleingang eingetütet hatte, erscheint mir diese F16-Geschichte eher als Bewerbungschreiben als kommender EUCO-Präsident… der Posten wird ja kommendes Jahr vakant, und vdL bleibt sicher in Brüssel, aber als NAhTOd-Generalsekret – auf Militärs und khaki steht sie ja!
Godfried van Ommering
21. August 2023 @ 13:54
„Muss die Entscheidung von Rutte noch durch das Parlament?“ Der Abgeordnete Jasper van Dijk der SP ( Sozialistische Partij, wie Die Linke) hat heute morgen diesbezüglich seine Fragen an Rutte bei der Vorsitzender des Parlaments schriftlich eingereicht. Die Lage ist unklar, die Presse schaut vorerst weg. Einzelne Stimmen erachten es Ruttes Position nicht angemessen, daß er Entscheidungen wie diese an das Parlament vorbei quasi persönlich trifft. Auf die Fragen von Van Dijk aber, muss Rutte antworten. Ob dann das Parlament aus dem Sommerschlaf erwacht…
ebo
21. August 2023 @ 13:58
Danke für die Info, es bleibt spannend!
european
21. August 2023 @ 12:40
Heisst das, das wir uns auf einen Ueberbietungswettbewerb bezueglich Waffenlieferungen zwischen der EUCO-Praesidentin und Rutte einstellen muessen?
ebo
21. August 2023 @ 12:41
So kann man das interpretieren…
Godfried van Ommering
21. August 2023 @ 11:45
Aus den Niederlanden: völlig einverstanden mit dem obigen Beitrag über Rutte und die Lieferung der F-16 an die Ukraine, – auch ich bin fassungslos über solche Alleingänge, wie diesen des geschäftsführenden Premierministers. Wenn man meinen würde, es gäbe dazu kritische politische Aussagen im Parlament oder in der Presse, – wenn es solche gibt, dann nur am Rande und ohne Wirkung. Wie zwei Schüler auf Klassenfahrt ließen sich Präsident Selensky und Premierminister Rutte fotografieren, mit big smile vor einem F-16. Es ist so durch und durch krank, ekelhaft, und total unmoralisch wie Politik und Presse das Morden an der Front hinnehmen, als wäre es eine Art Sportereignis, wo man seine Mannschaft blöd zujubelt. Und Rutte kommt damit weg. Denkt er nicht mal nach? Konsultiert nie seine innere Instanz, das Gewissen? Gerade im Moment wo überall auf der Welt der Einsicht in das völlig Sinnlose, nur Zerstörerische der NATO-Ukraine Herangehensweise durch zu brechen anfangt, muß man gerade hier, in Europa, die endlose Verlängerung des Leidens und des Vernichtens anstreben? Sich tapfer verweigern auch nur einen Schritt in Richtung Frieden zu setzen? Es ist tragisch daß es hier in der Politik – und nicht nur hier – fehlt an grundeinfache solide Anständigkeit, an demokratisches Bewusstsein, an Vernunft wo es politische Ziele, an soziales Verstand wo es das gesellschaftliche Leben in einer Zeit des Umbruchs betrifft. Es regieren, von Algorithmen gesteuert, die Oberflächlichkeit und der Opportunismus. Rücksichtslos.
ebo
21. August 2023 @ 11:49
Muss die Entscheidung von Rutte eigentlich noch durch das niederländische Parlament? Oder hat es auch nichts zu sagen?
Katla
21. August 2023 @ 10:47
Absolut leichtfertig und unverantwortlich!
Ich habe den Eindruck, den Modus operandi hat er von der Slowakei abgeschaut: dort hatte der ebenfalls nur geschäftsführende Ministerpräsident, Eduard Heger (der zuvor auch nur eine Minderheitenregierung geführt hatte) im März dieses Jahres der Ukraine die Lieferung von MIG-29-Flugzeugen zugesagt! Geschäftsführend wie Rutte – und laut slowakischer Verfassung deshalb absolut nicht befugt, Entscheidungen zu treffen, die die politischen oder militärischen Leitlinien des Landes betreffen. Aber was sagt die holländische Verfassung dazu?
Es ist aber eine Ungeheuerlichkeit, was Politiker, die schon keine belastbare demokratische Legitimation für schwerwiegende Entscheidungen mehr haben, noch in letzter Sekunde ihrer Bevölkerung unterjubeln wollen. Eigen-PR zu Lasten des ganzen Landes, womöglich ganz Europas!
Ceterum censeo: absolut unverständlich, weshalb so viele Menschen der durch Politiker gelebten Demokratie nicht mehr vertrauen.
ebo
21. August 2023 @ 12:56
Beide werden von der EU Führung gedeckt, die ebenfalls um die Gunst der Ukraine wetteifert. Metsola, von der Leyen und Michel überbieten sich geradezu beim Thema Waffenlieferungen. Ihr Vorteil : Sie müssen sich keiner Wahl stellen, in Wahrheit wurden sie auch nie vom Bürger gewählt!
Helmut Höft
21. August 2023 @ 09:58
@ Thomas Damraus
Mark Twain: „„Seien Sie vorsichtig mit Gesundheitsbüchern – Sie könnten an einem Druckfehler sterben.“
Jetzt müssen wir nicht nur auf Druckfehler sondern auch noch auf Duftmarken achten, an denen wir versterben könnten! So also geht „Demokratie“!
PS.: Zuruf von meiner Seitenlinie: „Wo bleiben Scheuer und Dobrindt“? (tbc)
Michael Schwabe
21. August 2023 @ 09:40
Zuviel Waffen, zu wenig Diplomatie, die Stellvertreter gehorchen…ein einziges Elend dieser Krieg….
Thomas Damrau
21. August 2023 @ 09:02
Wenn ich mich recht entsinne, hat Rutte von der niederländischen Politik die Nase voll. Für ihn ist die Verlockung sicher groß, zum Abschied noch einmal eine Duftmarke zu hinterlassen, die ihn für höhere Aufgaben empfiehlt (NATO-Generalsekretär, Aufsichtsrat in Rüstungsunternehmen, eigenen Think-Tank mit geeigneten Sponsoren aufmachen, Dozent an amerikanischer Uni, … – was man halt als Ex-Regierungs-Chef so macht).
Die F16 sollen Ende des Jahres geliefert werden. Bis dahin wird noch viel Blut den Dnepr hinab fließen. Erschreckend, wie wenig der Zeithorizont in der öffentlichen Diskussion eine Rolle spielt. Der Ukraine-Krieg wird stillschweigend zu einem Dauerbrenner (wie Libyen, Jemen, …), dessen Ende irgendwo nebulös in ferner Zukunft liegt.
Ansonsten sind die Rüstungslobbyisten mal wieder hyperaktiv. Im DLF geht es den ganzen Morgen um das 2%-Ziel. Ein(e) Rüstungsfreund(in) nach dem/der anderen kommt zu Wort.
Auch die unvermeidliche Strack-Rheinmetall durfte mal wieder für die Rüstungsindustrie werben ( https://www.deutschlandfunk.de/interview-mit-marie-agnes-strack-zimmermann-fdp-vert-aussch-zu-2-und-taurus-dlf-f7953034-100.html ). Vor allem die Passage ab 6:10 hat mich zu Tränen gerührt: Die deutsche patriotisch gesonnene Rüstungsindustrie hat in der Vergangenheit schwer unter der mangelnden Entschlossenheit des Kunden Bundeswehr gelitten und wurde fast in den Ruin getrieben. (Ich war schon geneigt, das Scheckbuch zu zücken und eine Spende zu schicken.) Aber dieses zögerliche Bestellen habe – so Strack-Rheinmetall – ja nun ein Ende. Der Herr sei gepriesen!