Aufgelesen: Die Mitschuld der EU am Krieg
In Brüssel ist Urlaubszeit. Wir nutzen das “Sommerloch”, um lesenswerte Beiträge anderer Blogs und Medien zu präsentieren. Heute ein Artikel zur Mitverantwortung der EU für den Krieg in der Ukraine.
Wird der Ukraine-Krieg zum Verhängnis für die Europäische Union? Deren Waffenlieferungen übertreffen inzwischen die der USA, warnt EU-Experte Michael von der Schulenburg in der “EMMA”.
In Europa herrscht wieder der Wahnsinn des Krieges. Der Irrglaube, dass nur Waffen Sicherheit bringen können, hat erneut Hochsaison unter europäischen Politikern, in europäischen Denkfabriken und den Medien. Als hätten wir nichts aus der Vergangenheit gelernt, werden in Europa wieder Menschenopfer am Altar angeblicher Entscheidungsschlachten dargebracht. Damit überlassen wir Europäer die Zukunft der Ukraine und Europas, ja, vielleicht sogar die der Welt, der Unberechenbarkeit, dem Rausch und der Brutalität des Schlachtfeldes. Einen Frieden in Europa wird das sicherlich nicht bringen.
Denn dieser Krieg ist zunehmend ein Krieg zwischen Russland und der NATO geworden, in dem Nuklearwaffen eine entscheidende Rolle in den militärischen Kalkulationen spielen. Damit setzen wir nicht nur uns, sondern die Menschheit einer unkalkulierbaren Gefahr aus – und das für einen Konflikt, der eigentlich diplomatisch hätte gelöst werden können.
Diese erschreckende Unverantwortlichkeit können wir Europäer nicht nur Russland oder den Vereinigten Staaten anlasten. Auch die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten tragen eine Verantwortung für die Katastrophe, die nun Europa befallen hat – vielleicht sogar die maßgebende Verantwortung. Denn dieser Krieg findet auf europäischen Boden statt und die EU als die bei weitem größte Staatengemeinschaft auf dem europäischen Kontinent hatte und hat damit einen entscheidenden Anteil an den Ursachen dieses Konfliktes und an der jetzigen Verlängerung des Krieges.
Die 27 EU-Mitglieder stellen die große Mehrheit unter den NATO-Mitgliedern. So hätte die EU sehr wohl ihren Einfluss einsetzen können und müssen, um diesen Krieg zu verhindern und, als er einmal ausgebrochen war, um ihn so schnell wie möglich zu beenden.
Weiterlesen in der “EMMA”
KK
21. August 2023 @ 11:52
@ european:
„Seit gestern weiß ich nun von unserem Bundeskanzler, dass ich ein gefallener Engel aus der Hölle bin, weil ich für Friedensverhandlungen statt Waffen bin. Dazu fällt mir nun echt nichts mehr ein.“
Ja, da ist der Schritt zu einer modernen Inquisition sicher nicht mehr weit, wo dann den „gefallenen Engeln“ – wohl auf digitalem Weg – das Leben unmöglich gemacht werden wird, bis diese ihrer Häresie abschwören…
Helmut Höft
21. August 2023 @ 09:42
@european (Katla)
Danke für die Einschätzung, danke für den Link zu Ben Norton.
Jaja, es wäre doch am Besten, wählte sich die Politniki ihr Volk statt umgekehrt!
european
21. August 2023 @ 08:26
Ich schließe mich Katla an. Ich lese zwar hin und wieder Emma-Artikel, aber dieser wäre an mir vorbeigegangen. Von der Schulenburg hat völlig Recht mit seiner Einschätzung.
Dazu passt der heutige GeopoliticalEconomy-Report von Ben Norton, der die ganze Geschichte dieses Krieges aufrollt und mit eindeutigen Belegen untermauert, einschließlich einer Umfrage von Anti-Russland Aktivisten in Deutschland und Frankreich, die belegen, dass die Mehrheit der Deutschen und Franzosen genau wissen, dass USA, NATO und die EU die Schuld an diesem Krieg tragen.
https://youtu.be/ZwO5tEN_kIA
Sehr hörenswert, sauber recherchiert und gut vorgetragen, so dass man auch sehr gut zuhören kann.
Seit gestern weiß ich nun von unserem Bundeskanzler, dass ich ein gefallener Engel aus der Hölle bin, weil ich für Friedensverhandlungen statt Waffen bin. Dazu fällt mir nun echt nichts mehr ein. 😉
Arthur Dent
20. August 2023 @ 22:13
@Katla
„dass viele Menschen nicht mehr an die (real existierende) Demokratie glauben.“ – Weil sie spüren, dass „Demokratie“ eine spezielle Form politischer Herrschaft ist, mit der die kapitalistische Produktionsweise vorangebracht werden soll. (Woher haben die Demokraten gewusst, dass nach 1945 eine kommunisische Partei, die sich an Wahlen beteiligte und sich zum Antifaschismus bekannt hatte und demokratische Ideale pries, zu den „Verfassungsfeinden“ zu zählen ist)? Nun, die kapitalistische Wirtschaftweise ist Freiheit – sie ist somit quasi die Vorausetzung unserer demokratischen Grundordnung – somit war die die kommunistische Partei Freiheitsgegner und Befürworter von Zwangswirtschaft.
Menschen, die mit den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen in der Demokratie unzufrieden sind, haben im parlamentarischen System nicht etwa ein politisches Instrument, mit der sie ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen können – vielmehr gelten sie schnell als Gefährder der Demokratie.
Katla
20. August 2023 @ 17:08
Herzlichen Dank, dass Sie auf diesen Artikel aufmerksam gemacht haben! Von von Schulenburg habe ich noch keinen einzigen Satz gelesen, den ich nicht sofort unterschreiben würde. Bei der Gelegenheit: die Petition „Manifest für den Frieden“ hat inzwischen über 850 000 Unterschriften erreicht, damit dürfte sie eine der am meisten unterzeichnete Petitionen in Deutschland sein. In der Politik gibt es dazu gar keine Resonanz, sie wird von allen Parteien totgeschwiegen – dabei hat ca 1 % der Bevölkerung hier einen deutlichen Willen bekundet und 1% für eine Petition ist eigentlich eine Sensation.
Und gleichzeitig diskutieren wir darüber, woran es wohl liegen mag, dass viele Menschen nicht mehr an die (real existierende) Demokratie glauben. Hmm, ja, es ist in der Tat völlig unverständlich, weshalb Menschen, deren legitime Anliegen totgeschwiegen und missachtet oder als “ rechts“ verunglimpft werden, enttäuscht sind.