Warum die Kriegsberichte einseitig sind (3): Der Fall Tschernihiw
Kriegsberichten sollte man grundsätzlich mißtrauen, denen aus der Ukraine ganz besonders. Kiew verschweigt nicht nur die eigenen Opferzahlen, sondern auch andere wichtige Fakten – wie am Wochenende in Tschernihiw.
„Die Ukrainer verstehen sich darauf, die Berichterstattung zu beeinflussen, sie versuchen, die Medien zu steuern.“ Dies schrieb die “Süddeutsche” im Mai, zu Beginn der ukrainischen Gegen-Offensive. Ein aktuelles Beispiel kommt aus Tschernihiw.
Dort hat Russland am Wochenende das Stadtzentrum bombardiert. Die schrecklichen Bilder vom Angriff und den zivilen Opfern gingen um die ganze Welt. Die Ukraine sprach von einem “russischen Terrorakt” und kündete Vergeltung an.
Dabei ging allerdings ein winziges, aber wichtiges Detail unter: Der Angriff galt womöglich nicht den Spaziergängern am Theater von Tschernihiw, sondern den Besuchern einer Drohnen-Show, die im Innern desselben Theaters stattfand.
Dies berichteten mehrere ukrainische Medien, sogar Springers Kriegsreporter Ronzheimer griff die Meldungen auf (“Offenbar gab es eine Drohnenausstellung in diesem Theater”). Die Website “Euromaidan” brachte sogar Bilder von den Einschlägen im Theater.
Wer unter den Stichworten “Chernihiv drone exhibition” auf Twitter sucht, findet Dutzende Beiträge. Darunter auch angebliche Entschuldigungen der Veranstalterin, wonach das Treffen – an dem offenbar auch Militärs teilnahmen – geheim gehalten worden sei.
Doch in den meisten deutschen Medien: kein Wort! Die “Welt” hat den Beitrag von Ronzheimer gut versteckt, andere Zeitungen haben Hinweise auf die Drohnenausstellung auf ihren Webseiten kurzerhand gestrichen. Was bleibt: der russische “Terrorakt”…
Siehe auch Warum die Kriegsberichte einseitig sind (2) – Kiew täuscht sogar die Alliierten
P.S. Nun bricht auch “Politico” das westliche Schweigen. Kernaussage: “Ukrainian drone producers and military volunteers … organized and advertised an event on the same day at the theater that was ultimately targeted”
Katla
22. August 2023 @ 18:21
@Towanda: Ja, an sich sinnloses Zeug – aber er entmenschlicht damit Menschen, die nichts anderes verbrochen haben, als Frieden zu wollen und dafür mit friedlichen und demokratischen Mitteln eingetreten sind. Aus der Geschichte habe ich gelernt, dass die Entmenschlichung bestimmter Personen oder ganzer Bevölkerungsgruppen mit der Sprache beginnt. Dort aber dann nicht aufhört.
Andererseits: wer weiss, vielleicht werden wir von den von uns gewählten Politikern auch noch als Kakerlaken oder Schmeissfliegen bezeichnet und dann werden wir uns “gefallene Engel aus der Hölle” noch zurückwünschen:)
Katla
22. August 2023 @ 18:09
@Annette: Danke für den Link! Sehr aufschlussreich u.a. der Hinweis der NYT: in diesen anderthalb Jahren starben mehr ukrainische Soldaten, als US-Soldaten während des zwei Jahrzehnte dauernden Vietnamkriegs (dort “nur” 58000). Und unsere Politiker, inzwischen wieder wohl die Politikerinnen, wie Baerbock heute, tun alles dafür, damit es noch mehr werden.
Annette
22. August 2023 @ 17:45
Hier gibt es zum ersten Mal Angaben über getötete u´krainische Soldaten: Werner Rügemer hat sie rechercheirt, aus Berichten von ukrainischen Medien, aus Berichten von amerikanischen kriegsberichterstattern von er New York Times, der Washingtn Post , dem Kijw Independent https://www.nachdenkseiten.de/?p=102736
Dixie Chique
22. August 2023 @ 12:22
Covidioten, Blinddärme, Ratten, Bekloppte, Schwurbler, Lumpenpazifisten, (..) und nun eben.. Höllenkreaturen. Sind das noch Schmähungen, oder schon Vorbereitungen auf Säuberungen?
Deutsche WählerInnen sind MasochistInnen. Und reißen in ihrer denkfaulen, desinformierten Neurose wohl wieder ganz Europa mit in den Abgrund.
Towanda
22. August 2023 @ 09:12
@Katla
Für mich hat er einfach ein Ding an der Waffel.
So einen Blödsinn habe ich echt noch nie gehört.
Schon gar nicht von einem Politiker, geschweige denn einem Bundeskanzler.
Katla
21. August 2023 @ 18:25
@KK: gerade vor 15 Minuten das Scholz-Zitat gelesen und kann mich gar nicht beruhigen, dass er Pazifisten nun auch entmenschlicht und zu Höllenkreaturen erklärt. Spätestens das sollte einem zeigen, welche Wertschätzung er den eigenen Bürgern entgegenbringt. Über die Bürger der Ukraine spricht er dagegen immer geradezu warmherzig – selbst die Menschen, die DORT gegen den Krieg sind, würde er doch niemals als Höllenkreaturen bezeichnen – oder??
KK
21. August 2023 @ 18:01
Geschickt, militärische Veranstaltungen oder Unterkünfte in zivilen Gebäuden wie Theater und ähnlichen (Schulen und Krankenhäuser scheinen auch beliebt) unterzubringen – da kann man immer direkt von Kriegsverbrechen sprechen, sobald eines davon getroffen wird.
Ich habs so satt… als aus der Hölle gekommener “gefallener Engel” [laut Olaf Scholz] kann ich jedenfalls bestätigen, dass es in der Hölle heimeliger ist als in diesen Zeiten hier auf Erden, und dort auch ehrlicher miteinander umgegangen wird.