Rheinmetall profitiert von Granaten-Deal

Die EU will 2 Mrd. Euro für neue Munition für die Ukraine freigeben. Deutschland beansprucht eine Führungsrolle. Dem Düsseldorfer Konzern bescherte dies einen Kurssprung an der Börse.

Die EU will die Ukraine weiter aufrüsten und dabei neue Wege gehen. Während Haubitzen, Panzer und Munition bisher von einzelnen EU-Staaten in nationaler Verantwortung bereitgestellt wurden, soll es bei den dringend benötigten Granaten eine gemeinsame europäische Lieferung geben. Dies haben die 27 Außenminister in Brüssel beschlossen. Deutschland werde “eine besondere Rolle” spielen, kündigte Außenministerin Annalena Baerbock an.

Zunächst geht es um ein Paket im Wert von zwei Milliarden Euro. Mit dem Geld, das aus der sogenannten Friedens-Fazilität der EU kommt, wollen die Mitgliedstaaten eine Million Schuss Artillerie-Munition finanzieren.

Die Munition werde binnen zwölf Monaten geliefert, gab sich Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur optimistisch: “Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg”. Estland hatte sich besonders vehement für die Lieferung eingesetzt.

Aber auch Deutschland will nicht zurückstehen. Das größte EU-Land beansprucht bei Munition sogar eine Führungsrolle. Dazu will Berlin die Bestellungen bei Rheinmetall und anderen deutschen Rüstungskonzernen für andere EU-Länder öffnen.

Dänemark und die Niederlande hätten bereits Interesse bekundet, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius. “Wir müssen schnell handeln“, so Pistorius. Dafür wolle man „Neuland“ betreten.

EU-Chefdiplomat Josep Borrell war von dieser Idee zunächst nicht begeistert. Der Spanier wollte die Beschaffung lieber über die Europäische Rüstungsagentur organisieren. Doch nun lenkte der Spanier ein. “Wenn Deutschland eine Möglichkeit hat, dies zu organisieren, ist es nicht ausgeschlossen”, sagte er.

Baerbock erklärte, Deutschland werde mit 300.000 Schuss Munition für den deutschen Flugabwehrpanzer Gepard den Weg weisen. Doch damit sind noch nicht alle Probleme gelöst. Denn selbst Deutschland kommt mit der Produktion von Waffen für die Ukraine nicht hinterher.

Um ihren Beschluss umzusetzen, wollen die EU-Staaten deshalb zunächst ihre Munitionsdepots leerfegen. Dafür will die EU eine Milliarde Euro geben. Mit der zweiten Milliarde soll dann die gemeinsame Beschaffung neuer Munition finanziert werden. Doch selbst dieses Geld dürfte nicht ausreichen.

Der schwedische EU-Vorsitz plant deshalb, die Friedens-Fazilität, die längst zu einer europäischen Kriegskasse geworden ist, aufzustocken. Im Gespräch sind bis zu 3,5 Milliarden Euro. Daraus könnten dann noch mehr Waffen für die Ukraine beschafft werden.

Doch wie immer, wenn es um Geld geht, will jeder sein Stück vom Kuchen abhaben. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton forderte, “europäisch zu kaufen”. Die Idee hinter dem EU-Rüstungsplan sei es nicht, nationale Bestände in den USA aufzufüllen.

Die Debatte über eine Aufstockung der Rüstungsgelder wurde auf den EU-Gipfel vertagt, der am Donnerstag in Brüssel beginnt.

Siehe auch “Mehr Munition für die Ukraine – doch “Sieg bleibt eine Illusion”

P.S. Die Aufnahme von Rheinmetall in den deutschen Leitindex Dax hat dem Rüstungskonzern einen Kurssprung beschert. Dank der regen Nachfrage der Anleger stiegen die Aktien des Rüstungskonzerns um 5,4 Prozent auf 249,90 Euro zum Handelsschluss. Der Konzern setzte sich damit an seinem ersten Tag im Dax an die Spitze der Gewinner im deutschen Leitindex.