Plötzlich rechts offen
Bisher war Frau von der Leyen die grünste Schwarze, die die CDU zu bieten hatte. Nun zeigt sie sich auch rechts offen.
Schon jetzt kollaboriert VDL mit Italiens Postfaschistin Meloni. Künftig könnte sie auch mit der rechtslastigen EKR zusammenarbeiten, in der Melonis “Fratelli d’Italia” und die (gerade abgewählte) polnische PiS den Ton angeben.
Auf eine entsprechende Frage sagte die CDU-Politikerin nicht Nein. Sie stellte nur eine Bedingung: die Abgeordneten müssten für europäische Werte, für die Nato und für die Ukraine einstehen – dann könne man über eine Zusammenarbeit reden.
“The cut-off line is ‘do you stand for democracy?’, ‘do you defend our values?’, ‘are you very firm in the rule of law?’, ‘are you supporting Ukraine’ and ‘are you fighting against Putin’s attempt to weaken and divide Europe?’And these answers have to be very clear,” she said.
Hintergrund ist die Sorge, dass von der Leyens konservative Parteienfamilie EVP bei der Europawahl schwächer abschneiden könnte also gewohnt, weil die Rechten und Rechtsextremen zulegen.
EVP-Chef Weber wirbt bereits seit Wochen aktiv um die EKR. Er hat noch einen anderen Hintergedanken: Die Mehrheit soll nach rechts rücken und sich von Grünen und Linken unabhängig machen, die VDL bisher oft gestützt haben.
Inhaltlich sind Weber und von der Leyen schon auf die EKR zugegangen, wie die Zugeständnisse an die Bauern und die Ankündigungen zum nächsten Kommissionsprogramm zeigen…
Siehe auch “Ein abgekartetes Spiel (II)”
Im Parlament muss man nun einmal mit den Mehrheiten arbeiten, die es gibt. Wenn es zum Beispiel im Parlament keine Mehrheit für den Green Deal gibt und er abgelehnt wird, nennt man das repräsentative Demokratie. Demokratie ist eine Staatsform, in der es grundsätzlich nicht „richtig“ oder „falsch“ gibt, sondern ergebnisoffen diskutiert und verhandelt und am Ende mit Mehrheit entschieden wird. Und für die Ziele, die man für „richtig“ hält, muss man eben Mehrheiten zustandebringen.
Unter demokratiepolitischen Gesichtspunkten hat auch eine rechte Mehrheit mit markant rechtem politischem Programm eine Existenzberechtigung. Wer anderer Meinung ist, muss das eben bei der Wahl zur Geltung bringen. Eine informelle große Koalition, wie sie jahrelang bestand, wirkt entpolitisierend, weil sie dazu führt, dass die Wahlentscheidung irrelevant wird.
Was den Krieg betrifft: Dieser wurde nicht von ruchlosen EU-Intriganten angezettelt, sondern von dem immer stärker zu einem Nationalfaschismus tendierenden russischen Präsidenten, und die EU hat ein vitales Interesse daran, dass Russland hier nicht siegt. Das heißt, dass unsere Interessen in dem Krieg auf dem Spiel stehen, und dass in dieser Hinsicht (und nur in dieser) eine möglichst breite Koalition zur Unterstützung der Ukraine anzustreben ist.