Omikron: Das Ende der Solidarität?

In der Coronakrise wollte die EU zusammenstehen und eine “Gesundheitsunion” bilden. Doch bei Omikron ist keine Solidarität zu sehen – im Gegenteil: Deutschland kauft Impfstoff in Rumänien, wo er viel dringender gebraucht würde.

Die Großen kaufen den Impfstoff-Markt auf, die Kleinen gehen leer aus: Das war das Negativ-Szenario, das die EU in der Coronakrise unbedingt vermeiden wollte. Die EU-Kommission hat deshalb eine gemeinsame Impfstoff-Beschaffung organisiert.

Nach ernsten Startschwierigkeiten – Stichwort Impfdebakel – hat dies ganz gut funktioniert. Doch die (national organisierte) Impfung hielt nicht mit der EU-weiten Beschaffung Schritt. Rumänien und Bulgarien haben bis heute eine erschreckend niedrige Impfquote.

Umso schockierender ist nun die Nachricht, dass Deutschland ausgerechnet in Rumänien fünf Millionen Dosen von Biontech kauft. Gesundheitsminister Lauterbach feiert dies sogar als großen Erfolg:

Wir haben gestern mit EU Zustimmung 5 Mio Dosen BionTech Impfstoff von Rumänien erworben. Dort wurde der Impfstoff nicht gebraucht. Für die Boosterimpfung auch von 12-17 Jährigen ist dies eine wesentliche Verbesserung. Diese Impfung schützt oft vor Schulausfall und ist wichtig.

Lauterbach auf Twitter

Deutschland schützt sich also “vor Schulausfall”, während in Rumänien eine Mehrheit ungeschützt dem Virus ausgesetzt ist und die Krankenhäuser volllaufen. Und die EU hat dem auch noch zugestimmt? Wenn das korrekt sein sollte, dann wäre es das Ende der Solidarität.

Dabei wäre soldiarisches Handeln in der Omikron-Welle wichtiger denn je. Schließlich werden gerade alle Rekorde gebrochen, die Europa-Karte von ECDC ist tiefrot eingefärbt, nur in Polen sieht es – was die Infektionen betrifft – nicht ganz so schlimm aus.

“Europe must come together to confront Omicron” fordern denn auch mehr als 30 Wissenschaftler in einem Appell, den der Brüsseler Thinktank Bruegel veröffentlicht hat. Doch die EU-Kommission schweigt. Gilt das alte Versprechen etwa nicht mehr?

Mehr zur Coronakrise hier