Notoperation – Juncker bricht Urlaub ab
Dass Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gesundheitliche Probleme hat, ist nicht neu. Doch offenbar sind sie ernster als vermutet: Juncker mußte am Samstag seinen Urlaub abbrechen, um sich einer „dringenden“ Operation zu unterziehen.
Hier der Wortlaut der Presseerklärung, in der die EU-Kommission den Vorfall mitteilt (in Französisch und Englisch, eine deutsche Fassung gab es zunächst nicht):
Le Président Juncker abrège ses vacances en Autriche
Le Président de la Commission européenne Jean-Claude Juncker a dû abréger ses vacances en Autriche pour des raisons médicales. Il a été rapatrié au Luxembourg pour y subir l’ablation urgente de la vésicule biliaire.
President Juncker shortens his holiday in Austria
The President of the European Commission Jean-Claude Juncker had to shorten his holiday in Austria for medical reasons. He was taken back to Luxembourg where he will undergo an urgent cholecystectomy (surgical removal of the gallbladder).
Es geht also um die Entfernung der Gallenblase. Doch von Problemen mit der Galle war bisher nichts bekannt. Auch die vielfach vermuteten Alkoholprobleme hat die EU-Kommission dementiert.
Als Juncker beim Nato-Gipfel 2018 in Brüssel ins Wanken kam und gestützt werden musste, wurden offiziell Ischias-Schmerzen zur Begründung angeführt.
Auch warum Juncker nun für die „dringende“ Operation nach Luxemburg zurückkehrt, ist unklar. In Österreich, wo er in Urlaub war, gibt es auch gute Krankenhäuser.
Aber vielleicht fehlt es dort an Diskretion? Oder ist die Sache doch so ernst, daß Juncker bei seinen Nächsten sein will? Wir wollen es nicht hoffen!
Fest steht, dass Junckers Gesundheit viele Fragen aufwirft. Der Luxemburger ist eine Person des öffentlichen Lebens; da würde man sich eine bessere Information wünschen.
Dies gilt umso mehr, als in Brüssel neuerdings spekuliert wird, er könne länger im Amt bleiben (müssen) als geplant. Der Brexit und der Ärger mit dem Europaparlament könnten zu Verzögerung führen.
Es sei „extrem unwahrscheinlich“, dass Juncker-Nachfolgerin Ursula von der Leyen und ihre Kommission wirklich Anfang November starten könne, sagte ein Insider der dpa.
Sogar Weihnachten sei als Zieldatum noch sehr optimistisch…
Mehr zu Juncker hier. Zu seiner politischen Bilanz habe ich ein E-Book verfasst, es steht hier
Holly01
18. August 2019 @ 18:29
Die sind alle übergewichtig, aber nicht inhaltlich wichtig.
Die Zeit wo ein Politiker noch Grenzen hatte, für die sie/er eingetreten sind, sind lange vorbei.
vlg
kwasir
18. August 2019 @ 17:18
Die gegebenen Informationen seitens der Kommission sind völlig ausreichend, Spekulationen über den Gesundheitszustand, auch einer öffentlichen Persönlichkeit sollten sich so lange verbieten, wie es keine schwerwiegende Beeinträchtigung der Amtsausführung gibt.
Wieso sollen Junmckers gesundheitlichen Probleme doch schwerwiegender sein, nur weil er sich die Gallenblase (wahrscheinlich mikroinvasiv- endoskopisch) rausmachen lassen muss ? Und wenn er deshalb seinen Urlaub abkürzt, nach Hause zurück geht und sich dort operieren lässt, hat das weder was mit der (mangelnden ?)Diskretion in österreichischen Krankenhäusern zu tun (übrigens ein dicker Hund, diese Spekulation !) noch mit dem Abschiednehmen von Verwandten zu tun (hier wirds schon fast makaber). Es geht hier offensichtlich um keine Maßnahme i.S. einer lebensrettenden Notoperation, da hätten die österreichischen Operateure schon längst ihre Kunst unter Beweis gestellt, sondern um eine Cholekystektomie (Entfernung der Gallenblase), wie dies auch die EN Presseerklärung deutlich sagt. Also was soll die ganze Spekuliererei , Tieferhängen ist angesagt trotz möglicher medialer Sommerlöchlein. Wünschen wir dem Patienten einen guten Verlauf und baldige Genesung, das wär doch auch was.
ebo
18. August 2019 @ 17:39
Das sehe ich anders. Tiefhängen ja, aber nachfragen muss erlaubt sein, vor allem nach dem Blackout im letzten Jahr. Denn die Pressemitteilung der Kommission ist in sich widersprüchlich. Warum ist der Eingriff „dringend“, wenn es sich nur um eine Routine-OP handelt? Wieso muß Juncker zurück nach Luxemburg, wo er doch auch in Österreich operiert werden könnte? Und wer übernimmt während der Genesung seine Amtsgeschäfte? Junckers rechte Hand Selmayr ist schon in Wien, oder? Und was macht Timmermans, der 1. Vizepräsident?
Holly01
18. August 2019 @ 18:26
Der alte Zausel ist in der Sommerpause und weder vorher, noch wird er nachher viel bewegen.
Ich mag ihn nicht besonders, er ist eben Politiker. Aber rein menschlich ist das eben Privatsache, so lange das Amt in seiner Funktion nicht gefährdet ist.
Bei Merkel würde ich Nachfragen viel sinnvoller finden.
Aber auch da gilt, es ist primär Privatsache.
Spitzenpolitiker sind zunächst einmal Entertainer. Die vermitteln Inhalte und machen den Affen.
Die Leute die die Inhalte prägen, werden es schon richten…
vlg
Kwasir
19. August 2019 @ 00:55
Ich will mich nicht auf medizinischem Terrain ausbreiten. Aber das Pressestatement ist sehr schlüssig – für mich zumindest. ‚Dringend‘ heisst, der Patient soll sich bald möglichst (nicht unbedingt und sofort an Ort und Stelle) die ‚Galle‘ entfernen lassen, weil sie voller Kalksteinchen ist und möglicherweise immer öfter sehr schmerzhafte Koliken verursacht, auch könnte bei Gallestauung u.a. zum bakteriellen Infekt kommen. Sicher gab es vorher schon Probleme, aber diesmal wurde gesagt, jetzt wird es langsam aber echt dingend, schieben sie es keinesfalls weiter hinaus, verkürzen sie ihren Urlaub. Die Schmerzen werden das übrige tun. Der Eingriff ist der Tat Routine. Ohne Komplikationen kann die Klinik in wenigen Tagen verlassen und nach kurzer Wundheilungspause auch wieder leichte Arbeit verrichtet werden. Falls nötig, gibt es ja mehr als genug Vizepräsidenten (nicht zuletzt dank Junckers), die Aufgaben übernehmen können. Selmayr als Junckers Berater ad personam ist ja auch noch da und nicht in Wien. Er kann ja am Genesungsbett die Hinterzimmerberichte vorlesen … Der Kommissionsdampfer läuft schon weiter wie immer (noch ist Urlaubszeit) auch wenn der Käptn mal nicht an Deck ist, keine Sorge. Wirklich dringlich (und in ihrer Zusammensetzung interessant) wäre die Aufstellung der Kommissarliste mit den jeweiligen Portfolios, die diesmal mehr Zeit als sonst erfordern könnte. Da sind Insomnien angesagt für die designierte Chefin und ihre Kandidatencrew, die ja anfangen sollte, tüchtig zu büffeln, damit sie ihre künftigen Dossiers einigermassen drauf hat , wenn sie die ‚Prüfungen‘ in den EP Ausschüssen bestehen will, was wie man weiss, nicht jedem(r) Crewmitglied gelungen ist … bis dahin ‚joggt‘ Junckers längst wieder im Jubelpark ;-)), ob man ihn mag oder nicht.