Nicht mehr “Covid safe”, kein schöner Wald – und Rückschlag für Nord Stream 2

Die Watchlist EUropa vom 17. November 2021 –

Nun hat es auch Belgien erwischt. Obwohl das Königreich, in dem die EU ihren Sitz hat, eine höhere Impfquote als Deutschland aufweist (74 zu 67 Prozent) und zuletzt sogar als Vorbild galt, ist es nicht mehr “Covid safe”.

Die Inzidenzen und die Krankenhaus-Belegungen sind derart in die Höhe geschnellt, dass die Föderalregierung für Mittwoch eine Krisensitzung einberufen hat. Geplant ist u.a. eine Impfpflicht im Gesundheitswesen und die Rückkehr zum Homeoffice.

Außerdem soll der nationale Impfausweis umbenannt werden. Bisher heißt er schlicht “Covid safe ticket”. Doch nun ist man nicht mehr so sicher, dass eine zweifache Impfung wirklich “safe” ist.

Das ist kein Witz, sondern die bittere Realität. Künftig soll die Eintrittskarte in ein einigermaßen normales Leben schlicht “Coronapass” heißen.

Doch in der EU-Kommission, die bekanntlich in der belgischen Hauptstadt Brüssel sitzt, hat man den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt.

Hier tut man weiter so, als sei die europäische Impfkampagne ein voller Erfolg gewesen – und als seien die verabreichten Impfstoffe (vor allem von Biontech/Pfizer) über alle Zweifel erhaben.

Keine Antwort unter dieser Nummer

___STEADY_PAYWALL___

Fragen nach den hohen Inzidenzen werden ebenso zurückgewiesen wie Auskunftsbegehren zum Booster. Mal soll die Europäische Medizinbehörde EMA zuständig sein, mal die Mitgliedsländer.

Dabei hat sich Kommissionschefin von der Leyen noch im Sommer gebrüstet, die Pandemie gemeinsam mit den Ländern und unter der wissenschaftlichen Aufsicht der EMA vorbildlich eingedämmt zu haben.

Ständig wurden neue Rekorde verkündet – mal zur Impfstoff-Beschaffung, dann zur Impfquote, schließlich zu den Exporten. Nur die Entwicklung der Pandemie hat man irgendwie aus den Augen verloren.

Die EU-Impfstrategie löst sich auf

Und so löst sich die europäische Impfstrategie vor unseren Augen in Luft auf. Österreich hat den Lockdown für Ungeimpfte, Deutschland will alle boostern, Frankreich lässt den Impfpass für Alte nach sechs Monaten auslaufen.

Gestern fragten mehrere EU-Korrespondenten, wie bei diesem Flickenteppich noch die Kohärenz gewährleistet werden könne. Doch von der Leyens Chefsprecher wies die Frage zurück. Gesundheitspolitik sei Ländersache.

Damit sind wir wieder ganz am Anfang. Wie zu Beginn der Pandemie duckt sich die EU vor der Pandemie weg, denn EUropa ist nicht mehr “Covid safe” – und niemand will dafür verantwortlich sein…

Siehe auch “Boostern für alle ist auch keine Lösung” und “Macht Euch endlich ehrlich!“. Mehr zur Coronakrise hier

Watchlist

Wie können die Wälder besser geschützt werden? Dazu will die EU-Kommission einen Vorschlag vorlegen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) ist nicht begeistert: Sie kritisierte nach einem Treffen der EU-Minister in Brüssel am Montag eine “einseitige Betrachtung” der Klima- und Umweltziele. Der Wald ist eben auch ein Wirtschaftsraum…

Was fehlt

Der Rückschlag für Nord Stream 2. Die Bundesnetzagentur hat die Zertifizierung der russischen Ostseepipeline aufgeschoben. Eine separate Tochter für den Betrieb des deutschen Teilstücks von 55 Kilometern muss gegründet werden, um die Vorschriften der Europäischen Union zu erfüllen. Das treibt nun den Gaspreis damit noch weiter nach oben – dabei ist Energie ohnehin schon sehr teuer...