Neues vom Wirtschaftskrieg (109): Preisdeckel für Gas spaltet die EU
Der Wirtschaftskrieg gegen Russland zieht immer weitere Kreise. Eine Mehrheit der Franzosen zweifelt am Sinn der Sanktionen. Die Türkei meldet Rekorde beim Export nach Russland. Und der Preisdeckel für russisches Gas, den Kommissionschefin von der Leyen vorschlägt, spaltet die EU.
- Der Preisdeckel für russisches Gas spaltet die EU. Zehn Staaten sind dagegen, einige EU-Länder fordern einen Preisdeckel für alle Gasimporte – nicht nur aus Russland. “Österreich kann diesem Vorschlag aus heutiger Sicht nicht zustimmen”, heißt es im Klimaministerium von Leonore Gewessler (Grüne) in Wien. Österreich ist mit dieser Position nicht allein: Polen, Bulgarien, die Slowakei, teils auch Deutschland sind dagegen, weil sie ebenfalls von russischem Erdgas stark abhängig sind. – Der Streit hat das Potential, die Märkte erneut in Wallung zu bringen. Zuletzt war der Gaspreis deutlich gefallen. Kritik vom belgischen Premier De Croo am Vorschlag der EU-Kommission sorgte jedoch für einen neuen Ausschlag nach oben.
- Trotz der erschwerten geopolitischen Umstände kann die Türkei neue Rekorde beim Export erzielen, wie die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtet. Laut Daten des Verbandes türkischer Exporteure stiegen die türkischen Exporte im August um 13,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und erreichten 21,34 Milliarden Dollar. Die Ausfuhren der Türkei nach Russland erreichten im August mit rund 738,5 Millionen Dollar den höchsten Monatswert aller Zeiten.
- Franzosen zweifeln am Sinn der Sanktionen. Drei Viertel der Menschen in Frankreich halten die im Ukraine-Krieg gegen Russland verhängten Sanktionen nach einer Umfrage für unwirksam zur Beendigung des Konflikts. Das geht aus einer am Mittwochabend veröffentlichten Studie des Instituts Elabe hervor. 52 Prozent der Befragten bewerten demnach die Militär- und Finanzhilfe des Westens für die Ukraine ebenfalls als ineffizient.
Mehr zum Wirtschaftskrieg hier (Live-Blog)
Armin Christ
12. September 2022 @ 08:32
Das isses ja, die Afrikaner wissen ganz genau wieviel Covidvaccine sie geliefert bekamen, wieviel von dem ukrainische Getreide jetzt bei ihnen ankommt. Die konnen sich an Apartheit und Kolonialregime erinnern, an die tollen Handelsverträge ….. und nun steht der Wertpapier Westen im Regen.
w .issing
9. September 2022 @ 16:25
Was zur “Welthungerhilfe”
https://www.un.org/en/black-sea-grain-initiative/vessel-movements
KK
9. September 2022 @ 13:05
Gerade in der Post gehabt: Mein künftiger monatlicher Abschlag beträgt ab
November 460 Euro. Nur und ausschliesslich für Gas. Singleaushalt.
Wenn mir jetzt noch jemand sagt, wovon ich als Rentner dann mein Essen bezahlen soll… diese Politik der Bundesregierung ist für mich nichts anders mehr als Sterbehilfe an der eigenen Bevölkerung!
Holly01
11. September 2022 @ 07:06
Hallo KK,
das ist nun kein Trost, aber ich denke, Sie wissen, das Sie niemand trösten wird in der Situation.
Aber:
Der Bürgermeister hat für den Panischen Kämmerer der mit der aktuellen Kostenaufstellung vor ihm steht immer die gleiche Antwort.
„Ruhig Brauner, wir zahlen das ja nicht.“
Also zu Ihrem Abschlag gesellen sich ab Januar auch noch die erhöhten Grundbesitzabgaben. Der Hebesatz dürfte sich so wie Ihre Energiekosten vervierfachen.
Sollten da also irgendwo irgendwelche Leute sitzen, die denken „die Energiekosten bekomme ich hin“, dann sterben die über die lange Peitsche der Folgekosten als Zweites.
Deutschland hält das keine 6 Monate durch.
Egal was Anna Lena „Deutschland ist bereit einen hohen Preis zu zahlen“ oder Olaf „wir schnüren ein Hilfspacket“ erzählen.
Das ist für 90% der Deutschen tödlich.
Also 90% verlieren innerhalb der nächsten 6 Monate alles was in Geld ausgedrückt werden kann, egal ob verschuldet oder nicht.
european
9. September 2022 @ 12:54
Propaganda koennen sie alle.
Trotzdem ist dieser Bericht ueber das Eastern Economic Forum nicht nur interessant, sondern durchaus lesenswert.
https://www.russia-briefing.com/news/vladimir-putin-s-speech-and-plenary-session-dialogue-at-the-eastern-economic-forum.html/
Z.B. dieser Teil ueber grain shipping
“Apparently, Russia was told that these shipments would be sent to developing nations and especially countries in Africa, such as Egypt, which is reliant on grain for its stable component foods for much of its 100 million population. Other African nations are in a similar position. However, it turns out that according to Putin, of the 87 ships containing Ukrainian grain sent so far, only two have been sent to developing countries (Ethiopia and Yemen) – the rest went to the EU.”
Dazu faellt mir der Artikel auf foreignpolicy.com wieder ein, wonach die afrikanischen Laender nun ganz besonders darunter leiden, dass die EU den Gasmarkt aufkauft und damit die Preissteigerungen weiter anheizt. Soviel zu den Werten.
Gas for me but not for thee:
https://foreignpolicy.com/2022/07/14/europe-africa-energy-crisis-gas-oil-fossil-fuels-development-finance-hypocrisy-climate-summit-world-bank/
Ach ja. Das neue IPhone geht gerade on sale in Russland. 😉
https://www.thenationalnews.com/world/europe/2022/09/08/apples-iphone-14-goes-on-sale-in-russia-despite-companys-exit-over-ukraine-war/
Alles nur eine Frage der Zeit.
Die Franzosen fragen sich dasselbe wie die Italiener und auch die Mehrheit der Deutschen. Die Bevoelkerung ist wie so oft weiter als die Politik
BTW: Wieviel Covid-Vaccine haben wir nochmal nach Afrika geliefert? 2 oder 3?
KK
9. September 2022 @ 11:54
Die spinnen ja nicht, die Franzosen… im Gegensatz zu der Mehrheit der Deutschen – wenn man sich auf die gängigen Umfragen hierzulande überhaupt noch verlassen kann.
Armin Christ
12. September 2022 @ 08:25
Ja, kann man denen noch trauen ? Meine persönlichen Erfahrungen mit Freunden, Bekannten, kollegen spiegeln die Umfrageergebnisse nicht wieder.Woran kann das liegen ?