Na endlich: Die EU räumt ein, dass der Energiemarkt nicht funktioniert
Die Krisensitzung der Energieminister in Brüssel ist ohne greifbare Ergebnisse zuende gegangen. Man will etwas gegen hohe Gas- und Strompreise tun – viel mehr kam nicht dabei raus. Doch immerhin räumt die EU endlich ein, dass der Markt nicht mehr richtig funktioniert.
Der am niederländischen Handelsplatz TTF generierte Gaspreis “reflektiert nicht mehr die Realität”, sagte Energiekommissarin Simson nach dem Treffen. Er stütze sich auf russisches Pipeline-Gas, das aber nur noch einen geringen Anteil der Importe ausmache.
Außerdem gebe es Probleme beim Handel mit Gas-Futures. Der Markt müsse “stabilisiert” werden, so Simson. In Wahrheit ist der Handel weitgehend zusammengebrochen, da es an Sicherheiten und an Liquidität fehlt. Auch hier muß die EU jetzt nachbessern.
Am Strommarkt sieht es nicht viel besser aus. Er richtet sich nach den Mondpreisen am Gasmarkt – dies sei nicht länger hinehmbar, so Simson. Mehrere Minister hätten daher gefordert, den Strompreis vom Gaspreis zu entkoppeln. Allerdings ist unklar, wie.
Eine Möglichkeit wäre, die Preise zu deckeln. Dies hat die EU-Kommisison bereits vorgeschlagen, vorläufig nur für die “günstigen”, nicht an Gas gebundenen Energieerzeuger. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Wie hoch soll der Preisdeckel sein, wer legt ihn fest?
Eine andere Option wäre, das Marktdesign zu ändern. Dies deutete Bundeswirtschaftsminister Habeck an. Er forderte eine Entkoppelung, “ohne dass wir die Marktmechanismen zerstören.” Wie das gehen soll, konnte er zwar auch nicht sagen.
Aber immerhin macht sich nun die Erkenntnis breit, dass der europäische Energiemarkt nicht mehr richtig funktioniert und reformiert werden muss. Es wurde höchste Zeit – die Debatte läuft schon seit einem Jahr. Erst jetzt, da die Hütte brennt, kommt die Feuerwehr.
Für einige Unternehmen ist es schon zu spät, für viele EU-Bürger vermutlich auch…
Siehe auch “Gaskrise: Der entfesselte Markt macht alles nur noch schlimmer”
Der Wachtmeister
10. September 2022 @ 10:22
Regel des europäischen Strommarktes ist: Das teuerste Kraftwerk bestimmt den Strompreis für alle Erzeugungsarten. Ist die europäische Energiepolitik nicht absurd? Hat sie nicht eine zu hohe spekulative Komponente? Ich würde sagen, dass die Einführung einer Obergrenze für die Gaspreise auf dem Strommarkt – ein Mechanismus, der auf der iberischen Halbinsel funktioniert – eine Idee ist, die unter die Lupe genommen werden müsste. Immerhin steigt der Strompreis in Spanien derzeit dreimal weniger als der Durchschnitt der wichtigsten europäischen Länder.
Holly01
10. September 2022 @ 07:53
Ihr habt schon die eigentliche Diskussion im Auge oder?
Der Handlungsrahmen ist:
Konsens des Pariser Klimaabkommens bedeutet die EU MUSS mit dem CO² runter.
CO² ist damit der zentrale Punkt.
Ich habe jemanden gefunden der den Punkt ausspricht:
“ https://www.youtube.com/watch?v=X1haJunVP1I “
Ulrike Herrmann ist nicht meine politische Ausrichtung, aber richtig guter Journalismus, die Frau bereitet sich exzellent vor, ab 1:40 und dann die Antwort der Grünen danach.
Die Grüne sagt nicht das ist falsch Frau Herrmann …..
Die Diskussion in der EU lautet:
Wenn das Pariser Klimaabkommen die EU betrifft und die EU damit in die Steinzeit zurück fällt, wie kann man das zum eigenen Nutzen drehen.
Ideen:
Man dominiert andere Länder und wälzt die Lasten ab, dann reduzieren die eben CO².
Man hat Techniken. Hätte man auch, aber der Rest CO² engt den Handlungsspielraum so ein, das man den Rückfall auf einen CO² neutralen Kontinent nicht einmal mehr moderieren kann.
Man exportiert die CO² Produktion. Man importiert die Energie und die CO² intensiven Produkte und importiert die aus Regionen die diese CO² Verpflichtung nicht haben.
Alles wird auch so getan.
Problem: Das Pariser Klimaabkommen war eine der seltenen Gelegenheiten, wo man einen Konsens erreicht hat. Die USA mit China und Russland zu Lasten der EU aber ein weitgehend weltweiter Konsens.
Alles was man plant bricht den Konsens. Im Kern macht ja Europa nicht was es soll.
Also das Statement von Fr. Herrmann am Anfang ganz ganz genau anhören. Auch mehrmals.
DAS ist der Kern.
Die Banken sagen im Moment:
Wir gehen nicht unter. Bei uns haftet die gesamte Gesellschaft Gesamtschuldnerisch. Wir pfänden unsere Außenstände ein und den Rest schwitzen wir mit staatlicher Hilfe weg.
Das ist ein gesellschaftlicher Krieg und es ist ein militärischer Konflikt.
Die lassen die Bomben mit den Kosten in allen Haushalten explodieren, danach sind die Leute so panisch, das man Alles vorschlagen kann, wenn es nur dieses Damoklesschwert beseitigt.
Holly01
10. September 2022 @ 18:07
https://www.youtube.com/watch?v=X1haJunVP1I
KK
9. September 2022 @ 17:28
Erst hat der Kapitalismus den Sozialismus zerstört, jetzt zerstört sich der Kapitalismus im Raubtiergewand völlig entfesselter Märkte selbst.
Mein Vorschlag: Rückabwicklung der Sesshaftwerdung und Rückkehr zum Wildbeutertum – dann, wenn sich das Klima erholt haben wird, vielleicht ein neuer Versuch, „Zivilisation“ so hinzubekommen, dass sie allen gleichermassen nutzt und nicht nur einer immer kleiner, dafür immer reicher und mächtiger werdenden Elite. Und auf dem Weg dahin nicht die Lebensgrundlagen der eigenen Art zerstört.