Moldau: Mit dieser Wahl setzt die EU neue, bedenkliche Maßstäbe
Die Wahl in Moldau zeigt, wie sich die EU eine “resiliente Demokratie” vorstellt. Das ist problematisch, denn sie war weder fair noch gleich – und könnte als Vorbild für künftige Wahlen dienen.
Die Wahl in Moldau war nicht fair, denn kurz vor dem Wahlgang wurden zwei angeblich pro-russische Parteien ausgeschlossen. Sie war auch nicht gleich, denn zahlreiche Wähler wurden daran gehindert, sich zum Wahlbüro zu begeben.
Dies gilt nicht nur für die Moldauer in Moskau, für die nur zwei Wahlbüros geöffnet wurden – viel zu wenig. Dies gilt auch für Wähler in Moldau selbst – sie wurden mit Verkehrshindernissen (“Brückenbauarbeiten”) zurückgehalten.
Dies räumen sogar die Wahlbeobachter der OSZE ein: “Voters had a broad choice, but inclusiveness suffered: last-minute deregistration of candidates and persistent obstacles for voters from the left bank of the Nistru may have discouraged some.”
Wahlbeobachter folgen Framing der EU
Das müsse beim nächsten Mal besser werden, mahnen die Beobachter – gratulieren aber zum Ergebnis: “These elections showed that even unprecedented foreign interference and coordinated disinformation cannot derail Moldova’s European path, endorsed last year.“
Selbst russische Einmischung und Desinformation habe Moldau nicht vom “europäischen Pfad” abbringen können, so die OSZE. Dabei stand dieser “europäische Pfad” gar nicht zur Wahl. Es ging um das Parlament und die Regierung – nicht um den EU-Beitritt!
Daß sich selbst die “unabhängigen” Wahlbeobachter auf das Framing der EU einlassen, zeigt, daß hier bedenkliche neue Maßstäbe gesetzt werden. Moldau wird zum Modell einer “resilienten Demokratie” erklärt, die sich erfolgreich gegen Russland wehrt.
Hauptsache, das Ergebnis stimmt – das scheint das neue Motto zu sein. Dafür sind alle Mittel recht – selbst wenn sie nicht den Prinzipien von freien, fairen und gleichen Wahlen entsprechen. Im “hybriden Krieg” gegen Russland ist (fast) alles erlaubt!
In Moldau wurden neue Techniken erprobt
Für künftige Wahlen lässt dies nichts Gutes ahnen. Die EU dürfte nicht nur das aggressive Framing fortsetzen (Europa gegen Russland), sondern auch versuchen, in Moldau “bewährte” Techniken in anderen Ländern anzuwenden.
Dazu gehört die Mobilisierung von “unabhängigen Faktencheckern”, die als mediale Garde der EU-Kommission fungieren – und die Entsendung von Experten, die vor und nach der Wahl als “schnelle Eingreiftruppe” dienen sollen.
Außerdem werden die “sozialen” Medien an die Kandare genommen. In Rumänien wurde TikTok gemaßregelt, in Moldau war Telegram dran. Who’s next? Facebook, X – oder sogar Google, das ohnehin eng mit Brüssel zusammenarbeitet?
Erste Erkenntnisse erwarte ich vom Vorschlag zum “Demokratieschild”, den die EU-Kommission im Herbst vorlegen will. Da ist bestimmt ganz viel “Moldau” drin – wetten, daß?
Mehr zu Moldau hier, zur Demokratie-Krise hier
P.S. Das moldauische Außenministerium hatte am Wahltag erklärt, dass in den beiden Wahllokalen in Russland jeweils nur 5000 Stimmzettel verfügbar gewesen seien. Das Ministerium nannte dafür Sicherheitsgründe, konkretisierte diese aber nicht. In Russland leben Hunderttausende Moldauer, wie sogar die “Welt” einräumt, der ich diese Ergänzung entnehme.

Ulla
30. September 2025 @ 19:32
https://www.wort.lu/international/gilles-baum-berichtet-von-zwei-kritischen-vorfaellen-bei-wahl-in-moldau/93761202.html
die Luxemburger OSZE Mitarbeiter, die die Wahl beobachtet haben, sprachen ueber
kleinere Unregelmaessigkeiten und ueber zwei „gravierende Verstoesse“, ansonsten
gibt der Bericht wieder die uebliche Russland-Einmischung zum Besten!
Ueber die enorme EU-Einmischung natuerlich kein Wort!
Interessant sind die „gravierende Verstoesse“ aber darueber schaut die OSZE trotz Erwaehnung genauso hinweg wie die EU-Granden.
„In den ländlichen Regionen sei der kommunistisch-patriotische Block stärker verankert, während in den Städten die pro-europäischen Kräfte dominierten.“ so die Luxemburger.
Ich denke, die laendliche Region weiss schon jetzt was ihnen blueht, wenn sie in der EU sind, die Staedter begreifen das erst spaeter, wenn sie in die West-EU abhauen und dort in prekaeren Arbeitsverhaeltnissen landen.
Arthur Dent
30. September 2025 @ 18:48
Na ja, auch in Deutschland wurden Bewerber von Oberbürgermeisterposten von der Wahl ausgeschlossen.
Faktencheckern liegt nicht so sehr die Wahrheit, sondern ihr Weltanschauungskampf gegen “Rechts” am Herzen.
Selbst Bundesverfassungsrichter geben haarsträubende Äußerungen zur Demokratie ab. Da demokratische Prozesse oft langwierig sind, sollten zur Problemlösung Expertengruppen eingesetzt werden.
Aber vielleicht kann man ja demnächst aufgrund künstlicher Intelligenz auf Wahlen verzichten. Die KI kennt deine Interessen besser als du selbst.
🙂
Thomas Damrau
30. September 2025 @ 13:59
Alles bereit zum Show-Down? Die Situation in Moldawien erinnert fatal an die Situation in der Ukraine 2013/2014:
— Die Bevölkerung des Landes ist gespalten. 50,1 % sind zwar eine Mehrheit (ich möchte hier nicht in die Diskussion über Einmischung von wo auch immer einsteigen) – aber eben keine verfassungsgebende 2/3 Mehrheit. Ähnlich war die Situation in der Ukraine: Beim Euro-Maidan nahm die EU nur die lautstarken Demonstranten auf dem Maidan wahr. Was die Gesamtbevölkerung dachte, war nebensächlich.
— Der Westen winkt mit Zuckerbrot und Peitsche: Wohlstand durch eine Annäherung an die EU oder Armut als Vasall Russlands – in Moldawien genauso wie damals in der Ukraine.
— Laut EU-Propaganda geht es in Moldawien und der Ukraine natürlich nicht um (EU-)Wohlstand, sondern um … tatata … um Freiheit. Dabei nützt den Menschen Redefreiheit wenig, wenn Korruption und Vetternwirtschaft die Medien steuern und dafür sorgen, dass es am Nötigsten fehlt.
— Da sowohl die Ukraine als auch Moldawien nicht nur mental gespalten sind, sondern auch de facto mit wegdriftenden Regionen zu kämpfen haben, repräsentieren die Wahlergebnisse in erster Linie die Meinung der verbliebenen Stammbevölkerung, während die abtrünnigen Provinzen zumindest teilweise außen vor bleiben.
Alles keine guten Voraussetzungen, um im Schweinsgalopp der EU beizutreten.
Michael
30. September 2025 @ 12:46
Es verdichten sich Einsichten dass die Wahl nicht in Moldawien „verloren“ ging sondern in der westlich kontrollierten Diaspora „gewonnen“ wurde! Was sagen OSZE und EU dazu? Bedeutungsvolles Schweigen … !
Erneuerung
30. September 2025 @ 12:36
Wer in Europa noch glaubt, in einer Demokratie zu leben, ist nicht mehr zu retten. Diese Art Demokratie wird die Einwohner von ganz West- und Mitteleuropa weiter spalten und den Rückzug ins Private fördern. Das kennen wir noch von der DDR. Wirtschaftsfördernd wird das genauso sein wie seinerzeit im Ostblock, mit negativen Vorzeichen. Man könnte auch meinen, dass im politischen Betrieb inzwischen Mobbing von Andersdenkenden zum Standard geworden ist. Wie war das mit der Würde des Menschen? Ich glaube, das Buch mit dem Grundgesetz ist nun in der Märchenabteilung zu finden.
KK
30. September 2025 @ 22:48
„Wie war das mit der Würde des Menschen?“
Die ist ein Konjuktiv, wie ich mal einen klugen Menschen habe sagen hören…
KK
30. September 2025 @ 12:32
Das war keine demokratische Wahl, das war eine Farce.
Ich habe, seit ich wahlberechtigt bin, immer gewählt. An jeder einzelnen verf***ten Wahl teilgenommen, und sei es eine Stichwahl für den hiesigen Bürgermeister. Künftig muss ich mir wirklich überlegen, ob es selbst diesen eigentlich geringen Aufwand überhaupt wert ist… oder ob ich stattdessen lieber einen Lottoschein ausfülle.
ebo
30. September 2025 @ 12:35
Naja, Deutschland ist nicht Moldau. Hier kann Brüssel auch nicht ganz so dreist eingreifen wie in Chisinau, wo die Bürger mit kostenlosem Roaming gelockt wurden.
In Deutschland gehen höchsten mals ein paar tausend Stimmen verloren, und niemand will sie suchen…
Michael
30. September 2025 @ 12:47
… und wer hat die Wahl in der Diaspora „ kontrolliert“!?
KK
30. September 2025 @ 13:34
Und warum wird die letzte Bundestagswahl vom Februar nicht endlich wie vom BSW, vielen Politikwissenschaftlern und dem BVerfG gefordert zügig neu ausgezählt? Zunächst haben dem BSW 13000 Stimmen zu den 5% gefehlt, nach einigen neu ausgezählten Stimmbezirken sind es jetzt nur noch 9000. Inzwischen haben wir fast Oktober, und Herr Merz ist ggf. bereits seit Monaten ein nicht demokratisch legitimierter Kanzler dieses Landes und dabei, peu a peu den Kern unserer Verfassung abzuschaffen (Stichwort Sozialstaat, aber auch die GG-Änderung mit einem abgewählten Bundestag entgegen jeder eigenen Wahlkampfaussage)…
Monika
1. Oktober 2025 @ 16:33
Naja, wenn ich da an die vergangene Bundestagswahl denke und die vielen “kleinen Unregelmäßigkeiten”, die niemand mehr genauer ansehen mag, rund um das Bündnis Sahra Wagenknecht?… Natürlich müsste da flächendeckend nachgezählt werden, wird aber ganz bürokratissimus weggezaubert. Uiuiui, dann “droht” Unregierbarkeit in D uiuiui soweit dürfen Wahlen nicht führen! Wo kämen wir denn da hin? womöglich zum Volkswillen ogttogotto