Mögliche May-Nachfolger – was macht Corbyn?

Wird der EU-Deal zum Brexit noch einmal aufgeschnürt? Oder kommt es zu einem Misstrauensvotum gegen Premierministerin May? In London werden schon mögliche Nachfolger gehandelt. Auch Labour-Chef Corbyn spielt eine wichtige Rolle.

Eins muss man Theresa May lassen: Sie kann kämpfen, sogar mit dem Rücken zur Wand. “Werde ich das zu Ende bringen? Ja!” So antwortete May am Donnerstag auf die bohrenden Fragen britischer Hauptstadt-Journalisten, die an dem Brexit-Deal mit der EU und der politischen Zukunft der Premierministerin zweifeln.

“Hier geht es um das nationale Interesse und nicht um meinen Job”, rief May der Pressemeute zu, die auf ihren Rücktritt spekuliert hatte.

Doch zum ganz großen Knall kam es nicht – trotz der Revolte in Mays Regierung und in ihrer eigenen Partei. Aus Protest gegen den Entwurf des Austrittsvertrags hatten am Vormittag zwei Minister ihren Rücktritt eingereicht, darunter Brexit-Minister Dominic Raab.

Auch die nordirische Partei DUP, auf deren Unterstützung May im Parlament angewiesen ist, und die oppositionelle Labour-Partei sprachen sich gegen den Deal mit der EU aus.

Labour-Chef Jeremy Corbyn forderte May zur Aufgabe des Entwurfs auf. Das britische Parlament könne und wolle “eine falsche Wahl zwischen diesem Abkommen und keinem Abkommen nicht akzeptieren”.

Johnson, Davis oder Raab?

Corbyn signalisierte, dass die Labour-Abgeordneten dagegen stimmen würden. Auch bei den Torys verliert May immer mehr Rückhalt. Brexit-Befürworter Jacob Rees-Mogg sagte, er habe nun genug Abgeordnete zusammen, um ein Misstrauensvotum einzureichen.

Nach den Regeln der Konservativen Partei kommt es zu einem Misstrauensvotum, wenn 15 Prozent ihrer Abgeordneten dies fordern. Derzeit wären das 48 MPs. May solle durch einen entschiedeneren Brexit-Befürworter ersetzt werden, fordert Rees-Mogg.

In London kursieren schon Namen für mögliche May-Nachfolger – etwa der ehemalige Außenminister Boris Johnson oder einer der beiden früheren Brexit-Minister (David Davis oder Raab).

Fast noch schlimmer als “No deal”

Für die EU wäre das der “Worst Case” – fast schlimmer noch als das “No deal”-Szenario, auf das sich die 27 Mitgliedsstaaten seit Wochen vorbereiten.

Wenn May durch einen Brexit-Hardliner ersetzt würde, so wäre die bisher leidlich erfolgreiche Strategie, die EU-Gegner an den Rand zu drängen, gescheitert.

Eher schon könnte man sich mit einem Premier Corbyn anfreunden – er wurde sogar bereits zu einer Audienz in der EU-Kommission empfangen…

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