Macron lobt Schäuble – ausgerechnet

Frankreichs Staatspräsident Macron hat bei einem Staatsakt in Berlin den verstorbenen CDU-Politiker Schäuble gewürdigt. Dabei haben beide in der Eurokrise gegeneinander gearbeitet.

“Deutschland hat einen Staatsmann verloren, Europa hat eine Säule verloren, Frankreich hat einen Freund verloren”, sagte Macron. Schäuble habe sich immer für die deutsch-französische Zusammenarbeit eingesetzt.

“Diese untrennbare Verbindung zwischen Deutschland und Frankreich ist die Formel, die Gleichung, durch die unsere beiden Länder nach dem Zweiten Weltkrieg aufblühen konnte”, erklärte er in einer weitgehend auf deutsch gehaltenen Rede.

Für mich klingt das nicht sehr glaubwürdig. In der Eurokrise haben Schäuble und Macron gegeneinander gearbeitet. Macron hat alles getan, um den von Schäuble betriebenen “Grexit” – also den Rauswurf aus Euro und EU – zu verhindern.

Schäuble wiederum hat nichts unversucht gelassen, um die “Schuldensünder” – auch Frankreich – an die Leine zu legen. Er wollte den EU-Staaten sogar die Budgethoheit entziehen. Macrons Reformpläne für die EU nach dem Brexit hat er nicht unterstützt.

Und seinen wohl wichtigsten europapolitischen Vorstoß – die Schaffung eines Kerneuropas mit Deutschland und Frankreich im Zentrum – hat Schäuble auch nicht mehr aufgegriffen. Dabei war er nach dem Brexit wichtiger denn je.

Nun ist die Chance verspielt, die Osteuropäer geben den Ton an und ziehen die EU in den Krieg…

Siehe auch meine Kolumne für den „Makroskop”: Schäubles fatales Erbe