Le Pen distanziert sich von der AfD
Paukenschlag im Europaparlament: Nach Protesten in Deutschland rückt die französische Nationalistenführerin Le Pen von der AfD ab. Sie droht sogar mit Rauswurf aus der gemeinsamen ID-Fraktion.
“Ich bin ganz und gar nicht einverstanden mit den Vorschlägen, die bei diesem Treffen diskutiert worden sein sollen”, sagte Le Pen mit Blick auf die in Potsdam diskutierten Pläne zu einer “Remigration”.
Es müsse geprüft werden, “ob sich daraus Folgen ergeben” für die gemeinsame Fraktion im EU-Parlament, fügte Le Pen hinzu. “Wir werden über diese sehr großen Meinungsverschiedenheiten reden müssen“, sagte die Politikerin.
Le Pens “Rassemblement National” liegt derzeit in den Umfragen zur Europawahl weit vorn. Bei der Präsidentschaftswahl 2027 rechnet sie sich gute Chancen aus. Bereits seit einiger Zeit versucht sie, sich ein gemäßigtes Image zu geben.
Es gibt aber auch ideologische Unterschiede. Im Gegensatz zur von völkischem Denken beeinflussten AfD propagieren die französischen Nationalisten keine Vertreibung von zugewanderten Menschen.
“Wir haben niemals eine Politik der ‘Remigration’ verteidigt, die beinhalten würde, Menschen die französische Staatsangehörigkeit zu entziehen, auch wenn wir die Bedingungen für deren Erhalt kritisieren”, so Le Pen.
Wer hätte das gedacht?
Siehe auch: Vom Brexit zum Dexit? AfD eröffnet neue Front
Angesichts der Kritik von Le Pen versucht der Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl die Wogen zu glätten. “Die Irritationen in Frankreich werden ausgeräumt”, schrieb Maximilian Krah auf X. “Alles wird sich in Wohlgefallen auflösen.” Na dann…
Thomas Damrau
26. Januar 2024 @ 15:11
@KK
“Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie wählen” ist der eine Teil des Problems. Der andere Teil ist der Mangel an politischen Alternativen.
Ich habe versucht, das Dilemma beschreiben https://redfirefrog.wordpress.com/2024/01/15/warum-wahlen-die-schafe-den-metzger-zum-burgermeister-1-anamnese/
Arthur Dent
26. Januar 2024 @ 12:55
Der Kampf um die Meinungsfreiheit beginnt dort, wo man Menschen verteidigt, deren Meinung man verabscheut (Salmon Rushdi).
Die Monströsität bestand in den dystopischen Romanen “Schöne Neue Welt” (Huxley) oder “Walden 2” (Skinner) ja gerade darin, dass alles immer gut war, dass alle es immer gut meinten und das Gedanken
außerhalb des Gutgemeinten gar nicht erst gedacht werden sollten.
In Frankreich brennen schon mal wochenlang Autos und Bushaltestellen, Sarkozy versprach die banlieue mit dem Hochdruckreiniger vom Abschaum und Gesindel zu säubern…
Im Besten Deutschland, das wir je hatten (Bundespräsident F.W. Steinmeier) vertreten die Parteien der “politischen Mitte” das, was vernünftig und ALTERNATIVLOS ist. Wer das infrage stellt, ist ein Extremist.
Michael Conrad
26. Januar 2024 @ 12:51
Hat sie sich denn auch schon von der Rückführungsoffensive im Koalitionsvertrag
der Ampel distanziert?
Ich vermute, dass Algerien und Marokko keine Lust darauf haben Islamisten aus Frankreich zu importieren.
Außerdem hat der französische Staat schon lange die Kontrolle über die Vorstädte verloren und zieht sich mehr und mehr zurück.
Peter Michael
26. Januar 2024 @ 11:51
Nazis sind National-Sozialisten. Ich kann weder im Parteiprogramm, noch im Wahlprogramm noch in den Äußerungen der führenden AfD-ler etwas in Richtung Sozialismus erkennen.
Die AfD will nachweislich auch keine Menschen ausländischer Herkunft deportieren noch ausweisen. Es ist meiner nach eine liberal – konservative Partei die u.a. darauf Wert legt, dass unser deutsches Grundgesetz nebst Asylrecht eingehalten wird. Es ist damit eben nicht vereinbar, dass wir ohne Kontrolle Menschen nach Deutschland hinein lassen, ohne Kenntnis ihrer Identität direkt in unsere Sozialsysteme. Das ist schlicht unsozial. Es ist verständlich, dass die Menschen diese Möglichkeit nutzen, von unserer Regierung aber total unsozial. Für uns sollte wichtig sein, dass unsere Volksvertreter sich unbedingt an unser GG sowie ihrem geleisteten Amtseid halten.
Das Mitglieder der Regierung in Deutschland die Bevölkerung auffordern, gegen den kritischen, politischen Gegner zu demonstrieren, entspricht nicht ihrer politischen Neutralitätspflicht und ist absolut undemokratisch.
Wichtiger und richtiger wäre es, auf die Forderungen der Mehrheit unserer Bevölkerung eingehen und eine vernünftige und gute Politik zu machen.
Schuld der deutschen Misere ist ausschließlich unsere Regierung (incl. Vergängerregierung) und nicht etwa äußere Feinde wie Putin oder China oder …
KK
26. Januar 2024 @ 14:31
“Nazis sind National-Sozialisten. Ich kann weder im Parteiprogramm, noch im Wahlprogramm noch in den Äußerungen der führenden AfD-ler etwas in Richtung Sozialismus erkennen.”
National-Sozialisten hatten auch nichts mit Sozialismus zu tun; allein die Äusserungen von führenden Vertretern der sogenannten “AfD” wie Höcke, die ganz gezielt auch durch entsprechende Wortwahl immer wieder Brücken zum National-Sozialismus bauen, die die entsprechenden Adressaten wohl erkennen, ist klar, wohin die Reise gehen soll.
Der bessere Teil der sogenannten “AfD” ist derart neoliberal, dass die heutige FDP dagegen wie ein Wohltätigkeitsverein erscheinen könnte, und dabei aber so konservativ, dass selbst die 1950er Jahre im ländlichsten Bayern dagegen fast modern wirken – und der schlechteste, aber immer einflussreicher werdende Teil eben derart national-faschistisch, dass man einen seiner prominentesten Vertreter sogar mit Gerichtssiegel “Faschist” nennen darf!
Viele ihrer Wähler würden sich wundern, wie ihre Stimme gegen ihre eigenen Interessen missbraucht würde, hätte die sogenannte “AfD” erst Regierungsverantwortung. Da gibt es seit kurzem für viele von den letzten Regierungen Entäuschte eine bessere Option.
Charles
26. Januar 2024 @ 09:48
Wer es wissen wollte, konnte es wissen!
Selbstverständlich gibt es diese Differenz zwischen dem französischen Faschismus und deutschen Nazis – und sie beruht nicht auf Einbildung:
1) Le Pen darf nicht in den Ruf kommen, eine erneute Hilfskraft deutscher Konzentrationslager zu werden; sie kann es sich nicht leisten, mit Petain identifiziert zu werden. Dazu ist die Tradition der Resistance in Frankreich bis heute zu stark.
2) In Frankreich brennen bis heute KEINE Häuser – im Unterschied zur langen Kette in Deutschland (Mölln, Solingen, Rostock-Lichtenhagen usw.). Diese Pogrome liegen dem Wiederaufstieg des deutschen Neonazismus und der AfD zugrunde. Darüber sprechen meine farbigen, mehrsprachig frankophon-deutschen Arbeitskollegen. Wenn ich sie frage, welche Bedenken in der Community in Frankreich diskutiert werden, erhalte ich genau diese Antwort!
Le Pen könnte niemals eine Wahl gewinnen, wenn sie eine Kriegserklärung gegen alle Bürer:innen mit irgendeinem “Migrationshintergrund” in Frankreich abgibt?
Aber über die brennenden Häuser und die Vertreibung aus den “national befreiten Zonen” in Deutschland sprechen deutsche “Qualitätsmedien” nicht. Sie verbreiten vielmehr die Normalisierungsthese, überall in Europa wären Nazis auf dem Vormarsch und daher wäre auch die AfD ziemlich harmlos. Das verbreitet auch die AfD gern im Einklang mit den “Qualitätsmedien”, um für sich Propaganda zu machen – und es ist falsch!
ebo
26. Januar 2024 @ 09:52
Danke, Charles, das ist in der Tat ein wichtiger, historisch bedingter Unterschied!
Viele Medien machen es sich in der Tat zu einfach, wenn sie alle Rechten, Nationalisten und Faschisten in der EU in einen Topf werfen – und zugleich verschweigen, wie “wunderbar” von der Leyen und Scholz mit der Post-Faschistin Meloni zusammenarbeiten!
Art Vanderley
28. Januar 2024 @ 21:49
Auch bei uns sind Rechtspopulisten und Rechtsextreme zwei Paar Stiefel, auch wenn es da Überschneidungen gibt (die es allerdings auch beim RN geben dürfte).
Gerade wenn man beide besiegen will sollte man da differenzieren was, sagen wir, keine wirkliche Stärke der Medienlandschaft ist.
Außerdem wollen wir die „reconquete“ mal nicht vergessen, zu deutsch „Rückeroberung“, die sich hauptsächlich speist aus Wählern denen der RN nicht mehr rechts genug ist, und die bei 6,5 Prozent liegt und jetzt schon so groß ist wie eine kleine deutsche Großstadt, mit mehr als 100 000 Mitgliedern (eigene Angaben).
KK
26. Januar 2024 @ 01:48
Soso, ist ja nicht das erste Mal, dass die extremst Rechte Mdm. Le Pen meint, sich für eine bessere Aussendarstellung von anderen extremst Rechten distanzieren zu müssen – der erste war ja ihr eigener Vater…
umbhaki
25. Januar 2024 @ 21:30
Du weißt, dass du ZU SEHR Nazi bist, wenn nicht mal Marine Le Pen dir noch zustimmen will …
Art Vanderley
25. Januar 2024 @ 19:50
Klingt jetzt besserwisserisch, aber ahnen konnte man die Mäßigung schon, LePen hatte sich in der Vergangenheit schon klar von der ungarischen Jobbik distanziert, die allerdings auch weit rechts von den mittleren Teilen der AfD steht.
Ob der RN jetzt eine verträgliche Alternative darstellt, bleibt dahingestellt, unklar bleiben ihre Vorstellungen vom Sozialen, Ökonomischen und Ökologischen.
Wer weiß, vielleicht tritt tatsächlich, und dann auch inhaltlich, der RN die Nachfolge der konservativen Parteien an, die unlängst genauso geschreddert worden waren wie die Sozialisten. In Frankreich waren es gerade die konservativen Parteien die schon immer ein wenig volatil waren, im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern der EU, wo das entweder auf beide Seiten oder nur auf die Linken zutraf.
Bernard
25. Januar 2024 @ 18:53
“c’est l’hôpital qui se fout de la charité “